Abschluss und dann? UHH-Alumni und ihre Wege in den Beruf
22. März 2023, von Marie Schlicht/Anna Priebe
Foto: UHH, RRZ/MCC, Mentz; Dennis Williamson; privat (2)
Jährlich machen Tausende Studierende hier ihren Abschluss. Hinzu kommen hunderte Promotionen. Die folgenden beruflichen Wege sind bunt und vielfältig. In dieser Reihe erzählen Alumni aus verschiedenen Fakultäten, was sie von der Uni Hamburg mitgenommen haben und wozu sie Studierenden raten. Dieses Mal berichten vier Alumni der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft.
PB-Alumni
Dr. Ann-Kathrin Rogge
- An der Uni: Diplomstudium der Psychologie mit Nebenfach Bewegungswissenschaften (2006–2012), Promotionsstudium in der kognitiven Neurowissenschaft (2013–2019)
- Heute: Projektmanagerin für klinische Studien für ein pharmazeutisches Unternehmen
In meinem Beruf plane und betreue ich wissenschaftliche Studien und ich bin die Schnittstelle zwischen Entwicklung und forschenden Ärztinnen und Ärzten. Ich arbeite also weiterhin sehr wissenschaftlich und profitiere dabei von der guten Ausbildung während der Promotion. Viele der Fähigkeiten, die ich während dieser Zeit erlernt und vertieft habe, kann ich heute in meiner täglichen Arbeit anwenden, etwa zum Studiendesign und zur Auswertung.
Dass ich generell im Bereich der Gesundheitsforschung bleiben möchte, wusste ich schon vor meinem Abschluss. Hier hat mir insbesondere ein Karriere-Coaching geholfen, meine Interessen zu sortieren. Ich habe gleichzeitig mit vielen Menschen gesprochen, deren Job interessant klang, und sie zu ihrem Berufsalltag befragt. Vor allem zum Ende des Studiums kann ich das sehr empfehlen. Das geht über Freunde von Freunden oder über soziale Karrierenetzwerke. Viele Menschen sind bereit, etwas über ihren Job zu erzählen und so kann man sich selbst ein gutes Bild machen, ob diese Tätigkeit passen könnte. Zudem lernt man etwas über Berufsfelder, von denen man möglicherweise noch nie etwas gehört hat und sie deswegen gar nicht auf dem Schirm hatte.
Die größte Herausforderung bei meinem Wechsel von der akademischen Forschung in die forschende Industrie war, dass er in die Corona-Pandemie fiel und Unternehmen nicht auf rein digitale Bewerbungsverfahren eingestellt waren – wenn sie denn Positionen zu besetzen hatten. Da musste man optimistisch und flexibel bleiben.
Dr. Mario Bogdanov
- An der Uni: Promotionsstudium der (2014–2017), Postdoc in der Arbeitsgruppe Kognitionspsychologie bei Prof. Dr. Lars Schwabe (2017–2018)
- Heute: Non-Medical Professional am McLean Hospital in Belmont/ Massachusetts und Postdoctoral Research Fellow an der Harvard Medical School
Als Wissenschaftler forsche ich dazu, wie sich Stress auf das Erleben und Verhalten verschiedener Gruppen auswirkt – etwa auf gesunde Menschen im Vergleich zu Menschen mit psychischen oder neurologischen Erkrankungen. Das war jedoch nicht immer mein Plan, denn zu Beginn meines Bachelorstudiums wollte ich eigentlich Psychologischer Psychotherapeut werden. Im Laufe der Semester hat sich mein Interesse allerdings relativ schnell in Richtung Forschung verschoben. Als ich dann mein Promotionsstudium an der Uni Hamburg antrat, war mein erklärtes Ziel, in der Wissenschaft zu arbeiten.
Inhaltlich hat mich das Thema meiner Doktorarbeit optimal auf mein jetziges Arbeits- und Forschungsfeld vorbereitet – sie sind nahezu identisch. Strukturell ist die universitäre Laufbahn jedoch nicht ohne Hindernisse: Befristete Arbeitsverträge, geringe Planbarkeit sowie – und dieses Hindernis steht mir noch bevor – der Sprung auf eine Professur.
Allgemeine Tipps für ein Promotionsstudium zu geben, ist schwer. Dafür sind die Gegebenheiten sowohl zwischen den Disziplinen als auch innerhalb eines Faches zu verschieden. Vielleicht würde ich dazu raten, trotz aller Begeisterung für das eigene Projekt immer auch ein wenig emotionalen Abstand zu wahren, um besser durch die mit Sicherheit auftretenden schwierigen Phasen der Arbeit zu kommen und nicht aus Frustration aufzugeben. Dazu gehört auch, sich mit Sport oder anderen Hobbys um sich selbst zu kümmern und das Leben abseits der Uni ohne schlechtes Gewissen zu genießen. Und dafür bietet sich Hamburg natürlich ganz besonders gut an.
Dr. Christoph Ramcke
- An der Uni: Studium und Promotion der Sportwissenschaft (Diplom: 1996–2001, Promotion: 2001–2007)
- Heute: Geschäftsführender Gesellschafter der „BGF aktiv GmbH“
Die größte Herausforderung nach meinem Abschluss? Die Firma, die ich parallel zu meinem Studium aufgebaut habe, auf solide und dauerhafte Füße zu stellen. Schon im Studium habe ich mich intensiv damit beschäftigt, mit welchen Formaten man Gesundheitsbewusstsein in Betrieben steigern kann.
Zunächst war ich neben der Selbstständigkeit aber noch in Teilzeit als Referent bei einer Krankenkasse tätig – mein Sohn war gerade geboren und man weiß ja nie, wie sicher die nächsten Aufträge sind. Mittlerweile habe ich diesen „Sicherheitsgurt“ jedoch abgelegt und bin zu 100 Prozent selbstständig im Bereich der Gesundheitsförderung.
Für meinen Karriereweg habe ich aus meinem Studium sehr viel mitnehmen können. Bei uns hieß das Studium noch Projektstudium und ich hatte jedes Jahr mindestens ein Projekt, in dem wir sehr selbstständig in einer Projektgruppe Themen ausgearbeitet haben. Diese Selbstorganisation und das Erarbeiten von Themengebieten ist noch heute oft Grundlage meiner Arbeit. Auch für die Workshops und Keynotes, die ich halte, war mir das Studium als Vorbereitung eine große Hilfe.
Neben inhaltlichen Dingen ist an der Uni aber vor allen auch der Kontakt zu anderen Studierenden wichtig. Darum empfehle ich: Vernetzt euch! Fragt in Seminaren nicht nur danach, was prüfungsrelevant ist, und lasst es auch mal krachen – auch dafür ist das Studium da und dafür sind wir Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler schließlich bekannt.
Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke
- An der Uni: Psychologiestudium auf Diplom (2000–2003), Promotion in Sozialpsychologie (2003–2007)
- Heute: Professor of Leadership and Organizational Behavior an der Kühne Logistics University in Hamburg, Distinguished Research Professor an der University of Exeter
Beruflich habe ich in meinem Leben schon alles Mögliche ausprobiert. Während meiner Schulzeit habe ich in der Küche gejobbt, meine Sommerferien auf dem Bau verbracht und nach dem Abschluss meinen Zivildienst in der Psychiatrie absolviert. Neben dem Studium war ich unter anderem Programmierer bei Designagenturen und habe in der strategischen Unternehmensberatung gearbeitet. Dabei hat mich ein Thema überall beschäftigt: Respekt am Arbeitsplatz. Das habe ich dann zum Thema meiner Promotion gemacht.
Eine akademische Karriere hatte ich zu Anfang allerdings definitiv nicht im Blick. Mir hat es sehr geholfen, viel auszuprobieren, und am Ende hat mich überzeugt, dass ich mich mit meinem Herzensthema beschäftigen kann. So habe ich mich mit den brutalen Unsicherheiten dieser Berufslaufbahn erst sehr spät auseinandersetzen müssen.
Heute versuche ich, das an meine Studierenden weiterzugeben, was ich von meinen ehemaligen Professorinnen und Professoren mitgenommen habe: Sie haben mir gezeigt, wie anders Unterricht aussehen kann, wie man Studierenden-zentriert lehrt, und wie man jungen Menschen etwas zutraut, ohne sie zu überfordern. Sie haben meinen Stil geprägt und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar.
Mein Tipp für die Studierenden ist: Experimentiert so viel ihr könnt. Gradlinig braucht niemand mehr, das kann ChatGPT.