Positive Ergebnisse, aber auch HandlungsbedarfErster Hamburger Bewegungsbericht veröffentlicht
4. August 2022, von Anna Priebe
Foto: Sportamt Hamburg
Hamburg ist offiziell eine „Active City“. Ein Forschungsteam der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft begleitet das Konzept wissenschaftlich und hat nun den ersten „Hamburger Bewegungsbericht“ vorgestellt. Projektleiter Dr. Nils Schumacher erklärt die Ergebnisse.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse des Hamburger Bewegungsbericht?
Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass Hamburgerinnen und Hamburger vor der COVID-19-Pandemie im bundesweiten Vergleich körperlich besonders aktiv waren. Hamburg ist also tatsächlich eine ‚Active City‘.
In Erhebungen mit mehr als 10.000 Hamburgerinnen und Hamburger im Alter von 20–69 Jahren zeigte sich, dass mehr als 60 Prozent der befragten Hamburgerinnen und Hamburger in ihrer Freizeitgestaltung der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation zur körperlichen Aktivität entsprachen. Ihr zufolge sind mindestens 150 bis 300 Minuten moderat-intensiver Bewegung oder 75 bis 150 Minuten hoch-intensiver Bewegung pro Woche optimal. Zudem bewältigten bereits drei Viertel der Befragten Strecken zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Schule körperlich aktiv, also etwa zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ist zudem, dass wir zu wenig aussagekräftige Daten zur körperlichen Aktivität und motorischen Entwicklung von Kindern- und Jugendlichen in Hamburg haben. Um Angebote zielgruppengerecht zu entwickeln, braucht es eine solide Datenbasis.
Also liefert der Bericht Grund zur Freude?
Durchaus, aber es gibt auch Handlungsbedarf: So ist auffällig, dass Hamburger Frauen mit niedrigerem Bildungsstand deutlich seltener das gesundheitsrelevante Mindestmaß an körperlicher Aktivität in ihrer Freizeit erreichen und gleichzeitig häufiger intensiv körperlich arbeiten müssen.
Ebenso verdeutlichen die Daten zur Schwimmfähigkeit von Kindern den Aufhol- und Handlungsbedarf nach der COVID-19-Pandemie im Bereich des Schulschwimmens. Fast zwei Drittel der Kinder in Hamburg erreichten vor der Pandemie mindestens ein Bronze-Abzeichen in der Klassenstufe 4. Das waren deutlich mehr als bundesweit, wo der Wert 2017 laut der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft bei 41 Prozent lag. Im pandemiegeprägten Schuljahr2020/21 konnten allerdings lediglich 34 Prozent der Kinder in Klassenstufe 4 sicher schwimmen.
Wie geht es nun weiter?
Hamburg ist eine von wenigen ‚Global Active Cities‘, die auf eine evidenzbasierte Beratung setzen, um zukünftig unter Berücksichtigung der spezifischen Strukturen in der Stadt Risikofaktoren und -gruppen für einen Mangel an Bewegung zu identifizieren und Maßnahmen datenbasiert begründen zu können. Das hat Modellcharakter und wir werden kontinuierlich über das Bewegungsverhalten der Hamburgerinnen und Hamburger berichten und damit evidenzbasiert unterstützen, Hamburg körperlich noch aktiver zu machen.
In diesem Sinne soll die institutions- und ressortübergreifende Zusammenarbeit weiter ausgebaut und nachhaltig verankert werden. So wollen wir etwa in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf Basis der Ergebnisse des Bewegungsberichts gemeinsam weiterführende Analysen durchführen.
Die Auswirkungen der Pandemie auf das Bewegungsverhalten der Erwachsenen und älteren Erwachsenen zu analysieren, wird zum Beispiel zukünftig eine wichtige Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung sein. Zudem arbeiten wir wie gesagt daran, weitere Daten für Kinder und Jugendliche aus Hamburg zu generieren.
Der Bewegungsbericht
Der erste „Hamburger Bewegungsbericht“ (PDF) entstand im Rahmen des Projekts „Scientific Support Active City“, das 2019 initiiert wurde, um die breit angelegte Großstadtstrategie „Active City“ zur Förderung der Bewegung in der Stadt wissenschaftlich zu begleiten. Neben der Behörde für Inneres und Sport wird das Projekt von der Sozialbehörde sowie der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke getragen. Geplant ist im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung eine kontinuierliche Evaluation des Bewegungsverhaltens verschiedener Altersgruppen. Die Ergebnisse sollen auch den Hamburgerinnen und Hamburgern zur Verfügung gestellt werden, aber vor allem der Stadt bei der Entwicklung von Strategien helfen. Dazu werden auch Empfehlungen für die Förderung der Gesundheit und von Bewegung in der Stadt ausgesprochen. Der Bericht wurde diese Woche offiziell vorgestellt.