Eröffnung der Ausstellung „Farbe trifft Landkarte“Forschungsergebnisse im Museum
27. August 2021, von Christina Krätzig

Foto: Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv
Eine Ausstellung präsentiert erste Ergebnisse des Forschungsverbundes „Kolorierte Landkarten“. Der Verbund wurde von 2018 bis Mitte 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Universität Hamburg mit ihrem Exzellenzcluster Understanding Written Artefacts und ihrem Centre for the Study of Manuscript Cultures war an dem Projekt beteiligt.
Die Ausstellung „Farbe trifft Landkarte" zeigt im „Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt“ europäische und ostasiatische Landkarten, die zwischen dem 15. und 20. Jahrhundert entstanden sind. Im Mittelpunkt stehen ihre Farben, denn sie geben den Landkarten ihre Bedeutung: „Sie vermitteln Informationen und Weltsichten, die nicht unbedingt objektiv sein müssen. Die Farbgebung einer Karte kann auch auf die wirtschaftliche Nutzbarkeit oder die politische Zugehörigkeit der dargestellten Gebiete zielen“, erklärt Prof. Dr. Oliver Hahn, der gemeinsam mit Prof. Dr. Jochen Schlüter und Dr. Peter Zietlow von Seiten der Universität Hamburg an der Ausstellung beteiligt ist.
Karten können koloniale Gebietsansprüche ausdrücken oder vorbereiten – oder selbst in Folge kolonialer Übergriffe in Sammlungen gelangt sein. Dieser Verdacht beschäftigt Forschende beispielsweise im Fall einer chinesischen Kartenrolle, die wahrscheinlich während des so genannten „Boxerkriegs" 1900/1901 aus dem Kaiserpalast in Peking geplündert wurde. Ihre Provenienz wird derzeit untersucht.
Neben der Symbolik und kulturellen Bedeutung einzelner Farben thematisiert die Ausstellung auch die materielle Zusammensetzung, die Herstellung und den Handel mit Farben. Farbmittel wie Zinnober, Karmin oder Indigo wurden weit gehandelt und geben Aufschluss über den Austausch zwischen Ostasien und Europa. So wurde das 1704 durch Zufall in Preußen entdeckte „Berliner Blau“ – eine chemische Verbindung, die unter anderem Eisen-Ionen enthält – schnell in ganz Europa wie auch in Asien auf Karten eingesetzt.
Die 59 gezeigten Landkarten stammen aus dem Fundus des Museums am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv sowie der Commerzbibliothek. Das Mineralogische Museum der Universität Hamburg ergänzt die Exponate um Mineralien.
Die Ausstellung ist vom 26. August 2021 bis zum 30. Januar 2022 im Museum an der Rothenbaumchaussee 64 zu sehen. Am Eröffnungswochenende lädt das Museum zu zahlreichen Veranstaltungen ein, darunter Führungen mit Kuratorinnen und Kuratoren, Live-Messungen an alten Landkarten oder zu einer Farbwerkstatt für Kinder.