Fachkommission Fluchtursachen legt Abschlussbericht vor„Die Klimakrise verschlechtert die Lebensbedingungen vieler Menschen“
18. Mai 2021, von Christina Krätzig
Foto: G. Shahane/unsplash
Wie lassen sich die Ursachen von Flucht und Vertreibung mindern – und welchen Beitrag kann hierbei Deutschland leisten? Dies haben 24 Expertinnen und Experten im Auftrag der Bundesregierung untersucht, darunter Prof. Dr. Jürgen Scheffran von der Universität Hamburg.
Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Zahl der Flüchtlinge weltweit nahezu verdoppelt: von 10,5 Millionen Menschen im Jahr 2010 auf 20,4 Millionen im Jahr 2019. Stark zugenommen hat auch die Zahl derjenigen, die durch Krisen und Konflikte innerhalb ihres eigenen Landes vertrieben wurden. Warum das so ist und was Flucht und Migration auslöst, hat die Fachkommission Fluchtursachen seit 2019 untersucht.
Zu den wichtigsten Ursachen für Flucht und Vertreibung gehören Krieg, Verfolgung, das Versagen staatlicher Institutionen und eine allgemeine Perspektivlosigkeit. Absehbar sei zudem, dass die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Covid-19-Pandemie diese Treiber künftig verstärken werden, stellt die Fachkommission fest. Zudem spielen bereits heute Umweltzerstörung und Klimawandel eine wichtige Rolle.
„Die globale Erwärmung verschlechtert die natürlichen Lebensgrundlagen vieler Menschen in ärmeren Regionen. Dadurch verschärfen sich Ungerechtigkeit, Konflikte und Vertreibung. Reiche Länder sind besonders verantwortlich, Umwelt- und Klimaschutz zu verstärken. Eine engere Nord-Süd-Zusammenarbeit ist erforderlich, um eine klimafreundliche Entwicklung zu forcieren", erklärt Prof. Jürgen Scheffran.
Jürgen Scheffran ist einer von 24 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politikberatung, aus internationalen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, die an dem Bericht beteiligt waren. Der Professor für Integrative Geographie leitet die Forschungsgruppe Klimawandel und Sicherheit (CLISEC) an der Universität Hamburg und ist Mitglied im Exzellenzcluster Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS).
Neben der Analyse der Fluchtursachen legt die Fachkommission 15 konkrete Handlungsempfehlungen für Deutschlands künftiges Engagement vor. Beispielsweise soll ein Rat für Frieden, Sicherheit und Entwicklung eingesetzt werden und der Aufbau von sozialen Sicherungssystemen in Partnerländern unterstützt werden. Die Handlungsempfehlungen sollen die jetzige wie auch kommende Bundesregierungen bei der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und mit internationalen Organisationen unterstützen.
Diskussion im Livestream
Am 18. Mai 2021 wird der Abschlussbericht der „Fachkommission Fluchtursachen“ an die Bundesregierung im Rahmen der Bundespressekonferenz übergeben. Die Vorstellung des Berichts und den anschließenden Austausch mit der Öffentlichkeit können Interessierte am 18. Mai um 17 Uhr unter www.fachkommission-fluchtursachen.de im Livestream verfolgen. Auch Prof. Jürgen Scheffran wird für Fragen zur Verfügung stehen. Diese können auch zuvor eingereicht werden.