Großes Konzert zum Universitätsjubiläum in der ElbphilharmonieEine Reise zu den Wundern der Schöpfung
5. November 2019, von Hendrik Tieke
Die Universitätsmusik spielte Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ als epische Orchester-Erzählung. Unter der Leitung von Prof. Thomas Posth erschufen 150 Musikerinnen und Musiker aus Klängen Traumwelten.
Dunkelblaues Licht durchflutet den Großen Saal der Elbphilharmonie. Geigen und Cellos spielen bedrohlich-düstere Läufe. „Wir fuhren immer weiter in die dunkle Nacht der Tiefsee“, ertönt eine Stimme. Ein Chor antwortet ihr mit schleppendem Gesang: „Oh dunkel ist die Nacht…“
Dann schlagen Pauken, Trommeln und Trompeten Alarm. Die Stimme ruft: „Die langen Arme eines Kraken zuckten durch das Wasser und hielten einen Pottwal unbarmherzig fest – direkt vor unseren Augen begann der Kampf zweier Giganten,“ Dirigent und Universitätsmusikdirektor Prof. Thomas Posth wirft seine Arme beschwörend nach vorne. Und mit einem Mal erschaffen über 150 Menschen mit ihren Instrumenten und Stimmen einen Klangteppich, der den Großen Saal bis in den letzten Winkel erfüllt.
Der Triumph des Menschen über die Gewalten der Natur
Wer am Abend des 4. Novembers 2019 unter den etwa 2100 Gästen in der Elbphilharmonie war, erlebte ein Stück, wie es in seiner thematischen Epik selten auf der Bühne zu sehen ist: die Orchestererzählung „20.000 Meilen unter dem Meer“ des Kölner Komponisten Henrik Albrecht. Es ist eine musikalische Geschichte vom Triumph des Menschen über die Gewalten der Natur und zugleich ein Appell, die Schönheit der Schöpfung zu bewahren.
Das Stück basiert auf dem berühmten Roman von Jules Verne. Es erzählt von den Abenteuern des visionären Kapitäns Nemo und seiner unerschrockenen Mannschaft, die mit einem stählernen Riesen-U-Boot die Tiefsee bezwingen. Das Besondere daran: Es ist eine Art Hörbuch für die Bühne. Sinfonieorchester und Chor der Universität Hamburg spielten den Soundtrack, während drei bekannte Synchronsprecher durch die Geschichte führten: Tobias Kluckert (deutsche Stimme von Bradley Cooper), Marcus Off (deutsche Stimme von Schauspieler Johnny Depp) und Normann Matt (deutsche Stimme von Michael Fassbender).
Gesunkene Galeonen, gewaltige Algenfelder
Kluckert, Off und Matt übernahmen dabei die Rollen von Kapitän Nemo, dem Harpunier Ned Land und dem Unterwasserforscher Professor Aronax – drei sehr unterschiedliche Charaktere, deren Zusammenspiel der Geschichte trotz aller Dramatik eine gehörige Portion Witz gab. Chor und Orchester verliehen den Wundern der Tiefsee emotionale Eindrücklichkeit: Wenn die Mannschaft das Gold einer gesunkenen Galeone barg, ließen Chor und Streicher den Schatz durch sanfte musikalische Flächen glänzen und funkeln. Und wenn sie eine Untersee-Plantage besuchte, machten verspielt klingende Oboen, Flöten und Harfen das Hin- und Herwogen gewaltiger Algenfelder fast schon greifbar.
Die Wunder der Schöpfung, musikalisch gemalt
Die einstündige Orchestererzählung war der Höhepunkt des Abends. Im ersten Teil des Konzerts hatte die Universitätsmusik verschiedene Stücke aus der Musikgeschichte gespielt, darunter etwa Joseph Haydns Ouvertüre seiner „Schöpfung“, Felix Mendelssohn Batholdys „Die Hebriden“ oder Eric Whitacres „Cloudburst“. Mit der Geschichte um Kapitän Nemo haben sie eins gemein: Sie erschaffen musikalische Traumwelten, malen Klangbilder des Meeres oder der Wunder der Natur und erzählen von der Sehnsucht nach fernen Welten.
Die Mischung aus epischem Werk und kürzeren Stücken zum 100-jährigen Jubiläum der Universität gefiel dem Publikum: Am Ende der Aufführung, die im Vorverkauf innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war, applaudierten die Zuschauerinnen und Zuschauer mehrere Minuten lang.
Die Universitätsmusik
Die Mitglieder der Universitätsmusik sind allesamt Hobbymusiker – Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Alumnis. Sie üben ein ganzes Semester lang Chor- und Orchesterstücke ein. Ihre Konzerte sind Highlights des Universitätsjahres und meist schnell ausverkauft. Zu Beginn des Semesters gibt es immer Auditions, bei denen interessierte Musikerinnen und Musiker vorspielen können.
Diese Ensembles gehören zur Universitätsmusik:
- Chor und Sinfonieorchester
- Monteverdi-Kammerchor
- Jazz-Bigband
- Alumni-Chor der Universität Hamburg