Nachhaltig oder nicht?Die Ökobilanz der Holzverbrennung
10. November 2022, von Sophia Haves
Foto: Pixabay/ Denis Agati
Der Anteil erneuerbarer Energien in der EU soll bis 2030 verdoppelt werden. Dazu gehört auch die Verbrennung von Holz. Leam Mykel Martes ist Experte im Bereich der Weltforstwirtschaft und erklärt, welche Auswirkungen die Holzverbrennung auf unser Klima hat und warum sie als klimaneutral gilt.
Wie wirkt sich die Holzverbrennung auf unser Klima aus?
Das Verbrennen von Holz zum Heizen, Kochen und Beleuchten wird von Menschen seit jeher praktiziert. Bäume nehmen Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf. Durch die Holzverbrennung wird dieser Kohlenstoff freigesetzt und gelangt zurück in die Atmosphäre. Sobald neues Holz nachwächst, nimmt dieses wieder Kohlenstoff auf. Es handelt sich somit um einen zirkulären Kohlenstoffkreislauf mit einer Zeitspanne von Jahrzehnten bis zu einem Jahrhundert – je nachdem, wie lange das verwendete Holz zum Nachwachsen benötigt. Verglichen mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe wurde der in ihnen gespeicherte Kohlenstoff vor Millionen von Jahren gebunden, und es wird dieselben Millionen von Jahren dauern, bis dieser Kohlenstoff wieder in den Lagerstätten fossiler Brennstoffe gebunden ist, wodurch er unser Klima noch sehr lange beeinflussen wird. Wenn wir jedoch die Wälder nachhaltig bewirtschaften, so dass sie in etwa so schnell wachsen wie das geerntete Holz, ist die Menge des in die Atmosphäre abgegebenen und des wieder gebundenen Kohlenstoffs gleich, und die Auswirkungen der Holzverbrennung wären gleich Null.
Wieso zählt Holzverbrennung zu den erneuerbaren Energien?
Erneuerbare Energie stammt aus Quellen, die in einem für den Menschen vertretbaren Zeitrahmen wiederhergestellt werden können. Ein Wald kann innerhalb eines Menschenlebens nachwachsen. Wenn sie nachhaltig gerodet und geerntet werden, können Holz und andere Biomasse somit einen wichtigen Beitrag zur Energieerzeugung leisten.
Welche Holznutzung ist für den Klimaschutz wirklich sinnvoll?
Holz sollte immer für sein bestmögliches Endprodukt genutzt werden. Beispielsweise sind große gerade Stämme von robusten Holzarten sehr wertvoll, weshalb sie für hochwertige Anwendungen wie den Bau verwendet werden sollten. Diese Art der Nutzung ist nicht nur finanziell, sondern auch für den Klimaschutz am sinnvollsten. Hochwertige Bauten haben eine längere Lebensdauer und speichern daher auch Kohlenstoff am längsten. Solange Holz nicht verbrannt wird, befindet sich der enthaltene Kohlenstoff auch nicht in der Atmosphäre. Die Verwendung von Holz anstelle von anderen Materialien wie Beton oder Stahl spart ebenfalls Emissionen durch Substitution. Für den Bau eines Holzhauses werden viel weniger Kohlenstoffemissionen benötigt als für ein Haus aus Beton. Holz, das sich nicht für hochwertige Produkte eignet, sollte für Spanplatten, Zellstoff und Papier und schließlich als Brennstoffquelle verwendet werden, jeweils mit abnehmender Auswirkung auf die Kohlenstoffbindung aufgrund einer abnehmenden Lebensdauer. Die Verbrennung von Holz sollte idealerweise nur für ansonsten unbrauchbare Erntereste, Sägewerksabfälle oder Holz, das das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat, erfolgen.
Leam Mykel Martes ist Mitglied im Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society“ (CLICCS) der Universität Hamburg und beschäftigt sich mit der weltweiten Forstwirtschaft. Zur Zeit ist er PhD Student am Institut für Holzwissenschaften und schreibt dort seine Doktorarbeit.