Weltklima studieren, Stadtklima schützenNeues Urban Gardening Projekt an der Graduiertenschule SICSS
4. Juli 2019, von Christina Krätzig
Foto: V. Avakumović
In einem Gemeinschaftsprojekt verwandeln Master- und PhD-Studierende die Dachterrasse der School of Integrated Climate System Sciences (SICSS) in eine grüne Oase mit Bienen und Biogemüse. Sie erproben dabei nicht nur das Gärtnern, sondern auch die Zusammenarbeit in einem internationalen Team. Und engagieren sich nebenbei für den Klimaschutz.
„Der Klimawandel ist ein globales und komplexes Problem. Wir brauchen Menschen aus vielen Bereichen und Ländern, die gemeinsam versuchen, seine Folgen zu minimieren“, erklärt Jan Steinhauser seine Motivation, an der zur Universität Hamburg gehörenden Graduiertenschule SICSS zu studieren und sich in dem Gartenprojekt zu engagieren. Nach einem Studium zum Online-Redakteur hat er einen zweiten Abschluss in Physik gemacht und spezialisiert sich nun auf sozio-ökonomische Aspekte des Klimawandels – Interessen, so vielfältig wie die vieler Studierenden an der SICSS.
Mehr als die Hälfte von ihnen kommt aus dem Ausland. Viele Alumni arbeiten später in internationalen Teams, beispielsweise für die Vereinten Nationen. „Unser Urban Gardening Projekt ist eine Gelegenheit zu erproben, wie man gemeinschaftlich Probleme angeht und Lösungen findet“, sagt die aus Russland stammende Doktorandin Elena Mikheeva. Dass nach den ersten Planungen tatsächlich etwa 15 Kommilitoninnen und Kommilitonen zum Arbeitseinsatz kamen, hat sie ebenso positiv überrascht wie die praktischen Erfahrungen, die sie selbst dabei sammeln konnte: „Weil es nachhaltiger ist, haben wir die Pflanzgefäße selbst gebaut und dafür alte Paletten zerlegt. Das hat super geklappt.“
Die Auswirkungen von Mikroprojekten summieren sich auch
In den Kübeln wachsen nun Wildblumen als Bienenweide, aber auch Nutzpflanzen wie Kräuter, Tomaten und ein Kürbis. Größere Pflanzen als Schattenspender sollen folgen. „Natürlich werden unsere paar Pflanzen weder das Weltklima retten noch das Stadtklima verändern“, sagt Jan Steinhauser. „Aber wenn jeder Mensch so ein kleines Projekt starten würde, dann würden sich die Auswirkungen eben doch summieren.“ Dass das stimmt, haben Hamburger Klimaforschende am Beispiel begrünter Dächer berechnet: Demnach würde die Bepflanzung aller Hamburger Dächer die Temperaturen in der Stadt an heißen Tagen um ein halbes Grad Celsius senken.
„Ich finde es extrem spannend, dass wir an der SICSS in viele Bereiche hinein schnuppern und neben der Physik des Klimasystems auch etwas über Bodenkunde oder die Zusammenhänge zwischen Atmosphäre und Biosphäre lernen“, sagt Steinhauser. Tatsächlich ist die Ausbildung interdisziplinär denkender Klimaprofis ein zentrales Anliegen der Graduiertenschule. Einen Dachgarten anzulegen ist zwar nicht Teil der Ausbildung – aber trotzdem eine wichtige Erfahrung für die zukünftigen „Klimaprofis made in Hamburg“.