Wie Künstliche Intelligenz den Hamburger Stadtverkehr optimieren könnteHochbahn fördert Studierendenprojekt zur Mobilität der Zukunft
28. Juni 2023, von Christina Krätzig
Foto: HOCHBAHN
Die Finanzierung eines innovativen Lehrangebots der Universität Hamburg wird von der Hamburger Hochbahn AG übernommen. Die Studierenden entwickeln Datenkompetenz und neue Ansätze für Problemlösungen.
Wo in Hamburg sind die herausforderndsten Verkehrssituationen? Wie lässt sich die Reichweite der Akkuladung eines Elektrobusses vorhersagen? Und wie wird sich der Klimawandel auf den Hamburger Stadtverkehr auswirken?
Gemeinsam mit Studierenden aus den MINT-Fächern der Universität Hamburg hat der Informatiker Marten Borchers in den vergangenen Jahren versucht, Fragen wie diese zu beantworten. „In unsere Lösungsansätze integrieren wir Künstliche Intelligenz. Sie kann helfen, solche Fragen zu beantworten. Doch noch gibt es keine fertigen Anwendungen, die Unternehmen einfach kaufen können, um solche Vorhersagen erstellen zu lassen. In diesem Bereich ist vieles Neuland“, erklärt der Doktorand.
Ziel des inzwischen von der Hochbahn finanzierten Seminars ist jedoch nicht die Produktentwicklung für Unternehmen. Stattdessen geht es darum, Innovationen zu fördern und die Datenkompetenz der Studierenden zu erhöhen. Angehende Physikerinnen, Biologen oder Informatikerinnen arbeiten fächerübergreifend zusammen. Sie nutzen Daten der Unternehmen und öffentlich zugängliche Informationen wie z. B. von der Urban Data Platform Hamburg, um Prognosen für die Zukunft zu erstellen.
Um die Auswirkungen des Klimawandels vorherzusagen, nutzen die Studierenden beispielsweise Wetterdaten, Ergebnisse von Klimamodellen, alle Arten von Verkehrsdaten – aber beispielsweise auch Geodaten, um Gebiete zu identifizieren, die möglicherweise künftig häufiger von Starkregenereignissen betroffen sein könnten. Sind die Straßenführungen dort optimal? Müssten Bustaktungen bei Unwettern angepasst werden? KI kann die Beantwortung solcher Fragen unterstützen.
Die Verlässlichkeit ihrer Prognosen ist jedoch häufig ein Problem. „Sie muss weit über 50 Prozent liegen, sonst könnte man ja auch würfeln“, so Borchers. Um die KI zu überprüfen, nutzt er Daten aus der Vergangenheit, lässt also Ereignisse berechnen, die bereits stattgefunden haben.
Bis zum März 2024 ist die Finanzierung des Seminars dank der Hochbahn erst einmal gesichert. Entstanden war es 2021 mit Hilfe von Geldern aus dem Data Literacy Lehrlabor, das über die Stiftung Innovation in der Hochschullehre finanziert wird. Das Lehrlabor gehört zum DDLitLab – also zum Digital and Data Literacy in Teaching Lab. Dieses wiederum ist Teil des ISA-Zentrums der Universität Hamburg, das durch Mittel der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder finanziert wird. Mehr Informationen zum Projekt „Data-driven Solutions for the Smart City Hamburg“ gibt es auf der Projektseite.
Ursprünglich waren neben der Hochbahn auch der Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung der Freien und Hansestadt Hamburg sowie das HSV/Future Dock beteiligt.