Science City Hamburg Bahrenfeld„Da ist schon viel Science in der City – und es soll noch mehr werden“
28. Mai 2024, von Claudia Sewig
Foto: Claudia Höhne
Zukunftsweisende Neubauten, exzellente Spitzenforschung, spannende Ausgründungen und künftig noch mehr Lehre: Nicht nur für die Universität Hamburg, für die ganze Stadt ist die Entwicklung in der Science City Hamburg Bahrenfeld von großer Bedeutung. Prof. Dr. Tilo Böhmann, Vizepräsident für Forschung, erklärt, was dort aktuell und perspektivisch entsteht – und er lädt zum Science City Day ein.
Die Universität Hamburg hat viele Campusse, auf denen innovative Forschung und exzellente Lehre geleistet werden. Warum liegt der Fokus derzeit oft auf der Science City Hamburg Bahrenfeld?
Weil es momentan ein Ort einer besonderen Entwicklung ist. Zum einen wissenschaftlich: Die Science City Hamburg Bahrenfeld ist ein sehr aktiver Wissenschaftscampus mit zwei Exzellenzclustern, mit einer Menge außeruniversitären Partnern und jetzt ganz neu auch mit wichtiger Lehre für Physik. Es ist zudem ein Ort für Innovation: Hier werden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität und Partnern Dinge erfunden und Firmen gegründet. Deshalb kann man sagen: Da ist gerade viel los, da passieren wichtige, spannende Dinge in der Grundlagenforschung, in der Lehre, in der Anwendung und im Transfer.
Gleichzeitig ist es aber auch ein Ort starker baulicher Entwicklungen. Gerade haben wir das Gebäude Albert-Einstein-Ring 8-10 nach dem Umbau eröffnet, wo wissenschaftliche Gruppen aus den digitalen Naturwissenschaften und der Bioinformatik sowie das Grundlagenpraktikum für Physikstudierende eingezogen sind. Perspektivisch werden wir mit dem HAFUN einen neuen Forschungsbau in der Science City für Arbeitsgruppen in der Physik haben, an dem Fragen zwischen Kosmologie und Teilchenphysik zu aktuellen Themen wie Dunkler Materie und den Eigenschaften der Higgs Teilchen beantwortet werden sollen. Und das Ganze ist natürlich auch Teil von städtebaulichen Wettbewerben, bei denen das ganze Quartier neu gedacht wird. Da sieht man schon die Perspektive einer echten Science City aufwachsen, die Wissenschaft, Arbeiten und Wohnen eng verbindet.
Mit welchen Bereichen ist die UHH bereits jetzt dort vertreten, und welche sollen dort künftig angesiedelt werden? Was muss dafür noch gebaut oder umgebaut werden?
Hauptsächlich sind von der Universität Hamburg derzeit bereits Teile der Physik mit verschiedenen Instituten in Bahrenfeld angesiedelt. Darüber hinaus haben wir zum Beispiel die Forschungsbauten HARBOR, das „Hamburg Advanced Research Centre for Bioorganic Chemistry“, an der Schnittstelle von Naturwissenschaften und Lebenswissenschaften, das „Center for Hybrid Nanostructures“, kurz CHYN, das sich um Nanostrukturforschung an der Schnittstelle zur Materialforschung bewegt und das Center for Structural Systems Biology“ CSSB, das einen integrativen strukturbiologischen Ansatz verfolgt. Also eine große Bandbreite an forschungsstarken Einrichtungen!
Ein ganz großer Sprung für die Universität Hamburg wird der Bau des Hörsaalzentrums, des Tagungszentrums und des Learningcenters. Da ist dann durch mehr als 6000 Studierende zusätzliche Dynamik auf den Campus. Daran schließt sich der Neubau für die Chemie an, mit dem ein zentrales naturwissenschaftliches Forschungsfeld in die Science City ziehen wird. Dazu soll ein neues, gemeinsames Rechenzentrum der Hamburger Hochschulen in Bahrenfeld entstehen. Und es gibt Planungen dazu, Teile der Biologie dorthin zu verlagern. Gerahmt wird das Ganze von unseren Exzellenzclustern Quantum Universe (QU) und CUI: Advanced Imaging of Matter, die ihren Sitz auf dem Gelände haben.
Für all das sind unsere Partnerschaften am Campus essenziell, ganz besonders die strategische Partnerschaft PIER mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotrons DESY. Durch die Universität und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem DESY ist schon wirklich viel Science in der City. Jetzt gilt es, dass auch ein attraktiver Campus für Studierende und Forschende entwickelt wird, damit nicht nur die Gebäude und Infrastrukturen exzellent sind, sondern auch zwischen den Gebäuden einladende Orte entstehen.
Was ist das Ziel hinter der Verlagerung von Einrichtungen oder Fakultäten nach Bahrenfeld?
Durch die Verortung werden Voraussetzungen für mehr interdisziplinäre und herausragende Forschung in der Zukunft geschaffen. Die Bündelung wissenschaftlichen Potenzials kann dabei die weitere wissenschaftliche Entwicklung am Standort maßgeblich vorantreiben. Durch die räumliche Nähe unterschiedlicher Disziplinen können Synergien besser genutzt werden, weil dann kluge Köpfe zusammenkommen, aber auch, weil die Zugänglichkeit zu exzellenten Forschungsinfrastrukturen gegeben ist. Damit soll die Science City Hamburg Bahrenfeld als attraktives Umfeld für Spitzenforschung ein Magnet für exzellente nationale und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden.
Alle anderen Standorte der Uni Hamburg verlieren dadurch aber nicht an Bedeutung, oder?
Nein, natürlich nicht! Das ist doch gerade das Interessante: Dass alle drei großen Campusstandorte derzeit eigenständige Campusentwicklungsprojekte durchlaufen, die interessante Perspektiven aufzeigen. Das führt dazu, dass an jedem Standort noch einmal nachgedacht wird, was die spezifischen Stärken und Möglichkeiten des jeweiligen Standorts sind. Das ergänzt sich nachher wunderbar.
Ein Ziel unserer Universität ist die Öffnung in die Gesellschaft. Was bietet die Science City dafür für Chancen?
Ganz aktuell machen wir die Türen auf für alle Interessierte: Am 1. Juni 2024 von 11-19 Uhr beim ersten Science City Day. Dazu laden wir ganz herzlich ein, die vielleicht noch unbekannte Science City kennenzulernen und in die „Suppentöpfe“ der Forschung zu gucken. Diese Öffnung soll auch zeigen, dass die Science City nicht so abgeschlossen ist, wie sie eventuell wirkt, sondern dass sie ein offener Stadtteil ist, der entdeckt werden kann und soll.
Bereits jetzt geben wir dort fast täglich mit dem Physik-Schullabor der Universität Hamburg „Light & Schools“ Schülerinnen und Schülern, aber auch Lehrerinnen und Lehrern einen fantastischen Einblick in die naturwissenschaftliche Spitzenforschung. Das Konzept lässt sich noch weiterdenken, etwa mit „Molecules & Schools“ oder „Cells & Schools“. Oder sogar noch darüber hinaus: In der Science City soll es künftig eine neue Schule geben. Es wäre natürlich toll, wenn das eine naturwissenschaftlich profilierte Schule wäre und wir in eine enge Kooperation gehen könnten, also gemeinsam eine Art „Science School“ schaffen könnten.
Schon jetzt sind wir aber auch auf verschiedenen anderen gesellschaftlichen Ebenen im Austausch in der Science City. So waren etwa am Tag der Deutschen Einheit 200 Bürgerinnen und Bürger aus der ganzen Republik zu Gast auf dem Gelände und haben sich dort auch über das Thema Quantencomputing informiert – das war ein sehr reger Austausch, der zeigt, dass diese Art von Einblickgeben in Grundlagenforschungsprozesse gut gelingen kann.
Darüber hinaus ist die Science City bereits jetzt ein Innovationsinkubator, und das wird sich noch verstärken. Die Erkenntnisse, die dort gewonnen werden, können die Grundlage für neue technische Innovationen sein, die dann in etablierte Unternehmen einfließen oder auch in junge Startups. Durch diese Entwicklung und natürlich durch die dort angesiedelte Forschung von Weltrang ist die Science City ein Talentmagnet, der internationale Spitzenköpfe anzieht. Auch das spielt eine wichtige Rolle für die Metropolregion.
Die Science City Hamburg Bahrenfeld
Direkt am Volkspark Altona gelegen, entsteht im Hamburger Westen auf 125 Hektar die Science City Hamburg Bahrenfeld. Bereits jetzt sind auf dem Forschungscampus neben der Universität Hamburg namhafte Einrichtungen wie das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), die European X-Ray Free-Electron Laser GmbH, das Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie oder das European Molecular Biology Laboratory vertreten. Zudem sind zwei der vier Exzellenzcluster der Universität hier ansässig: „CUI: Advanced Imaging of Matter“ und „Quantum Universe“.
Und das Gebiet wächst weiter: Bis 2040 sollen Forschung, Ausbildung und Unternehmen durch lebendige Wohnquartiere, Sport-, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten ergänzt werden. Ein Autobahndeckel über der A7 und die Verlegung der Hamburger Trabrennbahn sollen den Bau von rund 3.800 neuen Wohnungen und zwei Schulen ermöglichen.
Verantwortlich für die Entwicklung des Geländes ist die Science City Hamburg Bahrenfeld GmbH. Sie betreibt ein Infocenter, das neben Informationen für Besucherinnen und Besucher auch geführte Spaziergänge über das Gelände anbietet. Ohne Voranmeldung können interessierte Bürgerinnen und Bürger jeden Donnerstag um 18 Uhr an einem Rundgang teilnehmen. Die Führungen sind kostenlos; Startpunkt ist am Infocenter Science City, Albert-Einstein-Ring 8-10. Mehr Informationen finden sich auf der Homepage.
Am 1. Juni 2024 von 11 bis 19 Uhr öffnet die Science City Hamburg Bahrenfeld erstmalig ihre Türen und lädt ein, den neuen Wissenschaftsstadtteil im Westen der Stadt zu erkunden. Auch die Universität Hamburg ist mit ihren verschiedenen Einrichtungen und vielen Aktionen vertreten. Hauptveranstaltungsorte sind der Campus Bahrenfeld gegenüber der Trabrennbahn Bahrenfeld und rund um das Science City Infocenter am Albert-Einstein-Ring 8-10. Eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird dringend empfohlen. Alle Veranstaltungen auf dem Gelände sind kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ein detailliertes Programm und weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Science City Days.
Die Pressemitteilung der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB) zum Science City Day 2024 findet sich auf der Homepage der Behörde.