Ein Schlüsselereignis der hamburgischen GeschichteSenat würdigt die Gründung der Universität Hamburg
29. März 2019, von Hendrik Tieke
Vor einhundert Jahren beschloss die Hamburger Bürgerschaft, eine Universität zu gründen. Damit machte sie Hamburg zur Bildungsmetropole. Der Hamburger Senat würdigte dieses Ereignis mit einem Empfang mit über 350 Gästen.
Am 28. März 1919 gründete die Bürgerschaft die Universität Hamburg – die erste demokratisch geschaffene Hochschule Deutschlands. Um dieses bedeutende Ereignis der hamburgischen Geschichte zu feiern, lud Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin, mehr als 350 Gäste in den Großen Festsaal des Rathauses zum Senatsempfang, auf den Tag genau einhundert Jahre später. „Die Universität ist ein Ort des intellektuellen Austauschs, ein wichtiger Standortfaktor und Zukunftstreiberin für die ganze Region“, würdigte Fegebank die Hochschule in ihrer Ansprache. „Überall, wo in Hamburg die Zukunft verhandelt wird, ist die Universität beteiligt.“
Spannende Reden und eine szenische Lesung
Auf die Begrüßungsrede von Katharina Fegebank folgte ein Grußwort von Dr. Barbara Duden, Vizepräsidentin der Hamburger Bürgerschaft. Danach erinnerte Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, an die langwierige und zuletzt dramatische Entstehungsgeschichte der Hochschule: Diese war durch lange Debatten, politische Winkelzüge und durch das Veto der Kaufleute geprägt – sie betrachteten eine Universität vor allem als Kostenfaktor, ohne größeren Nutzen für die Entwicklung der Stadt.
Wie spannend die Entstehungsgeschichte der Hochschule war und wie die Gegner dieser Einrichtung selbst im letzten Moment noch versuchten, eine Gründung zu verhindern, zeigt auch das Protokoll der Bürgerschaftssitzung vom 28. März 1919. Der Theatermacher Michael Batz stellte es in einer szenischen Lesung vor, in der Schauspieler die Rollen der Abgeordneten einnahmen.
1919 verloren die Kaufleute ihre Mehrheit im Senat an die Sozialdemokraten. Deren Stimmen gaben dann am 28. März den Ausschlag für die Gründung einer Universität. Als diese dann am 10. Mai 1919 ihren Betrieb aufnahm, dauerte es nicht lange, bis bedeutende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Stadt kamen. Auch die Zahl der Absolventen stieg stetig – und damit die Zahl hochqualifizierter Arbeitskräfte, die der Kultur, der Wirtschaft und der Verwaltung Hamburgs neue Impulse geben.
Peter Sloterdijk: Universitäten führen Städte zur Blüte
Das Beispiel der Universität Hamburg zeigt: Hochschulen sind ein wichtiger Faktor für die geistige Lebenskraft und Wandlungsfähigkeit einer Stadt. Darauf wies Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Albrecht Wagner, Vorsitzender des Hochschulrates der Universität Hamburg, im Anschluss an die Lesung hin. Auch Prof. Dr. Peter Sloterdijk betonte die Bedeutung des akademischen Lebens für die Gesellschaft. Der Philosoph und Absolvent der Universität hielt den Festvortrag am Jubiläumsabend. Sloterdijk sagte, die Gedanken, die an einer Universität gedacht werden, fänden „hinter den Wänden der Akademie eine Freistätte.“ So bildeten Hochschulen „ein Asyl für das, was man summarisch die Arbeit an der Wahrheit nennen kann.“
Im Anschluss präsentierte Wolfgang Schmidt, Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, eine Sonderbriefmarke zum Jubiläum: „Jedes Jahr bringt das Ministerium viele Sonderbriefmarken heraus und stellt sie auch offiziell vor. Meist kann ich nicht dabei sein – aber als ehemaliger Student und wissenschaftlicher Mitarbeiter dieser Uni wollte ich sie unbedingt selber präsentieren!“
Die Briefmarke zeigt das historische Hauptgebäude der Universität aus einer modernen Perspektive – und verweist damit auf eine Universität, die aus einer hundertjährigen Tradition heraus ihren Teil dazu beiträgt, Hamburgs Zukunft zu gestalten.
Video zum Senatsempfang
Eindrücke und Stimmen gibt es hier im Video