Erste Veranstaltungen des „Liberal Arts and Sciences“-Teams„Es geht um aktuelle Themen in ihrer historischen Tiefe“
28. November 2022, von Christina Krätzig
Im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder baut die Uni Hamburg den Studiengang „Liberal Arts and Science“ auf. Er startet offiziell im Wintersemester 2023/2024, doch schon jetzt gibt es spannende Angebote, die teilweise sogar öffentlich zugänglich sind.
Prof. Schemmel, Sie bieten in diesem Semester ein Format an, das aus einer Mischung aus öffentlichen Vorlesungen und einem Workshop für Studierende besteht. Sein Titel lautet „The Political Epistemology of Hydrogeological Praxis", übersetzt in etwa „Die politische Erkenntnistheorie der hydrogeologischen Praxis". Was verbirgt sich dahinter?
Dieses Format ist aus einem Forschungsprojekt heraus entstanden, in dem ich gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen – beispielsweise aus Venedig oder auch aus Indien – untersuche, wie verschiedene Gesellschaften zu unterschiedlichen Zeiten das Management von Wasser organisiert haben.
Wir fragen beispielsweise, welche Fachleute gehört wurden und wie Entscheidungen getroffen wurden, um Herausforderungen wie wechselnden Gezeiten, gefährlichem Hochwasser oder der Versalzung von Süßwasser zu begegnen.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels und gerade auch in Norddeutschland sind das hochaktuelle Fragen. Und wir hoffen, dass uns der Blick in die Geschichte Anregungen für die Gegenwart gibt. Diese Anregungen wie auch grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft möchten wir während der öffentlichen Vorlesungen Ende November und Anfang Dezember mit allen Interessierten teilen – und in den Workshops mit den Studierenden vertiefen.
Worum geht es in dem Studiengang „Liberal Arts and Sciences“ grundsätzlich?
Es geht um die Beschäftigung mit aktuellen Themen in ihrer historischen Tiefe, an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Dem zugrunde liegt das Ideal einer umfassenden Bildung wie sie Wilhelm von Humboldt vor rund zweihundert Jahren vorschwebte. Die Tradition des Studiengangs selbst ist jedoch noch viel älter: Sie geht auf die Antike zurück, in der die freien Künste und auch Wissenschaften entstanden. An mittelalterlichen Universitäten war das Studium der freien Künste dann vorbereitend zum Studium etwa der Theologie oder der Medizin. In der Neuzeit wurde die Idee der Liberal Arts and Sciences vor allem in den USA aufgegriffen, und seit kurzem auch vermehrt in England, den Niederlanden und nun auch wieder in Deutschland.
Bei uns startet der Studiengang erst im kommenden Jahr. Wie ist es möglich, dass Sie jetzt schon zwei Veranstaltungen anbieten?
Die Veranstaltungen finden erst einmal im Rahmen des Studium Generale statt. Damit stehen sie allen Studierenden offen. Man könnte sagen, es handelt sich um eine Art Probelauf für „Liberal Arts and Sciences“.
Was ist noch zu tun, bevor der Studiengang starten kann?
Viel! Natürlich viel Administratives: Es müssen Lehrpläne und Modulbeschreibungen erarbeitet werden, welche verschiedene Gremien begutachten und bewilligen müssen. Damit einher geht die inhaltliche Ausgestaltung. Es gibt zwei ganz dem Studiengang gewidmete Professuren, darüberhinaus muss die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen und Fakultäten organisiert werden, der Studiengang ist stark interdisziplinär orientiert. Das Interesse ist groß, und wir sind nun dabei, die Details zu klären.