Die Uni Hamburg als Ausgangspunkt für GründungenAuf die Plätze, fertig, Start-up ... Teil 2
1. Oktober 2021, von Tim Schreiber/Anna Priebe
Foto: Uniberry GmbH
Gründen, aber wie? An der Uni Hamburg gibt es nicht nur zahlreiche Beispiele für spannende Start-ups, sondern auch umfangreiche Unterstützungsangebote für Gründungsinteressierte. Wir stellen in den drei Teilen dieser Reihe neun junge Unternehmen sowie ihre Gründerinnen und Gründer vor.
Ob technische Innovationen, besondere Lernangebote oder Instrumente für mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Konsum: Viele aktive und ehemalige Mitglieder der Universität setzen ihre spannenden Geschäftsideen mit eigenen Start-ups in die Tat um. Manche entwickeln ihre Konzepte bereits im Studium, andere starten erst nach ihrem Abschluss durch – doch sie alle profitieren von ihrer Ausbildung sowie von zahlreichen universitären Förderungsmöglichkeiten, die in der neuen Transferagentur gebündelt sind.
Innovative Start-ups – Teil 2
Was ist unsere Idee:
Ein häufiges Problem des Bestellens im Internet: Paketzustellerinnen und -zusteller stehen vor verschlossenen Türen, niemand ist zu Hause, das Paket muss mitgenommen und später in einer Postfiliale abgeholt werden. „Comydo" digitalisiert das Schlüsselmanagement und macht bestellte Pakete zu Schlüsseln. Unser System nutzt Bar- und QR-Codes für die Zutrittskontrolle – zum Beispiel zu Wohnhäusern. Diese Codes sind auf Paketen bereits vorhanden oder werden über unsere Plattform erstellt. So ermöglicht das System flexiblen Zugang für wechselnde Personenkreise. Das ist für Paketboten und Wohnhäuser denkbar, aber auch für Unternehmen, die Gästen Zutritt gewähren wollen. Auf Wunsch kann die Anwendung ganz ohne App oder Transponder genutzt werden. „Comydo“ ist damit das Ideale Zutrittssystem für ganz verschiedenen Nutzungsszenarien der Sharing Economy.
Wie sind wir darauf gekommen:
Felix und Julian haben Wirtschaftsinformatik an der Uni Hamburg studiert. Julian hat später am Institut für Logistik und Transport promoviert und dabei Felix kennengelernt. Hier haben die beiden viel mit den Sorgen und Nöten der Paketdienstleister zu tun gehabt und gemeinsam überlegt, wie man das Problem digital lösen könnte. Felix hat dann im Rahmen seiner Bachelorarbeit erste Prototypen entwickelt und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen angestellt.
So unterstützt uns die Uni bzw. so profitieren wir von unserem Studium an der UHH:
Das Gründerzentrum der Uni hat uns bei der Beantragung eines EXIST-Gründerstipendiums unterstützt. Als uns dieses schließlich gewährt wurde, hat uns die Uni im Rahmen des Stipendiums Büroräume und die Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Außerdem wurden wir bei der Patentanmeldung von der Uni unterstützt.
Was ist unsere Idee:
Wir möchten Nachhaltigkeit im Hygiene- und Kosmetikbereich einfacher und attraktiver für Normalverbraucherinnen und -verbraucher machen. Das Umdenken ist schon da, allerdings muss man als Konsumentin und Konsument für nachhaltigere Produkte oftmals noch Abstriche beim Preis, der Handhabung oder den gewohnten Produkteigenschaften machen. Das möchten wir ändern! Deshalb haben wir die erste nachfüllbare Zahncreme entwickelt. Sie kommt in einem Braunglas-Spender in zwei verschiedenen Größen und kann mit einem vollständig recycelbaren Nachfüllbeutel beliebig oft aufgefüllt werden. Neben dem ästhetischen Design überzeugt sie durch wenige, aber sinnvolle Inhaltsstoffe, die zu 98,85 Prozent natürlichen Ursprungs sind. Mit unserem Refill-System können bis zu 90 Prozent Kunststoff im Vergleich zu herkömmlichen Zahncremetuben eingespart werden.
Wie sind wir darauf gekommen:
Wir haben schon während des Studiums den Wunsch entwickelt, uns beruflich für die Umwelt einzusetzen. Insbesondere dem enormen Verpackungsmüll in privaten Haushalten wollten wir uns widmen. Als wir im Rahmen eines Seminars einen Businessplan schreiben sollten, war es schnell klar, dass unsere Idee zu einer Reduzierung des Pro-Kopf-Abfalls beitragen soll. Wir haben die Produkte in unserer Wohnung genau angeschaut und sind somit auf die Zahncreme gekommen. Herkömmliche Zahncreme-Tuben halten gerade mal zwei Monate, während die Haltbarkeit meistens ein Jahr übersteigt. Außerdem ist das Material oftmals nicht recycelbar – hier gab es also viel Luft nach oben.
So unterstützt uns die Uni bzw. so profitieren wir von unserem Studium an der UHH:
Da die Gründungsidee während unseres Studiums entstand, hat die Universität bereits zu Beginn eine wichtige, unterstützende Rolle für uns gespielt. Zum einen hat uns unser Studium - Sozialökonomie mit dem Schwerpunkt BWL und der Vertiefung Finanzen - das Wissen mitgegeben, ohne das wir hätten gar nicht gründen können. Einen Businessplan zu schreiben und unsere Idee dadurch wirklich einmal gründlich zu durchdenken, war für uns der Startschuss. Wir haben gemerkt, dass unser Vorhaben realistisch ist und konnten den Businessplan nutzen, um uns für Finanzierungen zu bewerben. Zum anderen haben wir das EXIST-Gründerstipendium erhalten, welches explizit auf Gründungen aus der Hochschule ausgerichtet ist. Ohne die Universität und insbesondere unseren Mentor Prof. Dr. Sebastian Späth wäre das nicht möglich gewesen.
Was ist unsere Idee:
Wir nehmen uns der Aufgabe an, digitale Lernmaterialien zu entwickeln, die einen inklusiven Unterricht fördern. Zu Beginn arbeiten wir an einer Lern-App, die Lehrkräfte in der Grundschule darin unterstützen soll, ihren Mathematikunterricht individueller und barrierefreier zu gestalten. Dabei möchten wir Schülerinnen und Schüler einen maßgeschneiderten Unterricht ermöglichen. Hierzu werden nicht nur die Lerninhalte individualisiert, sondern die gesamte Lernumgebung auf den Aufmerksamkeitsumfang des Kindes angepasst. Die App richtet sich daher an alle Grundschulkinder, unabhängig von Begabung und mathematische Kompetenzen.
Wie sind wir darauf gekommen:
Unser Mitgründer Dr. phil. des. Torben Rieckmann hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter sehr viel zur Trisomie 21, dem Down-Syndrom, geforscht. In seinem Promotionsprojekt hat er herausgefunden, warum die traditionellen Lernmaterialien für Kinder mit Trisomie 21 oft nicht geeignet sind. Gemeinsam mit Kindern mit Trisomie 21 entwickelte Torben ein neues Lernmaterial, auf das wir aufbauen. Die digitalen Lernmaterialien, die es für den Grundschulbereich gibt, schöpfen die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht richtig aus. Wir sind überzeugt, dass wir neben den führenden Apps, die oft nur digitalisierte Arbeitsblätter darstellen, bestehen und damit den Mathematikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler verbessern können.
So unterstützt uns die Uni bzw. so profitieren wir von unserem Studium an der UHH:
Wir sind sehr stolz, Prof. Dr. habil. André Frank Zimpel als Mentor unseres Projektes gewonnen zu haben. Neben seiner Lehrtätigkeit in der Erziehungswissenschaft ist er Leiter des Zentrums für Neurodiversitätsforschung. Darüber hinaus unterstützt uns die Gründungsberatung „beyourpilot“ von Anfang an intensiv in Gründungs- und Finanzierungsfragen.
Gründungsunterstützung an der Uni Hamburg
Die Universität Hamburg bietet Gründungsinteressierten aller Statusgruppen über die Transferagentur zahlreiche Unterstützungsangebote. Beim Gründungsservice können Projektideen vorgestellt werden, um die nächsten Schritte zu planen und alle wichtigen Informationen rund um Voraussetzungen, Vorschriften und Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten. Darüber hinaus gibt es unter anderem eine Förderungsdatenbank, in der verschiedene Fonds und Finanzierungsoptionen wie das Gründungsstipendium „exist“ dargestellt sind und recherchiert werden können, sowie eine Übersicht über Netzwerke inner- und außerhalb der Universität, etwa die Hamburg Innovation GmbH oder das hochschulübergreifende Projekt „beyourpilot“.