Universidade Kimpa VitaBotanischer Garten baut Partnerschaft mit Angola auf
14. März 2024, von Claudia Sewig
In der Provinz Uíge, ganz im Norden Angolas, befinden sich die letzten tropischen Regenwälder des zentralafrikanischen Landes. Drei Wochen waren Dr. Thea Lautenschläger und Nils Kleissenberg vom Botanischen Garten der Universität Hamburg in der Region und an der Hochschule Kimpa Vita in Uíge zu Gast, um über eine Kooperation zu sprechen.
„Mit der Hochschule Kimpa Vita in Uíge besteht bereits seit zwölf Jahren eine Kooperation mit der TU Dresden, die ich in meiner Zeit dort begleitet habe“, sagt Dr. Thea Lautenschläger. Auch mit der Übernahme der wissenschaftlichen Leitung des Loki-Schmidt-Gartens (Botanischer Garten der Universität) führt sie die Zusammenarbeit fort. Jetzt soll die Kooperation mit Angola auch mit der Universität Hamburg geschlossen werden.
Bei ihrem dreiwöchigen Aufenthalt im Februar wurde Lautenschläger von Nils Kleissenberg begleitet, dem technischen Leiter des Botanischen Gartens in Klein Flottbek. Beide führten Gespräche unter anderem mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule Kimpa Vita, Mitarbeitenden des Umweltministeriums in Uíge und der Deutschen Botschaft. Und sie machten mehrtägige Exkursionen in die Regenwälder der angrenzenden Berghänge, um Pflanzen zu sammeln und eine Herbarsammlung anzulegen.
Kooperation hat mehrere Ziele
Die Hamburger Delegation verfolgte dabei mehrere Ziele: „Zum einen wollen wir bei dem Auf- beziehungsweise dem Ausbau des Botanischen Gartens der Hochschule Kimpa Vita helfen. Dieser wurde bereits angelegt, ist aber mittlerweile total verwildert. Die neue Leitung will den Garten wieder fördern, auch wenn die Finanzierung nicht einfach sei, wurde uns gesagt“, so Lautenschläger.
Außerdem führten sie Gespräche mit Verantwortlichen im Umweltministerium. „Leider haben wir festgestellt, dass eine Bergkette, die gemeinsam mit dem Umweltministerium unter Schutz gestellt werden soll, in den vergangenen fünf Jahren zur Hälfte entwaldet worden ist. Das ist unglaublich deprimierend. Aber auch deshalb sind unser Engagement und diese Kooperation dort wichtig. Denn dieses Jahr soll im Parlament verabschiedet werden, dass das Gebiet ein Schutzgebiet wird“, berichtet Lautenschläger. Die Entwaldungsrate sei auf Grund der Aktivitäten von illegalen Holzfirmen so hoch, aber auch durch das enorme Wachstum der Bevölkerung, die in die Wälder hineindränge, um dort Landwirtschaft zu betreiben. Aus botanischer Sicht seien die Flächen aber extrem wertvoll und Thea Lautenschläger hat bereits mehrere Berichte für die angolanische Regierung darüber verfasst.
Neuer Afrika-Schwerpunkt
Zwei neue Arten auf dem Gebiet hat sie in den vergangenen Jahren beschrieben, eine Springkraut- und eine Aloe-Art. „Darüber haben auch die lokalen Medien in Angola berichtet. Allerdings wurde behauptet, dass die Pflanzen eine lebensverlängernde Wirkung haben, was wir dann erst einmal wieder richtigstellen mussten“, sagt Lautenschläger. „Wenn wir in Deutschland sagen: ‚Wir haben eine neue Art gefunden‘, dann sehen darin alle Biodiversität und Artenreichtum und freuen sich. In Angola heißt es: ‚Was kann die?‘ Der Aspekt des Nutzens ist dort total wichtig, sonst kann es ja auch weg, und man pflanzt lieber Bananen an.“
Um auch den Besucherinnen und Besuchern des Loki-Schmidt-Gartens die Flora Afrikas näher zu bringen, soll in den neuen Gewächshäusern, die in Klein Flottbek als Interims-Unterbringung für die Pflanzen der zu sanierenden Schaugewächshäuser in Planten un Blomen gebaut werden, nach der Zwischennutzung ein Afrika-Schwerpunkt aufgebaut werden. Damit solle der Fokus auf die wissenschaftliche Bearbeitung von botanischen Sammlungen gelegt werden, sagt Lautenschläger. Hierbei könne die Sammlung verschiedener Hamburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Vergangenheit, hauptsächlich Mittagsblumengewächse aus dem südlichen, trockeneren Afrika, mit den tropischen Pflanzen aus dem angolanischen Uíge kombiniert werden.