Karrieretag der Hamburg Research AcademyWie gelingt nach der Promotion der Sprung in den außeruniversitären Arbeitsmarkt?
1. September 2022, von Niklas Keller
Foto: HRA
An der Universität bleiben oder nicht? Viele Promovierende und Promovierte nutzen ihre an der Hochschule erworbenen Fähigkeiten am Ende in Unternehmen. Aber der Weg dorthin hält Hürden bereit. Der „Karrieresprung“ der HRA am 6. Oktober 2022 gibt praktische Tipps und unterstützt bei der Vernetzung.
„Während der Promotion tauscht man sich meist nur mit anderen Promovierenden aus. Es ist aber wichtig, den Blick nach links und rechts zu weiten“, sagt Jannika Bock. Bock ist Alumna der Universität Hamburg und hat in Amerikanistik promoviert. Mittlerweile arbeitet sie bei Google Deutschland und unterstützt deutsche Handelsunternehmen und Industrieverbänden in ihrer digitalen Transformation. Mit ihren Erfahrungen möchte sie andere Promovierende und Promovierte unterstützen. Deswegen spricht sie beim „Karrieresprung“ 2022 auf dem Podium unter anderem mit Katharina Fegebank, der Zweiten Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Hamburgs, über Karrieren außerhalb der Wissenschaft.
Probleme lösen in der Doktorarbeit – und im Unternehmen
Während des Studiums war der außeruniversitäre Arbeitsmarkt für Jannika Bock keine Option. Sie habe immer eine akademische Laufbahn angestrebt, sagt sie. Doch durch Zufälle und die Bereitschaft, andere Wege einzuschlagen, habe sie direkt nach der Promotion bei Google begonnen. Auch wenn es nicht für alle gleich offensichtlich gewesen ist, habe die Promotion sie gut darauf vorbereitet. „Beim Schreiben der Doktorarbeit identifiziert man ein unbekanntes Problem, teilt es in kleinere Aufgaben auf – und am Ende löst man es“, erklärt Bock. Diese Arbeitsweise brauche man überall – auch außerhalb der Universität. Außerdem lerne man in dieser Phase, sich selbst zu disziplinieren und über einen langen Zeitraum das Engagement für ein Thema aufrecht zu erhalten.
Jannika Bock schrieb in ihrer Doktorarbeit über einen Philosophen aus dem 19. Jahrhundert. Auf den ersten Blick qualifiziert dies nicht für eine Rolle in einem Unternehmen. „Meine Führungskraft hat es nicht interessiert, dass ich mich mit einem historischen Thema auseinandergesetzt habe. Aber es war relevant, wie ich es getan habe“, sagt Bock.
Als Promovierende die richtige Sprache sprechen
Auch Linda Jauch ist der Meinung, dass die Promotion viele relevante Fähigkeiten vermittelt. Sie organisiert als Referentin der Hamburg Research Academy den diesjährigen Karrieretag. „Beim Karrieresprung zeigen wir Promovierenden und Promovierten, dass sie bestens für die Wirtschaft gerüstet sind – die meisten haben Fähigkeiten im Projekt- und Zeitmanagement, können Mitarbeitende anweisen, kommunizieren, präsentieren und haben häufig sogar interkulturelle und sprachliche Kompetenzen“, so Jauch. Es hapere nur häufig daran, diese Fähigkeiten für neue Arbeitgeberinnen und -geber zu übersetzen. „Mit einer Liste eigener Publikationen und eingeworbener Drittmittel kommt man oft nicht weit“, so Jauch. Der Karrieretag zeige mit einer Mischung aus Workshops, Lunchtalks, CV-Checks und Kurzberatungen, wie man die Kompetenzen aus der Uni in das Anforderungsprofil von Unternehmen übertragen könne.
Und es gibt weitere Hürden, die beachtet werden müssen: „Man sollte sich bereits während der Promotion auch mit anderen Karriereoptionen jenseits der Wissenschaft beschäftigen. Als Postdoc ist es gut, nicht zu lange auf eine Karriereentscheidung zu warten, auch damit man sich viele berufliche Chancen offenhält.“ Hin und wieder höre man bei Unternehmen die Zahl 35 als Altersgrenze für einen erfolgreichen Wechsel aus der Wissenschaft in die Wirtschaft, aber durch den Fachkräftemangel weiche diese Faustformel langsam auf. Außerdem rät die Referentin für Nachwuchsförderung, dass man eine Arbeit außerhalb der Wissenschaft keinesfalls als Plan B ansehen sollte. „Unternehmen ist es wichtig, dass Promovierte wissen, was und wohin sie wollen“, so Jauch.
Unterstützung finden beim diesjährigen Karrieresprung
Linda Jauch rät dazu, sich professionellen Rat einzuholen, sollte man eine Tätigkeit im außeruniversitären Bereich anstreben: „Viele Professorinnen und Professoren waren selbst ausschließlich in der Wissenschaft aktiv. Deswegen sollte man sich unbedingt von Stellen wie der Hamburg Research Academy beraten lassen, um eine andere Perspektive zu erhalten“, so Jauch.
Sie selbst hat in England promoviert, wo der Umgang mit weiteren Karrierewegen ein völlig anderer sei. „Der Weg raus aus der Wissenschaft ist dort keine Alternative, sondern ganz normal. „In Deutschland ist das einzige Ziel vieler Promovierender immer noch nur die Professur. Aber auch das ändert sich langsam.“
Dass es auch anders geht, zeigt der Karrieresprung am 6. Oktober 2022. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler können sich über die Seiten der Hamburg Research Academy für die Veranstaltung anmelden.
Was passiert beim Karrieresprung 2022?
Mögliche Berufsbilder kennenlernen, mit potenziellen Arbeitgeberinnen und -gebern persönlich in Kontakt treten und den nächsten Karriereschritt vorbereiten. Besucherinnen und Besucher erwartet ein vielfältiges Programm, das speziell auf Promovierende und Promovierte zugeschnitten ist:
- Podiumsgespräche zu Karrieren außerhalb der Wissenschaft
- Markt der Möglichkeiten mit Unternehmen und Einrichtungen
- Workshops rund um den außeruniversitären Berufseinstieg
- Lunch-Talks mit Unternehmensvertretungen
- CV-Check und Kurzberatung
- CV-Fotoshooting
Die Hamburg Research Academy ist die gemeinsame Einrichtung für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Der Karrieresprung 2022 wird in Kooperation mit dem Team Talent Services von Hamburg Invest ausgerichtet.