Der Chief Digital Officer der Universität Hamburg im Interview„Zusammen eine moderne, digitale Vision für die UHH entwickeln“
16. Februar 2021, von Tim Schreiber
Foto: UHH/Hansen
Finanziert durch die zweite Förderlinie der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern, hat die Universität Hamburg seit Anfang 2021 zum ersten Mal einen Chief Digital Officer (CDO). Im Interview spricht Dr. Sebastian Gerling über Aufgaben, Ziele und besondere Schwerpunkte.
Herr Gerling, was macht denn eigentlich ein CDO?
Für die Rolle eines CDO gibt es viele Interpretationen, sie wird je nach Organisation unterschiedlich ausgelegt. An der Universität Hamburg werde ich als CDO gemeinsam mit allen Beteiligten eine Digitalisierungsvision und die dazugehörige Digitalisierungsstrategie entwickeln. Ich habe also eine koordinierende Rolle und mache mir Gedanken, wo wir als Universität in fünf bis zehn Jahren in Sachen Digitalisierung stehen wollen – sowohl in der Forschung und Lehre, als auch in der Verwaltung.
Mein Ziel ist es, eine visionäre Idee zu entwickeln, die wir auch gut nach außen vertreten können. Ich möchte als CDO nicht nur selbst technologisch immer am Puls der Zeit sein, sondern ich möchte auch schauen, in welchen Bereichen wir ganz neue Dinge als Universität machen können. Dinge, die sonst noch niemand macht und durch die wir uns vielleicht auch als Vorreiter besonders auszeichnen können.
Wie sahen Ihre ersten Wochen in der neuen Position aus?
Erst einmal geht es natürlich darum, viele Bereiche und Menschen kennenzulernen. In der aktuellen Pandemie bedeutet dies, dass ich vor allem viele Videokonferenzen durchführe. Ich schaue, wie der Stand bei der Digitalisierung bereits ist, spreche außerdem viel über Bedarfe und Wünsche. Daraus erstelle ich dann ein erstes Gesamtbild. Mein erster Eindruck ist aber: Die Uni ist in einigen Bereichen schon gut aufgestellt, hat ein Rechenzentrum mit viel Know-how und hat sich mit viel Energie eine gute Basis für eine holistische und nachhaltige digitale Transformation erarbeitet. Das haben wir gerade auch in der Pandemiezeit gemerkt, in der die Umstellung auf die digitale Arbeit und die digitale Lehre trotz der Ausnahmesituation dank einer enormen Kraftanstrengung aller Beteiligten gut funktioniert hat. Wir haben aber zur erfolgreichen digitalen Transformation auf Basis einer nachhaltigen Infrastruktur auch noch einen weiten Weg vor uns.
Nehmen Sie bei Ihrer Vision alle Bereiche der Universität in den Blick?
Ja, es geht um alle Bereiche der Universität und um alle Querschnittsthemen. Neben Forschung, Lehre und Verwaltung spielen auch Innovation und Transfer eine wichtige Rolle. Eine Universität ist da eine große Herausforderung, weil sie als Einrichtung sehr vielfältig und heterogen ist. Mir ist aber wichtig, dass wir gemeinsame Ziele in Sachen Digitalisierung entwickeln und die Interessen und Bedarfe der Fakultäten, der Studierenden und der Mitarbeitenden einbeziehen. Nur so können wir eine breite Akzeptanz für das Thema schaffen. Am Ende wäre es doch super, wenn wir zusammen eine moderne, digitale Interpretation der Hochschule entwickeln könnten, die nachhaltig wettbewerbsfähig und einzigartig in Deutschland ist.
Haben Sie persönlich ein digitales Lieblingsthema oder einen Ansatz, der Ihnen besonders wichtig ist?
Für mich ist wichtig: Digitalisierung funktioniert nur, wenn Anwenderinnen und Anwender die Neuerungen auch mit Begeisterung und aus Überzeugung nutzen. Man sollte nicht nur grundsätzlich die Prozesse digitalisieren und eine digitale Infrastruktur aufbauen, sondern auch einen besonderen Fokus auf die Schnittstelle zu den Menschen, die sie nutzen, legen, und versuchen, die Anwendungen so intuitiv und einfach wie möglich zu gestalten. Kinder können heute schon sehr früh Smartphones entsperren und die Geräte wie selbstverständlich bedienen. Bei der Benutzbarkeit hat sich viel getan in den vergangenen Jahren und ich denke, Digitalisierung wird genau an dieser Schnittstelle gewonnen.
Was macht das „Digital Office“, das Sie aufbauen?
Ich baue ein kleines Team auf, das mir bei der Entwicklung und Umsetzung der Digitalisierungsstrategie helfen wird. Wir werden dann eng mit vielen unterschiedlichen Akteuren aus Forschung, Lehre und Verwaltung zusammenarbeiten, beispielsweise auch mit der neuen Stabsstelle Smart Administration. Nach den ersten Wochen an der Universität Hamburg bin ich auch schon begeistert, wie offen und herzlich ich empfangen wurde. Die Arbeit macht mir großen Spaß. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit allen Kolleginnen und Kollegen und wünsche mir, dass wir gemeinsam die Fortschritte der Digitalisierung – gerade auch die, die innerhalb des letzten Jahres gemacht wurden – verstetigen können und wir die digitale Transformation für die Universität gemeinsam visionär und erfolgreich meistern.
Zur Person
Dr. Sebastian Gerling hat Informatik an der Universität des Saarlandes studiert. Nach seinem Master promovierte er dort im Bereich Informationssicherheit. Ab 2011 war er daran beteiligt, das „CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit“ aufzubauen, eines der heute weltweit führenden Forschungszentren für Informationssicherheit. Seit dem 1. Januar 2021 ist er der erste Chief Digital Officer (CDO) der Universität Hamburg.