Weitere Livestreams des „WAVE“-NetzwerksMit Taylor, Justin und den Scorpions Gravitationswellen erforschen
4. September 2024, von Newsroom-Redaktion
Foto: Barclays Arena
Ende Juli verfolgten bis zu 800 Menschen zeitgleich im Livestream die seismischen Wellen, die vom Taylor-Swift-Konzert im Hamburger Volksparkstadion ausgingen. Dem „WAVE“-Forschungsteam lieferten die Übertragungen wichtige Erkenntnisse – und mit den Konzerten von Justin Timberlake und den Scorpions stehen bereits die nächsten Aufzeichnungen an.
Im gesamten Tunnel des Röntgenlasers European XFEL, der mehr als drei Kilometer vom Volksparkstation entfernt in Schenefeld endet, waren die Schwingungen messbar, die bei den Songs „Love Story“ und „Shake it Off“ während der Taylor-Swift-Konzerte im Juli entstanden. Auch das 19 Kilometer umfassende Glasfaser-Netz der Science City Hamburg Bahrenfeld, das das Forschungsnetzwerk „WAVE“ als seismischen Sensor nutzt, sowie der „PETRA III“-Beschleuniger am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY lieferten während des gesamten Konzerts umfangreiche Aufzeichnungsdaten. Übertragen wurden die Messungen per Livestream.
Diese dienten aber nicht nur der Unterhaltung der Fans: „Natürlich ist es eine tolle Gelegenheit, so unsere Forschung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und zu zeigen, wie dynamisch unser Untergrund ist“, erklärt Prof. Dr. Céline Hadziioannou, Professorin für Seismologie an der Universität Hamburg (UHH). Die Ergebnisse dienten aber auch konkret der Forschung. „Die Lieder haben unterschiedliche seismische Signale ausgesendet. Uns hilft das zum Beispiel zu verstehen, wodurch sie ausgelöst werden, also durch die Bässe der Musik oder durch das Springen des Publikums“, so Prof. Dr. Katharina-Sophie Isleif, Professorin für Messtechnik an der Helmut-Schmidt-Universität und Mitglied des Exzellenzclusters „Quantum Universe“ (QU) an der UHH.
Messinstrumente verbessern und Wellenbewegungen verstehen
Auch die Wege, die die Wellen von ihrem Ursprungsort nehmen, sind sehr aufschlussreich. Daher werden verschiedenste Ereignisse aufgenommen. Nach Taylor Swift waren bereits Sänger Robbie Williams und die Band Deichkind mit ihren Auftritten auf der Trabrennbahn Gäste im Livestream des Forscherteams. Es folgen am 4. September Justin Timberlake und am 13. September die Scorpions – jeweils in der Barclays Arena. Zudem werden zahlreiche Fußballheimspiele des HSV übertragen, aber auch starke Gewitter gehen in die Analysen ein.
Mit den Ergebnissen kann zum einen das Messnetzwerk weiter verfeinert und verbessert werden. Zum anderen können durch das Verständnis der Wellen und ihrer Ausbreitung zukünftig unter anderem Änderungen der Temperatur oder der Bodenfeuchte im Untergrund festgestellt werden. So sind Aussagen über den Einfluss des Klimawandels auf die Stadt möglich. Darüber hinaus sind die Erkenntnisse auch für die Forschung zu Gravitationswellen wichtig, die unter anderem im Exzellenzcluster QU durchgeführt werden.
Da die Experimente zur Detektion dieser kosmischen Signale extrem empfindlich für Vibrationen jeder Art sind, ist es essenziell, mögliche störende Wellen genau zu vermessen und vorherzusagen. Seismische Netzwerke wie „WAVE“ sollen zukünftig dabei helfen, dieses sogenannte Newtonsche Rauschen zu reduzieren. „Wir trainieren uns und das Netzwerk mit den Konzerten und Fußballspielen quasi dafür, bahnbrechende physikalische Entdeckungen zu ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Oliver Gerberding, Professor für Gravitationswellendetektion an der Universität Hamburg.
Eine interdisziplinäre Kooperation
„WAVE“ wird koordiniert von Prof. Hadziioannou und Prof. Gerberding von der Universität Hamburg, Prof. Isleif von der Helmut-Schmidt-Universität sowie Dr. Holger Schlarb vom DESY. Beteiligt sind zudem Forschende des European XFEL und des Deutschen GeoForschungsZentrums Potsdam. Die Livestreams sind über die Seite des Netzwerks abrufbar.
Die Science City Hamburg Bahrenfeld
Direkt am Volkspark Altona gelegen, entsteht im Hamburger Westen auf 125 Hektar die Science City Hamburg Bahrenfeld. Bereits jetzt sind auf dem Forschungscampus neben der Universität Hamburg namhafte Einrichtungen wie das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), die European X-Ray Free-Electron Laser GmbH, das Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie oder das European Molecular Biology Laboratory vertreten. Zudem sind zwei der vier Exzellenzcluster der Universität hier ansässig: „CUI: Advanced Imaging of Matter“ und „Quantum Universe“.
Und das Gebiet wächst weiter: Bis 2040 sollen Forschung, Ausbildung und Unternehmen durch lebendige Wohnquartiere, Sport-, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten ergänzt werden. Ein Autobahndeckel über der A7 und die Verlegung der Hamburger Trabrennbahn sollen den Bau von rund 3.000 neuen Wohnungen und zwei Schulen ermöglichen.
Verantwortlich für die Entwicklung des Geländes ist die Science City Hamburg Bahrenfeld GmbH. Sie betreibt ein Infocenter, das neben Informationen für Besucherinnen und Besucher auch geführte Spaziergänge über das Gelände anbietet. Mehr Informationen dazu und zur aktuellen Entwicklung der Science City Hamburg Bahrenfeld finden sich auf deren Homepage.