Die große Hundert-Jahr-Feier der Universität am 10. Mai 2019Wolfgang Schäuble, Alex Gerst – und ein Riesenfest
10. Mai 2019, von Hendrik Tieke, Jacinta Homans und Felix Willeke
Die Universität Hamburg feiert ihren Geburtstag – auf den Tag genau 100 Jahre nach ihrer offiziellen Eröffnung. Mehr als 1400 geladene Gäste, darunter viele Ehrengäste und prominente Alumni, nahmen am Festakt teil, mehrere Tausend Universitätsmitglieder feierten ausgelassen auf dem Campusfest.
Es war ein Fest für alle: Vom Bundestagspräsidenten bis zu den Erstsemester-Studierenden wurde gefeiert. Zunächst auf dem offiziellen Festakt, zeitgleich und bis in den Abend hinein auf dem Campusfest. Aus Berlin reiste Dr. Wolfgang Schäuble an, quasi aus dem Weltall Dr. Alexander Gerst – und Otto Waalkes aus Blankenese. Dafür hatte letzterer extra ein Otto-Kunstwerk für die Universität dabei. Anlass: Vor genau 100 Jahren, am 10. Mai 1919, wurde die Universität Hamburg offiziell gegründet – aus den damals etwa 1.700 Studierenden sind heute über 43.000 geworden.
Um 12 Uhr begrüßte die Festakt-Moderatorin Julia Sen die Gäste im Audimax: „Ich freue mich besonders auf diesen Tag, denn auch ich bin, wie viele Gäste hier, stolze Absolventin dieser Uni!“ Auch Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen hieß die etwa 1.400 Besucherinnen und Besucher willkommen, forderte in seiner Rede auf: „Schaut auf diese Universität, was ihre Mitglieder geleistet haben! Dank ihnen hat sich diese Hochschule zu einer Stätte der kompromisslosen Aufklärung gewandelt.“
Tschentscher: Die ganze Stadt ist stolz
Dann kam Otto Waalkes auf die Bühne – mit der er beste Erinnerungen verbindet: 1972 hatte er hier, im Audimax der Universität Hamburg, die Schallplatte zu seiner Bühnenschau aufgenommen, mit der ihm der Durchbruch als Komiker und Künstler gelang. Waalkes präsentierte ein persönliches Kunstwerk, das er der Universität Hamburg widmet: einen Ottifanten mit Doktorhut und Schriftrolle im Rüssel. „Es ist der erste Ottifant mit Hochschulabschluss“, sagte Waalkes – und jodelte einen unnachahmlichen Fanfarenstoß als Gratulation zum Jubiläum. Der Unifant ist ab sofort als Schlüsselanhänger, Postkarte und Magnetset im Unikontor erhältlich.
Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg und ehemaliger Medizin-Student der Universität, hob die Bedeutung der Universität für die Hansestadt hervor. „Die ganze Stadt ist stolz und feiert mit Ihnen“, richtete er seine Worte an die Universitätsmitglieder und betonte: „Die Wissenschaft ist gut für Hamburg, denn das Wissen um die Potenziale des technischen und sozialen Fortschritts ist die entscheidende Dimension unserer zukünftigen Entwicklung. Die großen Entdeckungen werden heutzutage nicht mehr auf den Meeren oder auf fremden Kontinenten gemacht, sondern in Laboren und Forschungsstätten. Wissenschaft ermöglicht uns den entscheidenden Vorsprung.“
Schäuble: Hamburg ist Universität!
Auch Dr. Wolfgang Schäuble gehört zu den Absolventen dieser Universität; in den 1960er Jahren studierte er hier Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Der Präsident des Deutschen Bundestages sprach eindringlich darüber, warum eine unabhängige Wissenschaft ein bedeutender Grundpfeiler einer demokratischen Gesellschaft sei – gerade in einer immer komplexer werdenden Welt mit schwindenden Gewissheiten könne sie Orientierung bieten. An die Universitätsmitglieder richtete er die Worte: „Ich wünsche der Universität Hamburg, dass die hier versammelten Wissenschaftler und Forscher, die Lehrenden und Lernenden weiterhin nach Kräften dazu beitragen, die grundgesetzlich gesicherten Freiheiten aktiv mitzugestalten und die Freiheit des Geistes zu verteidigen – im Interesse einer Stadt, in der Forschung, Lehre und Bildung die nötige Freiheit finden. Und die nach den ersten 100 Jahren selbstbewusst und stolz sagen kann: Hamburg ist Universität!“
Die Flagge der Universität Hamburg – 3061 Mal um die Erde gereist
Alexander Gerst hatte als Kommandant der ISS bereits eine Grußbotschaft aus dem Weltall an die Universität und vor allem an die Studierenden gerichtet. Nun war er persönlich gekommen, um zum 100. Geburtstag zu gratulieren und um eine besondere Ehrung entgegen zu nehmen: Präsident Lenzen überreichte dem ehemaligen Doktoranden der Universität die Ehrensenator-Urkunde.
„In der Wissenschaft steht man wie in der Raumfahrt oft schwierigen fachlichen Herausforderungen gegenüber“, sagte Gerst. „Wenn es eine Universität einem dann leicht macht zu forschen, ist sie eine gute Universität. Die Universität Hamburg ist so eine gute Universität: Sie hat mir als Doktorand einen hervorragenden Rahmen zum Forschen geboten“. Als Geschenk brachte der Astronaut die Flagge der Universität mit, die er für 197 Tage auf die ISS mitgenommen hatte. „Sie ist 3061 Mal um die Erde gereist und hat über 130 Millionen Kilometer zurückgelegt – das ist fast schon die Entfernung von Hamburg zur Sonne“, so Gerst.
Eine Universität der Nachhaltigkeit
Ehrensenator und Förderer der Universität Prof. Dr. Michael Otto war bei der Urkunden-Übergabe auf der Bühne dabei. Der Vorsitzender des Aufsichtsrats der Otto Group hatte in den 1960 Jahren an der Universität Hamburg Volkswirtschaftslehre studiert. Er lobte, wieviel diese Hochschule für die Erforschung von Nachhaltigkeit leiste: „Natur- und Klimaschutz waren zu meiner Studienzeit noch kein großes Thema. Seitdem hat sich aber viel getan: Heute befassen sich hier mehrere Forschungsbereiche und ein ganzer Exzellenzcluster damit."
Unter den Gästen im Audimax waren Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrende und Ehemalige, Mitglieder vieler Partnerhochschulen sowie Freunde und Förderer der Universität aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Sie konnten zum Abschluss des Festakts mit einem Glas Sekt auf den Geburtstag anstoßen. Oder aber gleich auf das Campusfest auf dem Campus Von-Melle-Park ziehen!
Die größte Campusparty der Universitätsgeschichte
Dort fand die größte Party der Universitätsgeschichte statt mit mehreren Tausend Besucherinnen und Besuchern. Die Programm-Highlights: ein Poetry Slam, ein Auftritt der Uni-Theatergruppe Kalliope und von Fußball-Robotern, Streetart-Workshops oder Schnappschüsse im Fotobus. Die Kinder der Mitarbeitenden und Studierenden konnten sich in einer Hüpfburg austoben, geschminkt werden oder sich Luftballon-Tiere drehen lassen.
Die Live-Musik hatte der AStA organisiert: Auf der großen Bühne spielen Sløtface aus Norwegen treibenden Punk-Pop, „Blowm & Maddin un de Maudefaades“ drehen mit plattdütschem Rap auf und die Hamburger Deutschpopband „Dein Fadinzt“ feiert die Absurditäten des Lebens. Der AStA-Vorsitzende Karim Kuropka: „Die Uni hat in 100 Jahren viele fortschrittliche Kämpfe für gute Bildung geführt und wir wünschen ihr diese auch in Zukunft.“ Auf die Zukunft wurde auf dem Campusfest ausgiebig angestoßen – eine große Feier für einen historischen Tag!