Neue Kooperationen: Amerikanische Professorin zu Gast in Hamburg
14. Juni 2019, von Christina Krätzig
Foto: UHH/Ohme
Ihre Spezialgebiete sind Recht, Ethik und das Gesundheitswesen: Professor Stacey Lee forscht und lehrt an der Schnittstelle dieser Fächer an der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland. Während ihres zweiwöchigen Besuchs an der Universität Hamburg hat sie neue Möglichkeiten für Kooperationen zwischen den Partneruniversitäten ausgelotet.
Professor Lee, was kennzeichnet die Johns Hopkins Carey Business School, an der Sie lehren?
Die Carey Business School gehört zur Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland. Diese wurde 1876 nach dem Vorbild deutscher Universitäten gegründet und war die erste amerikanische Uni, die Forschung und Lehre wie in Deutschland vereint. Heute zählt die private Institution zu den amerikanischen Eliteuniversitäten.
Ihre Business School wurde 2007 gegründet. Rund 1000 Vollzeit- sowie 1300 Teilzeitstudierende aus über 60 Ländern arbeiten hier auf einen Abschluss hin: entweder auf einen Master of Business Administration oder auf einen Master of Science.
Was zog Sie nach Deutschland, an die Universität Hamburg?
Die Universität Hamburg besuche ich im Rahmen des Fulbright-Programms, das vom US-Außenministerium und der deutschen Regierung gefördert wird. Es ermöglicht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Vereinigten Staaten einen Aufenthalt in Deutschland.
Bei meinem Aufenthalt ging es vor allem darum, die Verbindungen zwischen der Universität Hamburg und der Johns Hopkins Carey Business School zu stärken, insbesondere im Bereich der Gesundheitsökonomie. Mit Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Direktor des Hamburg Center for Health Economics (HCHE), habe ich beispielsweise einen Plan für einen künftigen gemeinsamen Forschungsworkshop entwickelt. Dieser Workshop könnte schon im kommenden Jahr hier in Hamburg stattfinden und ein Jahr später in Baltimore fortgesetzt werden.
Als Kind habe ich drei Jahre in Deutschland gelebt; mein Vater war hier stationiert. Deswegen war eine Rückkehr für mich besonders spannend.
Recht, Ethik und das Gesundheitswesen klingen erst einmal nach sehr unterschiedlichen Forschungsgebieten. Was machen Sie genau?
Nach meinem Studium war ich über zehn Jahre lang als Rechtsanwältin tätig. Ich habe ich für einige der größten Gesundheitskonzerne der USA gearbeitet. Mein Fokus lag auf der Förderung der Unternehmensinteressen, die nicht immer auf den Patienten ausgerichtet waren. Nach einer Weile spürte ich die Notwendigkeit, zu einem ganzheitlicheren Rechtsansatz überzugehen.
Als Wissenschaftlerin kann ich mich mit der Frage beschäftigen, wie die Gesetzgebung in einer idealen Welt aussehen sollte. Ich untersuche beispielsweise, ob eine Bürgerin oder ein Bürger der Vereinigten Staaten das Recht auf ein bestimmtes Medikament hat. Diese Frage wird wichtig, wenn eine Person todkrank ist, ein möglicherweise wirksames Medikamnet aber noch nicht zugelassen ist. Pharmakonzerne machen in solchen Fällen keine Ausnahme; sie dürfen ein Medikament nicht heraus geben, wenn es sich noch in der Zulassungsphase befindet. Ich glaube, dass das falsch ist – und nicht mit dem amerikanischen Recht vereinbar.
Gab es Dinge, die Sie hier in Hamburg oder in Deutschland überrascht haben?
Das gute Bier und das gute Essen! (lacht) Vor allem aber, dass es ein vorgeschriebenes Alter gibt, wann man in Rente gehen muss, sowie das staatliche Rentensystem. Beides gibt es in Amerika nicht.
Zur Johns Hopkins Carey Business School