Die Uni Hamburg als Ausgangspunkt für GründungenAuf die Plätze, fertig, Start-up ... Teil 1
24. September 2021, von Tim Schreiber/Anna Priebe
Foto: Vulvani
Gründen, aber wie? An der Uni Hamburg gibt es nicht nur zahlreiche Beispiele für spannende Start-ups, sondern auch umfangreiche Unterstützungsangebote für Gründungsinteressierte. Wir stellen in den drei Teilen dieser Reihe neun junge Unternehmen sowie ihre Gründerinnen und Gründer vor.
Ob technische Innovationen, besondere Lernangebote oder Instrumente für mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Konsum: Viele aktive und ehemalige Mitglieder der Universität setzen ihre spannenden Geschäftsideen mit eigenen Start-ups in die Tat um. Manche entwickeln ihre Konzepte bereits im Studium, andere starten erst nach ihrem Abschluss durch – doch sie alle profitieren von ihrer Ausbildung sowie von zahlreichen universitären Förderungsmöglichkeiten, die in der neuen Transferagentur gebündelt sind.
Innovative Start-ups – Teil 1
Was ist unsere Idee:
Vulvani ist die digitale Bildungsplattform rund um die Bereiche Menstruation, Zyklusgesundheit und Sexualität. Wir entwickeln zu diesen vermeintlich unangenehmen Themen interaktive Online-Kurse, die in der Benutzung Spaß machen und durch die Menschen unkompliziert und spielerisch Wissenslücken über den weiblichen Körper schließen können. Ergänzend geht das auch mit unserem Online-Magazin sowie über unsere Social-Media-Kanäle. Unsere Vision ist es, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, mehr über den eigenen Körper zu lernen.
Wie sind wir darauf gekommen:
Britta hat mit Mitte 20 zum ersten Mal von Free Bleeding, also der bewussten Menstruation ohne Periodenprodukte, gehört. Das war für sie persönlich der Schlüsselmoment, um sich intensiver mit Themen rund um den weiblichen Körper auseinanderzusetzen. Gespräche im persönlichen Umfeld haben gezeigt: Das Thema ist noch viel zu oft tabuisiert. Als erfahrener Gründer hat Jamin aus dieser Erfahrung die Idee für ein Geschäftsmodell entwickelt. Es war schnell klar: Wir wollen gemeinsam etwas bewegen und Aufklärung über den weiblichen Körper modernisieren.
So unterstützt uns die Uni bzw. so profitieren wir von unserem Studium an der UHH:
Britta hat an der Universität Hamburg bis 2016 ihren Master in Lateinamerika-Studien gemacht. Nach der Gründung unseres Start-ups 2020 haben wir uns nach Fördermöglichkeiten erkundigt und sind so quasi an die Uni zurückgekehrt. Hier werden wir seit August 2020 über beyourpilot von der Gründungsberaterin Dr. Bettina Otto betreut. Zudem wurden wir im Mai 2021 im „Startup Dock“ aufgenommen. Es ist sehr schön, Support von der ehemaligen Uni zu bekommen und sich im lokalen Startup-Ökosystem zu vernetzen.
Was ist unsere Idee:
Mit dem fortschreitenden globalen Klimawandel verändern sich auch regional die Wetter- und Klimacharakteristiken, zum Bespiel werden Extremwetterereignisse häufiger und stärker. Das haben wir zuletzt bei den tragischen Überflutungen infolge von Starkregen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gesehen. Unternehmen stehen mit ihren weltweiten Infrastrukturen und verzweigten Lieferketten vor der fundamentalen Herausforderung, solche unterschiedlichen Klimarisiken zu berücksichtigen, um sich zukunftssicher aufzustellen. Hierfür arbeiten wir an einer Lösung, für die wir komplexe Daten wissenschaftlicher Klimamodellrechnungen analysieren und in unternehmerisch nutzbare Kennzahlen übersetzen. Mit der sogenannten „Climtelligence Solution“ können Unternehmen weltweit und mit einem Blick ihre individuellen physikalischen Klimarisiken erfassen und diese Information in ihr Risikomanagement integrieren. Mit unserer Lösung wollen wir einen Beitrag zu einer resilienteren und damit nachhaltigeren Welt leisten.
Wie sind wir darauf gekommen:
Während unser langjährigen Forschungstätigkeit, unter anderem an der Uni Hamburg, zu den notwendigen Anpassungen an die Folgen des Klimawandels zeigte sich, dass Unternehmen Klimarisiken ernst nehmen, häufig aber keine eigene Expertise dazu haben und auch keine Dienstleister kennen, welche sie dabei unterstützen können. Daraus entstand unsere Motivation, mit „repath“ Klimadaten gezielt für Unternehmen nutzbar zu machen.
So unterstützt uns die Uni bzw. so profitieren wir von unserem Studium an der UHH:
Wir sind seit Juli in der glücklichen Position, durch ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert zu werden. Im Rahmen der Antragsstellung haben wir hilfreiche Unterstützung durch die Uni Hamburg erhalten. Durch ihre Transferagentur – insbesondere durch Bettina Otto und Kea Glaß –, aber auch durch die hochschulübergreifenden Initiativen „Hamburg Innovation“, „beyourpilot“ und „Startup Dock“, erhalten wir weitere wertvolle inhaltliche und administrative Unterstützung. Gefördert werden wir zudem durch unsere Mentorin Prof. Dr. Johanna Baehr. Sie ist mit ihrer Expertise in der Klimamodellierung eine sehr wichtige Impulsgeberin für unsere inhaltliche Produktentwicklung. Wir schätzen ihre uneigennützige Unterstützung sehr. Über sie sind wir auch mit dem Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Uni assoziiert.
Was ist unsere Idee:
Mit unserer Getränkemarke D'cada sind wir dabei, den Markt für fair gehandelte Getränke in Europa zu revolutionieren. Unsere D'cada-Getränke sind stille Bio-Limonaden mit exotischen Geschmäckern, derzeit erhältlich in drei tropischen Geschmacksvarianten. Als Unternehmen sind wir in Hamburg ansässig, die gesamte Wertschöpfung unserer Produkte passiert jedoch bereits im Ursprung unserer biologischen Zutaten in Kolumbien, um somit einen möglichst großen sozialen Impact erreichen zu können.
Wie sind wir darauf gekommen:
Nach meinem Bachelorstudium an der UHH bin ich nach Südamerika gereist. Vor Ort habe ich, gemeinsam mit meinem größeren Bruder Henrik, viele Chancen erkannt, wie z. B. große Fruchtvielfalt, interessante exotische Zutaten, relativ wenige innovative Produkte. Gleichzeitig habe ich viele Probleme, wie z. B. Armut auf dem Land und wenig Bewusstsein für ökologischen Anbau oder Abfallvermeidung, gesehen. Dies hat uns auf die Idee gebracht, vor Ort das erste Bio-zertifizierte Getränk des Landes herauszubringen und somit ein Leuchtturmprojekt im Bereich Nachhaltigkeit in der Region Lateinamerika zu schaffen.
So unterstützt uns die Uni bzw. so profitieren wir von unserem Studium an der UHH:
Erstens hat mir das Wissen durch den abgeschlossenen Bachelor of Science im Studiengang Betriebswirtschaftslehre mit dem gewählten Schwerpunkt Supply-Chain-Management geholfen, Know-how für eine derartige Gründung einer Firma mitzubringen. Zweitens war ich auch nach dem Studium noch mit verschiedenen Professoren von mir weiterhin im Austausch, beispielsweise um Ideen und Feedback für den Businessplan oder auch Themen wie die Finanzierung der Firma zu bekommen.
Gründungsunterstützung an der Uni Hamburg
Die Universität Hamburg bietet Gründungsinteressierten aller Statusgruppen über die Transferagentur zahlreiche Unterstützungsangebote. Beim Gründungsservice können Projektideen vorgestellt werden, um die nächsten Schritte zu planen und alle wichtigen Informationen rund um Voraussetzungen, Vorschriften und Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten. Darüber hinaus gibt es unter anderem eine Förderungsdatenbank, in der verschiedene Fonds und Finanzierungsoptionen wie das Gründungsstipendium „exist“ dargestellt sind und recherchiert werden können, sowie eine Übersicht über Netzwerke inner- und außerhalb der Universität, etwa die Hamburg Innovation GmbH oder das hochschulübergreifende Projekt „beyourpilot“.