Zum Weltbienentag„Bienen brauchen das ganze Jahr über Nahrungsquellen“
20. Mai 2024, von Claudia Sewig
Foto: UHH/Ohme
Fast 600 Wildbienenarten leben in Deutschland, in Hamburg waren es zuletzt allein 226 Arten. Prof. Dr. Jochen Fründ forscht an der Uni Hamburg zur Netzwerkökologie, mit einem besonderen Augenmerk auf Bienen. Drei Fragen und Antworten zum Weltbienentag am 20 Mai.
Der Weltbienentag geht auf einen Imker zurück. Geht es dabei also nur um die Honigbienen?
Nein, auch wenn viele Menschen bei dem Begriff Biene tatsächlich an die Honigbiene denken. Aber Biene ist nicht gleich Biene: Langsam kommen auch die anderen, fast 600 Wildbienenarten in Deutschland, die sehr unterschiedlich leben, ins Bewusstsein, und auch das soll der Weltbienentag erreichen. Honigbienen werden nicht mehr als wildlebend betrachtet, auch wenn sie einmal bei uns eine heimische, wilde Art waren. Sie gelten jetzt als Nutztiere. Das führt oft zum Konflikt: Geht es beim Bienenschutz um Artenschutz verschiedener Arten, oder um den Erhalt der Honigbienen? Das sind zwei Paar Schuhe – und wird in Naturschutzkreisen derzeit groß diskutiert.
Woran forschen Sie beim Thema Bienen?
Meine Forschungsfeld ist die Netzwerkökologie, da geht es um die Interaktionen von verschiedenen Arten. Wie können zum Beispiel viele Bestäuberarten und viele Blütenpflanzenarten gut zusammenleben? Wo gibt es Konkurrenz? Wie kann man das Blütenangebot so gestalten, dass viele verschiedene Arten dort leben können? Ich habe jetzt zwei Projekte in Hamburg gestartet, bei denen ich mit Hilfskräften Arten kartiere und ihre Interaktionen – auch zwischen Bienen und Pflanzen – dokumentiere: Im Botanischen Garten gibt es eine neu angelegte Blühwiese, die wir über längere Zeit beobachten wollen, und an der Sternwarte gibt es ebenfalls ein Projekt, welches Wildbienen fördern soll, da sind wir auch aktiv.
Was kann man für Bienen tun?
Beide, Honigbienen und Wildbienenarten, profitieren von unterschiedlichen Blühpflanzen. Verschiedenen Wildbienenarten etwa sind auf verschiedene Blüten spezialisiert. Nicht jedes Standardangebot an Saatenmischung für Blühwiesen macht daher Sinn. Auch die zeitliche Verfügbarkeit von Blüten ist ein großes Thema. Bienen brauchen das ganze Jahr über Nahrungsquellen, auch besonders dann, wenn die Blüten an den Bäumen bei uns in der Stadt verblüht sind. Viele kleine Maßnahmen können hier einen Beitrag leisten – am besten wäre es, wenn unterschiedliche Blühpflanzen-Saatmischungen ausgebracht werden, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Bei den solitär lebenden Wildbienen gibt es zudem Konkurrenz auch um Nistplätze, weshalb auch Insektenhotels diesen Arten helfen. Wenn Honigbienen heute noch wild leben würden, würden sie eher mit Säugetieren wie Siebenschläfern und Fledermäusen oder großen Vögeln konkurrieren, da diese alle Baumhöhlen brauchen.
Weltbienentag
Seit 2018 wird der Weltbienentag am 20. Mai gefeiert, ausgerufen von den Vereinten Nationen. Der Tag ist dem kleinen Tier gewidmet, um auf die verschiedenen Arten der Bienen hinzuweisen. Durch Bildung und Aktivitäten soll das Bewusstsein für die wichtige Rolle der Insekten als Bestäuber, mit der sie die biologische Artenvielfalt fördern und Nahrung für Mensch und Tier sichern, erhöht werden.
Der Tag geht zurück auf Anton Janša, der an diesem Tag 1734 im heutigen Slowenien geboren wurde und als Pionier der modernen Imkerei gilt. 1769 wurde er von Kaiserin Maria Theresia zum kaiserlichen und königlichen Imker ernannt, mit der Aufgabe, in Wien auf dem Gebiet der Bienenhaltung zu lehren und zu beraten.
Wie viele Bienenarten genau in Hamburg leben und wie ihr Schutzstatus ist, wird gerade in einer ersten Roten Liste der Wildbienen und Wespen in Hamburg dokumentiert. Das Projekt wurde 2016 durch die Deutsche Wildtier Stiftung ins Leben gerufen.