Studentische Forschungsgruppe etabliert chirurgisches SimulationslaborMinimalinvasives Operationstraining für Studierende
27. Dezember 2023, von Christina Krätzig
Foto: privat
Minimalinvasive Operationstechniken ersetzen immer mehr konventionelle Operationsverfahren. Doch für Operierende sind diese Eingriffe im Körperinneren der Erkrankten besonders herausfordernd – und Möglichkeiten zum Üben gibt es nur wenige. Eine studentische Forschungsgruppe der Exzellenzuniversität Hamburg möchte dies nun ändern.
Für Patientinnen und Patienten haben minimalinvasive Operationen viele Vorteile: Je kleiner der Hautschnitt, desto geringer ist das Risiko einer Wundinfektion und desto schneller die Heilung. Es entsteht weniger Narbengewebe – und wenn die Folgen einer Operation weniger sichtbar sind, fühlen sich Operierte oft weniger krank.
Für Ärztinnen und Ärzte bedeutet minimalinvasives Operieren allerdings: Hantieren mit langen schmalen Instrumenten, die gemeinsam mit einer Minikamera durch millimetergroße Schnitte eingeführt und von außerhalb des Körpers bewegt werden müssen. „Die Operation findet in einem mit bloßem Auge nicht einsehbaren dreidimensionalen Raum statt. Die Instrumente und das Zielgewebe sind hingegen nur zweidimensional auf einem Monitor sichtbar“, erklärt Hans Christian Schmidt, der das chirurgische Simulationslabor – kurz SimLab – gemeinsam mit Kommilitoninnen und Kommilitonen aufbaut. Ist eine Nadel beispielsweise um 45 Grad gekippt, kann es schwierig sein, die Kipprichtung zu erkennen: Auf dem Monitor wird das Instrument lediglich verkürzt dargestellt. „Um ein Gefühl dafür zu bekommen, ist viel Übung erforderlich“, erklärt der Medizinstudent weiter.
Kira Meißner, ebenfalls Mitglied der studentischen Forschungsgruppe und Medizinstudentin der Universität Hamburg, berichtet aus der Perspektive einer Linkshänderin: „Die technischen Schritte werden meistens von Rechtshändern für Rechtshänder erklärt. Für mich erfordert das eine Art Übersetzung der Handlungsschritte und könnte durch ein inklusiv gestaltetes Lehrangebot zum Beispiel durch Simulationsvideos für links- und rechtshändrige Studierende ausgebessert werden.“
Die studentische Forschungsgruppe entwickelt und etabliert nun Möglichkeiten für Studierende, minimalinvasives Operieren zu üben. In einem ersten Schritt stellt sie Trainingsboxen, chirurgische Instrumente und Monitore zur Verfügung. In diesen Boxen können chirurgische Basisfertigkeiten wie minimalinvasives Nähen und Knoten binden geübt werden. In einem weiteren Schritt sollen Studierende dann an künstlichen Organen konkrete Operationsabläufe üben.
Die dafür benötigten Modelle will die Forschungsgruppe mittels 3D-Druck und Silikonguss selbst herstellen. „Wir haben bereits die ersten Prototypen gedruckt und gegossen“, erzählt Schmidt. „Diese wollen wir jedoch noch weiterentwickeln, bevor sie benutzt werden.“ Die Studierenden haben sich bereits informiert, wie man die Texturen bestimmter Gewebearten nachempfinden kann. Somit können sie unterschiedliche Konsistenzen simulieren, ähnlich wie bei richtigem Gewebe.
Der Wunsch der Studierenden bereits im Studium chirurgische Basistechniken zu erlernen ist überall in Deutschland groß. Ihre Erfahrungen mit dem chirurgischen Simulationslabor werden sie daher veröffentlichen und an Studierende anderer Universitäten weitergeben.
Mehr Informationen zum Förderprogramm
Mit dem Förderprogramm „Studentische Forschungsgruppen“ ermöglicht die Exzellenzuniversität Hamburg Studierenden die selbstverantwortliche Arbeit an einem wissenschaftlichen Projekt. Das Programm wird zweimal jährlich ausgeschrieben, das maximale Fördervolumen für ein Einzelprojekt beträgt 10.000 Euro. In der Datenbank für Fördermöglichkeiten an der Exzellenzuniversität Hamburg im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder werden alle aktuellen Förderungen aufgelistet.