Meteorologin koordiniert internationale GroßkampagneDie Dirigentin der Wolkenforschung
18. Februar 2020, von Christina Krätzig
Foto: UHH/CEN
Vier Wochen lang haben mehr als 30 Forschungseinrichtungen aus Europa und Nordamerika die Wolken bei Barbados erforscht. Die Hamburger Meteorologin Dr. Heike Konow hat die acht beteiligten Schiffe und Flugzeuge koordiniert und hofft auf wichtige Erkenntnisse für Klimarechenmodelle.
Frau Konow, normalerweise sind Sie während eines Forschungseinsatzes an Bord des deutschen Forschungsflugzeugs HALO, kontrollieren Messgeräte und eingehende Daten. Diesmal sind Sie jedoch meistens auf der Erde geblieben. Wieso?
An der Messkampagne waren vier Flugzeuge, ebenso viele Forschungsschiffe und mehrere Drohnen beteiligt. Damit die sich nicht ins Gehege kommen, müssen ihre Einsätze genau aufeinander abgestimmt werden. Wir haben dies in den vergangenen Monaten schon vorbereitet. Aber auch während der Kampagne braucht man eine Person, die sich kontinuierlich darum kümmert. Und das habe ich dann gemacht.
Was waren die Herausforderungen?
Die einzelnen Teams hatten ganz unterschiedliche Forschungsfragen und dementsprechend unterschiedliche Wünsche, was ihre Routen und Spontanität betraf. Die meisten Flugzeuge waren alle zwei Tage im Einsatz. Das deutsche Forschungsflugzeug HALO ist dabei immer neun Stunden lang auf vorher geplanten Routen geflogen, ob da nun gerade Wolken waren oder nicht. Die Briten hingegen sind gezielt in Wolken hinein geflogen. Ihr Flugzeug war an jedem Einsatztag zweimal 3,5 Stunden in der Luft, das französische zweimal 4,5 Stunden. Das amerikanische hat eine Reichweite von acht Stunden und fliegt sonst auch durch Wirbelstürme.
Und dazu kamen die Schiffe: Während einige Schiffe Messgeräte tausendfünfhundert Meter hoch steigen lassen, gehen manche Flugzeuge bis tausend Meter tief runter. Das alles muss man gut koordinieren, damit jeder sicher arbeiten kann. Dabei ist es nicht möglich, immer alle glücklich zu machen. Ich hoffe aber zumindest, ich habe nicht allzu viele Kolleginnen und Kollegen richtig unglücklich gemacht.
Wozu braucht man diese Daten, warum sind Wolken so interessant?
Wolken spielen eine zentrale Rolle im Klimasystem. Ihre Funktionsweise ist jedoch widersprüchlich und noch nicht vollständig verstanden. Deswegen liefern verschiedene Klimarechenmodelle unterschiedliche Prognosen, ob sich bei zunehmender globaler Erwärmung mehr oder weniger Wolken bilden werden – und ob diese das Klima anheizen oder abkühlen werden. Um die Vorhersagen zu verbessern, müssen wir Wolken besser verstehen. Um Barbados haben wir nun in einem definiertem Gebiet, einer Kreisfläche mit rund 100 km Radius, mehrere Wochen lang so gut wie alle atmosphärischen Parameter gemessen. So konnten wir genau nachvollziehen, was dort unter bestimmten Bedingungen geschehen ist. Wenn wir alle Daten bereinigt haben, können wir überprüfen, ob sich das mit unserem bisherigen Verständnis der atmosphärischen Prozesse und mit den Ergebnissen von Klimarechenmodellen deckt.
Warum wurden die Daten eigentlich in der Region um Barbados erhoben?
Die Wolken der Passatwindzonen südlich und nördlich des Äquators sind besonders wichtig für das Klimasystem. Typisch für diese Zonen sind kleine, flache und tiefstehende Wolken – sogenannte Schäfchenwolken. Sie reflektieren viel Sonnenstrahlung und kühlen das Klima eher ab. Eine These ist, dass diese Wolken im Zuge der Erderwärmung weniger werden könnten und dass die globalen Temperaturen dadurch steigen. Es ist extrem wichtig, diesen Mechanismus genauer zu verstehen, um zukünftige Temperaturen abzuschätzen. Deswegen hat das Max-Planck-Institut für Meteorologie vor zehn Jahren ein Wolkenobservatorium auf Barbados aufgebaut, das wir jetzt als Basis der Großkampagne nutzen konnten.
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