Untersuchung von Asche und GasenStudierenden-Expedition zum Stromboli
3. Dezember 2024, von Christina Krätzig
Foto: privat
Der Stromboli gehört zu den aktivsten Vulkanen Europas. Nordöstlich von Sizilien, auf der gleichnamigen Insel, spuckt er nahezu permanent Asche und Gesteinsbrocken aus. Eine Gruppe angehender Geophysikerinnen und Geophysiker der Universität Hamburg will ihn im kommenden Jahr untersuchen. Ihre Reise wird gefördert aus Mitteln der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder.
Frau Ischebeck, was für Daten wollen Sie vor Ort erheben?
Unsere Gruppe wird in einem Zeitfenster von acht Tagen möglichst viele verschiedene Daten parallel erfassen, um die Stofftransporte im Stromboli und damit die Funktionsweisen von Vulkanen insgesamt besser zu verstehen. Mit Hilfe einer Wärmebildkamera, einer Schwefeldioxid-Kamera und einer Fotokamera werden wir die Ausbreitungsgeschwindigkeiten von Gasen wie beispielsweise Wasserdampf und Kohlendioxid messen, und auch die von sogenannten vulkanischen Bomben - also von vulkanischen Gesteinsfragmenten, deren Durchmesser größer als 64 mm ist. Ein Seismometer und ein Akustiksensor geben uns zudem zeitgleich Aufschluss über die freigesetzte akustische und seismische Energie. Alle diese Daten ergeben zusammen ein genaues Bild davon, was in einem bestimmten Moment in dem Vulkan los war.
Ist die Datenerhebung gefährlich?
Der Stromboli ist zwar permanent aktiv und produziert alle paar Monate größere Eruptionen. Allerdings kommen nur sehr selten Menschen zu Schaden, weil Lava und Gestein in der Regel über die unzugängliche Nordflanke des Berges abgeführt werden. Für einen Vulkan ist der Stromboli also relativ sicher, solange man sich nicht im Gipfelbereich auf ca. 900 m Höhe bewegt. Daher wird unsere Station auf ca. 250 Meter Höhe installiert.
Wozu brauchen Sie die erhobenen Daten?
Wir wollen herausfinden, wie schnell Asche, Gesteine, Lava und Gase aus dem Vulkan heraus transportiert werden. Für den Zivilschutz sind solche Parameter im Fall einer Krise von großer Bedeutung. Zudem haben diese Daten einen akademischen Wert, da der Eintrag von vulkanischer Asche und Gasen in die Atmosphäre im Fall von großen Eruptionen auch das Erd- und Klimasystem beeinflussen kann. Das Besondere an unserer Forschung ist darüber hinaus, dass wir sehr offen an die Sache herangehen. Dadurch, dass wir in einem festgelegten Zeitraum viele parallele Daten sammeln, stoßen wir bei deren Auswertung vielleicht auf Zusammenhänge, die vorher so noch nicht beobachtet und beschrieben wurden.
Wer genau wird zum Stromboli reisen?
Im Moment sind wir vier Masterstudierende aus dem Fach Geophysik. Wir alle haben bereits Expeditionserfahrung an Bord von Forschungsschiffen gesammelt. Doch die Stromboli-Reise wird anders, da wir nicht auf die Unterstützung einer erfahrenen Schiffsmannschaft zurückgreifen können. Begleitet wird das Projekt von Dr. Lea Scharf, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geophysik. Zusätzlich ermöglicht uns die Förderung der Exzellenzuniversität Hamburg, noch zwei weitere Kommilitoninnen oder Kommilitonen mitzunehmen. Sie werden bis Ende des Jahres aus dem Bereich Geophysik ausgewählt.
Förderprogramm „Studentische Forschungsgruppen“
Mit dem Förderprogramm „Studentische Forschungsgruppen“ ermöglicht die Exzellenzuniversität Hamburg Studierenden die selbstverantwortliche Arbeit an einem wissenschaftlichen Projekt. Das Programm wird zweimal jährlich ausgeschrieben, das maximale Fördervolumen für ein Einzelprojekt beträgt 10.000 Euro. In der Datenbank für Fördermöglichkeiten an der Exzellenzuniversität Hamburg im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder werden alle aktuellen Förderungen aufgelistet.