Rede der Nobelpreisträgerin Esther Duflo zum Klimawandel„Wir müssen endlich beginnen zu handeln!“
2. Juni 2021, von Christina Krätzig
Foto: Frank von Wieding
Die Nobelpreisträgerin Prof. Esther Duflo diskutierte mit Interessierten und Forschenden aus aller Welt über die Klimakrise. Die Veranstaltung bildete den Auftakt zu einem Treffen internationaler Hochschulleitungen, das alle zwei Jahre stattfindet.
Begrüßt wurde die französisch-amerikanische Forscherin im Rahmen des Live-Streams von Universitätspräsident Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen. Professor Lenzen stellte in seiner Rede auch das Anliegen des Global University Leaders Council Hamburg vor: Es bietet Hochschulleitungen eine Möglichkeit, sich regelmäßig über gesellschaftliche Herausforderungen und die Rolle der Hochschulen bei deren Bewältigung auszutauschen – in diesem Jahr über den Klimawandel.
Prof. Esther Duflo begann ihren Vortrag mit der Frage, warum die Klimakrise politisch so schwer zu bewältigen sei. Sie stellte fest, dass die reichen Länder des globalen Nordens ihn vermehrt verursachen, während ärmere Länder des globalen Südens seine Folgen am stärksten spüren. Diese Schere führe dazu, dass sich der Norden bisher zu wenig für das Erreichen der Klimaziele engagiert habe.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin, die am Massachusetts Institute of Technology lehrt und forscht, betonte aber auch, dass sich dies ändern könne. Lösungsansätze zur Klimakrise müssten nicht allein auf technische Aspekte abzielen, sondern auch auf Verhaltensänderungen der Menschen. Diese seien durchaus möglich, sagte Duflo.
In der an ihren Vortrag anschließenden Podiumsdiskussion sahen Professor Peter‐André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, und Professorin Pam Fredman, Präsidentin der International Association of Universities, in diesem Zusammenhang Hochschulen besonders gefordert. Sie müssten als Vorbilder wirken und auf dem eigenen Campus mit dem Handeln beginnen. Professorin Mamokgethi Phakeng, Vice-Chancellor der südafrikanischen Universität Kapstadt, betonte, dass die Wahrnehmung einer Universität als einer Institution mit herausragenden Klimaschutzzielen Studierende besonders motivieren könne, sich für den Klimaschutz zu engagieren.
Professor Detlef Stammer, Leiter des Weltklimaforschungs-Programms (WCRP) und Sprecher des Exzellenzclusters Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS) an der Universität Hamburg, pflichtete Duflo besonders in ihrem dringenden Appell bei, mit dem Handeln jetzt zu beginnen. Stammer betonte, dass sich die Welt seit Beginn der Industrialisierung bereits um ein Grad Celsius erwärmt habe und nun vermehrte Anstrengungen notwendig seien, um den kommenden Temperaturanstieg zu bremsen und seine Folgen zu mildern.
Moderiert wurde die englischsprachige Veranstaltung von der ehemaligen Chefredakteurin DER SPIEGEL/SPIEGEL ONLINE, Dr. Barbara Hans. Sie richtete auch Fragen an die Diskussionsteilnehmer, die schriftlich vom Publikum eingereicht worden waren.
Die Aufzeichnung des Vortrags und der Podiumsdiskussion sind jetzt auf der Internetseite des Global University Leaders Council Hamburg zu sehen.
Global University Leaders Council Hamburg
Das Global University Leaders Council Hamburg (GUC) ist eine gemeinsame Initiative der Hochschulrektorenkonferenz, der Körber-Stiftung und der Universität Hamburg. Es findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt, vom 2. bis 4. Juni. Die Teilnehmenden Hochschulen wollen in diesen Tagen auch Empfehlungen erarbeiten, wie das Engagement ihrer Institutionen bezüglich der Klimakrise künftig aussehen kann.
Internationale Strategiekonferenzen wie diese sind ein wichtiger Baustein des Konzepts „A Flagship University: Innovating and Cooperating for a Sustainable Future“ der Exzellenzuniversität Hamburg.