Mit Fakten Zweifler überzeugenBundesaußenminister Heiko Maas informiert sich über die Hamburger Klimaforschung
21. Mai 2019, von Christina Krätzig
Expertise, wie sie am Exzellenzclusters „Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS)” an der Universität Hamburg entsteht, sei notwendig, um auf internationaler politischer Ebene von der Realität des Klimawandels zu überzeugen, betonte Außenminister Heiko Maas bei seinem Besuch des Forschungsverbunds.
Noch vor dem Treffen mit seinen Amtskollegen aus den baltischen Staaten in Hamburg nahm sich Außenminister Heiko Maas Zeit für ein Treffen mit den Klimaforschern der Universität Hamburg und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie. Bei einer Round-Table Diskussion informierte sich Maas bei den führenden Experten der internationalen Klimaforschung über die Arbeitsweise ihres Clusters: Er diskutierte mit CLICCS Sprecher Prof. Dr. Detlef Stammer, Direktor des Centrums für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und Leiter des World Climate Research Programme (WCRP), und CLICCS Co-Sprecher Prof. Dr. Jochem Marotzke, Direktor des Max-Planck-Institut für Meteorologie und einer von zwölf Leitautoren des Weltklimaberichts, über den derzeitigen Stand der Forschung.
Der Außenminister beantwortete aber auch Fragen von Doktorandinnen und Doktoranden der zu CLICCS gehörenden Graduiertenschule „School of Integrated Climate System Sciences SICSS“, bevor er den Klimagroßrechner „MISTRAL“ am Deutschen Klimarechenzentrum besichtigte. „Mistral“ ist seit 2015 im Dienst. Er erlaubt hoch aufgelöste Klimasimulationen und reduziert so die Unsicherheiten in Klimaprojektionen.
Maas will Klimawandel auf die Agenda des Weltsicherheitsrats bringen
Der Klimawandel sei eines der zentralen Themen, die Deutschland im Weltsicherheitsrat voran bringen wolle, hatte Heiko Maas bei seinem ersten Auftritt vor dem Gremium der Vereinten Nationen Anfang des Jahres gesagt. Doch die Rahmenbedingungen dafür hätten sich auf der internationalen Bühne verschlechtert, sagte Maas bei seinem Besuch in Hamburg: Beispielsweise durch den Austritt der USA aus dem Pariser Klimavertrag, die generell komplizierte und angespannte Weltlage und eine zunehmende Tendenz, an einfache Wahrheiten zu glauben – oder sogar an Verschwörungstheorien. Letzteren könne er auf der politischen Bühne nur begegnen, wenn er die Auswirkungen des Klimawandels konkret benennen könne; beispielsweise wie er die Lebensgrundlagen in bestimmten Regionen zerstöre oder Flüchtlingsströme verursache.
Regionale Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen und zu prognostizieren, gehört zu den wichtigsten Zielen des Exzellenzclusters für Klimaforschung an der Universität Hamburg. Das betonte CLICCS Sprecher Prof. Dr. Detlef Stammer gegenüber dem Minister. CLICCS erforsche die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels ebenso wie die Wechselwirkungen zwischen dem Klima und Gesellschaften, die auf Klimaveränderungen reagieren und damit auf das Klima zurückwirken. Das Ziel sei es, Handlungsmöglichkeiten und Anpassungsszenarien für verschiedene Kulturen und Weltgegenden zu identifizieren.
Der Mensch verursacht den Klimawandel mit
CLICCS Co-Sprecher Jochem Marotzke erklärte, das es vollkommen sicheres Wissen über die Entwicklung des Klimas trotz verbesserter Rechenmodelle niemals geben werde. Das Klimasystem verhalte sich in einigen Aspekten chaotisch und bleibe in diesen Aspekten unvorhersehbar. Auf Nachfrage des Ministers sagte Marotzke, dies sei für ihn als Wissenschaftler nicht unbefriedigend. Denn gerade durch die Identifikation nicht auszuräumender Unsicherheiten würde auf der anderen Seite deutlicher, was unstrittig sei: Dass der Mensch den Klimawandel mit verursache und welche Auswirkungen sein Handeln habe.
Prof. Dr. Amrita Narlikar, Präsidentin des German Institute of Global and Area Studies (GIGA), betonte, dass Forschende ihr Wissen weitergeben müssten, so dass die Öffentlichkeit sie verstehe. "Es reicht nicht aus, immer nur zu sagen, dass es kompliziert ist", sagte die Professorin für Politikwissenschaft und internationale Beziehungen.