Förderlinie „Next Generation Partnerships – Thematische Netzwerke“Gibt es biologische Indikatoren, die vor dem Risiko einer Frühgeburt warnen?
9. August 2023, von Christina Krätzig
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Die Medizinprofessorin Petra Arck von der Universität Hamburg erforscht, ob sich im Blut von Schwangeren Hinweise auf Frühgeburten verstecken – mithilfe einer Förderung aus Mitteln der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder.
Fast jede zehnte Schwangerschaft endet mit einer Frühgeburt, das heißt: Das Baby kommt vor der 37. Woche zur Welt. Die meisten Frühchen überleben zwar, haben mit den Folgen jedoch häufig bis ins Erwachsenenalter zu kämpfen. Sie sind beispielsweise anfälliger für Infektionen, Allergien und Asthma oder leiden unter einer Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit im Vergleich zu Menschen, die voll ausgereift geboren wurden.
Um herauszufinden, ob es im Körper von Schwangeren versteckte Hinweise auf das Risiko einer Frühgeburt gibt, will Prof. Arck einen Datenschatz heben, der am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf über die letzten zehn Jahren zusammengetragen wurde. Seit damals wurden 800 gesunde Frauen während ihrer Schwangerschaft von einem Forschungsteam begleitet. Alle Schwangeren wurden mehrfach zu ihren Lebensgewohnheiten und ihrem Befinden befragt, sie wurden medizinisch untersucht – und es wurde ihnen Blut abgenommen, das bis heute aufbewahrt wird.
„Jede Blutprobe kann auf Tausende biologische Indikatoren hin analysiert werden, beispielsweise auf die Art und Anzahl der Immunzellen bis hin zu Hormonprofilen“, erklärt Petra Arck. Zusammen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen von der Universität Hamburg, der Universität Groningen und der Universität Stanford will sie neue Analysemethoden nutzen, um in den großen Datenmengen Auffälligkeiten im Blut der Studienteilnehmerinnen zu identifizieren, die auf die spätere Frühgeburt hinweisen. Auch in der Studie kamen etwa zehn Prozent aller Kinder zu früh zur Welt, entsprechend der statistischen Wahrscheinlichkeit. Warum das ist so ist, kann heute noch nicht erklärt werden.
„Termingerechte Geburten werden durch entzündliche Prozesse im Körper der werdenden Mütter eingeleitet“, so Arck. Sie und ihr Team wollen nun herausfinden, ob diese entzündlichen Prozesse bei Frühgeburten möglicherweise zu früh initiiert werden, oder ob Frühgeburten durch immunologische Entgleisungen ausgelöst wurden.
Dieses Projekt kann den Forschenden daher wichtige Hinweise geben, wie sich die Risiken von Frühgeburten frühzeitig entdecken lassen. Wäre dies möglich, könnten Frauen während der Schwangerschaft künftig intensiver medizinisch betreut werden – und es würden möglicherweise weniger Babys als Frühchen zur Welt kommen.
Petra Arck ist Professorin für Experimentelle Feto-Maternale Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg und arbeitet in der Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Förderlinie „Next Generation Partnerships – thematische Netzwerke“
Ziel dieser Förderlinie.ist es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg bei Ausbau und Weiterentwicklung nachhaltig angelegter, multilateraler Netzwerke zu unterstützen. Es müssen mindestens zwei weitere Universitäten beteiligt sein, mindestens eine muss eine strategische Partnerhochschule der Universität Hamburg sein. Projekte werden drei Jahre lang mit bis zu 60.000 Euro pro Jahr gefördert.