Wie viele Treibhausgase werden weltweit freigesetzt?Kohlendioxid-Emissionen erreichen neues Rekordhoch
6. Dezember 2023, von LMU/Newsroom-Redaktion
Foto: pixabay/jwvein
Der neue Bericht des „Global Carbon Project“ zeigt: Die fossilen CO2-Emissionen werden 2023 ein Rekordhoch erreichen. Bleiben die Emissionen so hoch, wird das verbliebene Kohlenstoffbudget zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze voraussichtlich in sieben Jahren aufgebraucht sein. Das hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Universität Hamburg errechnet.
Die verbleibende Zeit, um die Klimaziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, läuft immer schneller ab. Dies zeigt die jährliche Bilanz des Global Carbon Projects (GCP), ein Zusammenschluss internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, an dem auch Prof. Dr. Tatiana Ilyina und Dr. Hongmei Li von CLICCS, dem Exzellenzcluster für Klimaforschung der Universität Hamburg, beteiligt waren. Demnach werden sich die fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2023 voraussichtlich auf 36,8 Milliarden Tonnen summieren und ein neues Rekordniveau erreichen, das 1,1 Prozent über den Werten von 2022 liegt.
Erstmals Prognose mit Klimarechenmodellen gelungen
Regional waren die Trends im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich: Während die fossilen Emissionen in Indien und China anstiegen (plus 8,2 Prozent bzw. plus vier Prozent), sanken sie in Europa um 7,4 Prozent, in den USA um drei Prozent und im Rest der Welt zusammengenommen um 0,4 Prozent. Für Europa begründen die Autorinnen und Autoren den Rückgang mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und den Auswirkungen der Energiekrise. Das Wachstum in China sei teilweise auf eine verzögerte Erholung von den Auswirkungen der COVID-bedingten Lockdowns zurückzuführen.
Für das Jahr 2023 schätzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass etwa die Hälfte des emittierten CO2 durch Senken an Land und im Meer absorbiert wird. Der Rest gelangt in die Atmosphäre, deren CO2-Gehalt dadurch auf einen Jahresmittelwert von etwa 419 ppm (parts per million) ansteigen wird.
Diese CO2-Abschätzung wurde durch ein Team um Tatiana Ilyina und Hongmei Li vom Exzellenzcluster CLICCS in diesem Jahr zum ersten Mal mit Erdsystemmodellen erstellt. Die jährlichen Schwankungen des atmosphärischen CO2 werden damit unter Berücksichtigung der Schwankungen der Kohlenstoffsenken an Land und im Ozean berechnet. Dies ist für potenzielle Klimazukünfte äußerst relevant, da mithilfe der Modelle eine robuste Prognose abgegeben werden kann.
Mehr als 120 Beteiligte weltweit
Der jährliche Bericht über das globale Kohlenstoffbudget, der von einem internationalen Team aus mehr als 120 Wissenschaftlern erstellt wird, wurde am 5. Dezember 2023 auf einer Pressekonferenz im Rahmen der 28. UN-Klimakonferenz in Dubai vorgestellt.
Aus dem deutschsprachigen Raum sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts (Bremerhaven), der ETH Zürich, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung (Kiel), des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), des Karlsruhe Institut für Technologie, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung (Warnemünde) der Ludwig-Maximilian-Universität (München), des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (Hamburg), des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie (Jena), des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, der Universität Bern und der Universität Hamburg beteiligt. Sie trugen unter anderem mit Ozeanbeobachtungen, Modellsimulationen von Ozean, Land und Atmosphäre sowie Analysen zum Bericht bei.