Fachbereich Chemie spendet seine Bestände an Isopropanol400 Liter Desinfektionsmittel für Hamburg
15. April 2020, von Maria Latos

Foto: Pixabay
Desinfektionsmittel sind in Zeiten der Coronakrise vielerorts Mangelware. Deshalb spendet der Fachbereich Chemie Hamburger Pflegeheimen, Arztpraxen und Apotheken seine Vorräte an Isopropanol, dem Hauptbestandteil dieser Mittel.
Professor Dr. Wolfgang Maison leitet das Institut für Pharmazie am Fachbereich Chemie. Er erklärt, wie die Isopropanol-Spende abläuft und beantwortet die Frage, ob man zu Hause selbst Desinfektionsmittel herstellen kann.
Wer ist auf die Idee gekommen, Desinfektionsmittel zu spenden?
Ein Kollege aus Stuttgart hatte geschrieben, dass bei ihnen die Bestände an Isopropanol knapp werden, dem Hauptbestandteil von Desinfektionsmittel. Ich habe bei der Apothekerkammer Hamburg nachgefragt, ob es auch bei uns einen Notstand gibt und erfahren, dass gerade die niedergelassenen Ärzte und Pflegeheime händeringend nach Desinfektionsmitteln suchen. Isopropanol ist ein Alkohol, den wir in hoher Reinheit als Lösungsmittel für zahlreiche Experimente benötigen. Wir kaufen ihn in der Regel in 200-Liter-Fässern, die wir in unserem Lösemittellager abfüllen und lagern. Da bei uns derzeit die experimentelle Forschung weitgehend stillsteht, können wir einen großen Teil dieses Alkohols entbehren.

Wie kommt das Isopropanol zu den Arztpraxen, Apotheken und Pflegeheimen?
Die großen Stahlfässer sind schwer zu handhaben, denn sie haben keinen Zapfhahn wie ein Bierfass. Um daraus etwas ordnungsgemäß abzufüllen, benötigt man eine spezielle Fasspumpe und einen explosionsgeschützten Raum. Anders als in Pflegeheimen oder Arztpraxen haben wir diese Mittel in unserem Fachbereich und können deshalb diese Abfüllung vornehmen. Wir haben das Isopropanol in kleinere Behältnisse umgefüllt und diese an die Apothekerkammer übergeben, die dann die weitere Verteilung an Arztpraxen, Apotheken und Pflegeheime übernommen hat.
Welche Menge haben Sie gespendet?
Bis jetzt sind es 200 Liter. Es herrscht aber immer noch Notstand, sodass wir in den kommenden Tagen nochmals 200 Liter abfüllen werden. Dieser Ladung werden wir auch zehn Liter H2O2, also Wasserstoffperoxid, und 250 Packungen Einweghandschuhe hinzufügen. Es ist schön, dass wir der Apothekerkammer auch mal etwas zurückgeben können. Die Kammer hat nämlich in der Vergangenheit immer wieder Geld gespendet, zum Beispiel für unsere Lehrveranstaltungen. Auch organisiert sie zusammen mit uns Fortbildungen oder finanziert Preise für unseren „Tag der Pharmazie“, bei dem Studierende ihre Forschungsarbeiten vorstellen können.
Wie wird aus Isopropanol Desinfektionsmittel gemacht?
Es wird in der Regel mit Wasserstoffperoxid sowie Glycerin und Wasser vermischt. Das übernehmen derzeit die Apotheken selbst.
Im Netz gibt es zahlreiche Anleitungen zur eigenen Herstellung von Desinfektionsmitteln. Ist die Eigenherstellung zu empfehlen?
Einige Rezepte sind sehr trivial. Zum Beispiel lässt sich Spiritus, den man im Supermarkt kaufen kann, mit destilliertem Wasser vermengen. Diese Mischung erfüllt zwar nicht die klinischen Standards, da das Mischverhältnis eventuell nicht perfekt ist. Aber die desinfizierende Wirkung ist vorhanden und es ist dazu nicht gefährlich. Vorsichtiger wäre ich allerdings bei der hauseigenen Herstellung von Cremes und Gelen, da deren Bestandteile mit der Haut reagieren können.