Praxiskooperation im LehramtsstudiumNicht nur Sportunterricht: Transferprojekt für mehr Bewegung in der Schule
2. Dezember 2024, von Anna Priebe
Foto: BeSS
15 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden laut Kindergesundheitsbericht 2024 unter Übergewicht oder Adipositas. Um zukünftig Bewegung besser in den schulischen Alltag zu integrieren, richtet sich ein Projekt an der Uni Hamburg an Lehramtsstudierende aller Fachrichtungen. Es wird durch den Transferfonds aus Mitteln der Exzellenzstrategie gefördert.
Schulen mit Ganztagsangeboten sind inzwischen die Regel. Sie geben Eltern die Chance, Kinder und Beruf miteinander zu vereinbaren. Gleichzeitig verbringen die Kinder auf diese Weise viel Zeit in einem pädagogischen Umfeld, in dem sie gezielt gefördert werden können. So gehören Themen wie Sport und Bewegung inzwischen häufig zu den wichtigen Aufgaben der Schulen.
„Oft gibt es Kooperationen mit Sportvereinen, um entsprechende Angebote zu schaffen“, sagt Dr. Katrin Steinvoord aus dem Arbeitsbereich „Bewegung, Spiel und Sport“ an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Uni Hamburg. Sie beschäftigt sich unter anderem damit, wie körperliche Aktivität im Fachunterricht integriert werden kann. „Die Forschung zeigt, dass Bewegung ein Querschnittsthema ist und sich nicht auf den Sportunterricht beschränken sollte. Im Schulalltag kann sie emotional und sozial helfen und zeigt Potenzial zur Steigerung der Konzentrations- und Merkfähigkeit“, so Steinvoord.
Einblick in die schulische Praxis
Daher bietet die Bewegungspädagogin in diesem Semester das Projektseminar „Qualifizierung und Professionalisierung für Bewegung, Spiel und Sport (BeSS) im schulischen Ganztag“ an. Ziel ist es, Lehramtsstudierende für das Thema zu sensibilisieren. Essenziell ist dafür der Austausch mit der Praxis: Zum einen kommen Expertinnen und Experten aus Schulen, Sportvereinen oder Behörden in die Seminarstunden. Zum anderen lernen die Studierenden Projekte vor Ort kennen, um zu erleben, wie Bewegungsangebote funktionieren können.
„Wir werden zum Beispiel die Esther Bejarano Schule in Bahrenfeld besuchen. Dort werden Schülerinnen und Schüler zu Sportassistentinnen und -assistenten ausgebildet, die selbst Angebote gestalten. Sie werden uns zeigen, welche Bewegungsprojekte sie entwickelt haben“, erklärt Steinvoord. Im Fokus stehe dabei immer, dass die Studierenden eine eigene Idee entwickeln, was Bewegung für sie in der Schulpraxis bedeuten könnte: „Das muss kein vollständiges Konzept sein, aber vielleicht eine Inspiration für Bewegungspausen im Matheunterricht oder ein anderer Blick auf die Gestaltung von Räumen.“ Daher wird beispielsweise auch ein Landschaftsarchitekt eingeladen, der Schulhöfe entwirft und die Gestaltung umsetzt.
Fakultätsübergreifendes Angebot
In Hamburg gibt es mehr als 50 Schulen, die das von der Behörde für Schule und Berufsbildung verliehene Prädikat „Bewegte Schule“ bzw. „Sportbetonte Schule“ tragen. Steinvoord und ihr Team begleiten und unterstützen Einrichtungen sowohl bei der Erstbewerbung als auch bei der Evaluation für eine Verlängerung des Zertifikats. Seit drei Jahren bieten sie zudem das Seminar „Bewegung in den Schulalltag bringen – Wie geht das?!“ an, das Wissen über die Bedeutung von Bewegung im Unterricht vermittelt – allerdings ohne die Exkursionsmöglichkeiten, die „BeSS“ auszeichnen.
An dem neu geförderten Projekt ist zudem besonders, dass es sich sowohl an Lehramtsstudierende aller Fächer richtet als auch an Studierende der Bewegungswissenschaft. Durch den Austausch über Fakultätsgrenzen hinweg sollen die Studierenden ihren Blick erweitern und gemeinsam Ideen für die Qualitätsentwicklung von BeSS-Angeboten im Ganztag zu entwickeln. Die Projektverantwortlichen evaluieren durch Befragungen zu Beginn und zum Ende des Projektes, wie sich das Wissen und die Einstellungen der Studierenden zu Bewegung im Schulalltag durch das Seminar verändern.
„BeSS im Ganztag“
„BeSS im Ganztag“ ist eines von insgesamt 15 Projekten, die über den Transferfonds 2024 gefördert werden. Mit diesem Instrument, das aus Mitteln der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder finanziert wird, fördert die Exzellenzuniversität Hamburg seit 2021 jährlich rund ein Dutzend Projekte mit einer Anschubfinanzierung. Die Geförderten erhalten maximal 30.000 Euro. Begleitende Workshops ermöglichen es ihnen, Synergien zwischen ihren Projekten zu erkunden und deren Verlauf zu reflektieren. In diesem Jahr lag der Fokus auf dem Themenbereich „Transfer in Studium und Lehre“. Mehr Information finden Sie auf den Seiten der Transferagentur.