Postdoctoral Fellowship für Strategien gegen den TabakkonsumMit dem Rauchen aufhören – aber wie?
10. November 2021, von Christina Krätzig
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Zum zweiten Mal hat die Exzellenzuniversität Hamburg Fellowships an herausragende Nachwuchsforschende vergeben. Unter ihnen ist die Public-Health-Forscherin Dr. Kathleen Gali. Sie untersucht, wie an Krebs erkrankten Raucherinnen und Rauchern der Ausstieg aus dem Tabakkonsum erleichtert werden kann.
125.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Folgen ihres Tabakkonsums. Rund ein Viertel aller Erwachsenen raucht, mit Folgekosten im Gesundheitswesen von 25 Milliarden Euro pro Jahr. Und bei der Umsetzung politischer Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums liegt Deutschland hinter den meisten anderen europäischen Ländern zurück - obwohl Rauchverbote oder Steuererhöhungen auf Tabakprodukte in der Bevölkerung Unterstützung finden. Entscheidendes Hindernis ist hier der Einfluss der Tabakindustrie auf die Tabakgesetzgebung.
Aber: „Die wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Belastung durch das Rauchen kann gemindert werden", sagt die aus den USA stammende, zuvor in Stanford tätige Postdoktorandin Kathleen Gali. Drei Jahre lang wird sie nun als Postdoctoral Fellow von der Exzellenzuniversität Hamburg gefördert. In dieser Zeit wird sie 1.600 Raucherinnen und Raucher interviewen, um herauszufinden, ob diese bereits Erfahrungen mit einer Rauchentwöhnung gemacht haben, wie sie dazu stehen und welche Methoden für sie in Frage kämen. Außerdem will Gali das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf dabei unterstützen, ein Angebot zur Rauchentwöhnung aufzubauen.
„Der anhaltende Tabakkonsum bei Krebspatientinnen und -patienten ist besonders besorgniserregend“, sagt die Forscherin. In Deutschland sind 89 Prozent der Lungenkrebsfälle bei Männern und 83 Prozent bei Frauen auf das Rauchen zurückzuführen. „Das anhaltende Rauchen nach der Diagnose kann ihre Behandlung erschweren und das Risiko erhöhen, dass die Krankheit zurückkehrt. Trotzdem rauchen bis zu 50 Prozent der Erkrankten während der Behandlung weiter.“
Am UKE wird der Tabakkonsum von Patientinnen und Patienten derzeit nicht systematisch erfasst
Eine Unterstützung bei der Rauchentwöhnung gibt es noch nicht, obwohl Untersuchungen ergeben haben, dass eine intensive Beratung die Quote derjenigen, die vom Nikotin loskommen, deutlich erhöht. Wie eine solche Beratung künftig in die Abläufe der Universitätsklinik integriert werden kann, will Gali im Rahmen ihres Forschungsvorhabens herausfinden. Bei ihrer vorherigen Tätigkeit am Stanford Prevention Research Center hat sie eins gelernt: „Um sicherzustellen, dass Programme wie dieses funktionieren, muss man sie gemeinsam mit den Beteiligten entwickeln.“
Deswegen plant die Psychologin und Expertin für das öffentliche Gesundheitswesen nicht nur Interviews mit gesunden und mit an Krebs erkrankten Raucherinnen und Rauchern, sondern auch Gespräche mit Expertinnen und Experten für Sucht und Tabakkonsum in Deutschland, unter ihnen auch Ärztinnen und Ärzte. Das mit ihrer Förderung verbundene Sachmittelbudget von 20.000 Euro will sie unter anderem nutzen, um den Interviewten eine kleine Aufwandsentschädigung zu zahlen.
An der Universität Hamburg ist das Forschungsvorhaben von Dr. Gali im Hamburg Center for Health Economics und damit im Bereich Gesundheitsökonomie angesiedelt; in einem der fünf Potenzialbereiche der Uni also. Mit der Vergabe der Postdoctoral Fellowships stärkt sie diese wichtigen Bereiche, aus denen sich künftige Exzellenzcluster entwickeln sollen. Darüber hinaus unterstützt sie mit der Förderung herausragende promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, sich auf den nächsten Karriereschritt vorzubereiten, beispielsweise auf die Leitung einer Nachwuchsgruppe oder die Berufung auf eine Juniorprofessur. Die Mittel dafür stammen aus der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder.