Erste Advanced Fellows in HamburgDie „Forschungs-WG“ am Rothenbaum

9. Februar 2021, von Christina Krätzig

Foto: C. Höhne

Der Philosoph Dietmar von der Pfordten gehört zu den ersten Geförderten.

Das Ende 2020 eröffnete Wissenschaftskolleg „Hamburg Institute for Advanced Study“ (HIAS) fördert Forschende sowie Künstlerinnen und Künstler, die mehrere Monate in Hamburg leben und arbeiten können. Die Soziologin Sophia Prinz und der Philosoph Dietmar von der Pfordten gehören zu den ersten Geförderten. Ihre Fellowships werden aus Mitteln der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder finanziert.

Natürlich müssen sich auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Villa am Rothenbaum an die geltenden Corona-Regeln halten, trotzdem genießen die vier derzeit dort arbeitenden Fellows den intensiven interdisziplinären Austausch. „Wir essen mittags zusammen, besuchen uns in unseren Büros. Für mich als Soziologin ist es inspirierend, zwischen Tür und Angel mit einer Mikrobiologin ins Gespräch zu kommen – zum Beispiel über die Frage, wie aus Individuen eine Gesellschaft werden kann“, sagt Sophia Prinz. „Im täglichen Miteinander mache ich die Erfahrung, dass der Austausch fordernd, aber eben auch gewinnbringend ist.“

Künftig sollen in der "Forschungs-WG" am Rothenbaum bis zu 12 Fellows jährlich einen Arbeitsplatz finden. Foto: Claudia Höhne.

Die Kultursoziologin beschäftigt sich mit den sozialen Effekten von Design, Kunst und Ästhetik sowie Fragen der Transkulturalität, die sie in Hamburg bereits 2018 im Rahmen der Ausstellung „Mobile Welten“ im Museum für Kunst und Gewerbe verfolgt hatte. Anschließend hat sie in Berlin gelebt und gearbeitet: Sie war Gastprofessorin für Theorie der Gestaltung und Gender Studies an der Universität der Künste und Art Histories-Fellow des Forums Transregionale Studien. Nun wird sie zehn Monate in der Hansestadt Hamburg bleiben.

Ihr Mit-Fellow, der Rechtsphilosoph Dietmar von der Pfordten, ist hingegen Professor für Rechts- und Sozialphilosophie an der Georg-August-Universität Göttingen. Für die Wissen-Reihe des C.H.Beck Verlags hat er ein Buch über Menschenwürde verfasst, regelmäßig beschäftigt er sich mit Themen wie Abtreibung, Gentechnik oder Sterbehilfe. Seine Zeit in Hamburg möchte er nutzen, um ein bereits begonnenes Buch zu beenden. „Es wird eine Art Opus Magnum, eine Zusammenfassung meiner Erkenntnisse über die Natur des Rechts“, erklärt er. „Als Advanced Fellow kann ich mich ganz auf diese Arbeit konzentrieren. Im universitären Alltag bleibt dafür zwischen Lehrveranstaltungen und Gremienarbeit wenig Zeit.“

Transfer ist ausdrücklich Teil der Fellowships, allerdings coronabedingt derzeit nicht wie geplant umsetzbar. Sophia Prinz plant trotzdem Workshops – für das kommende Jahr. Sie hofft, dass sie dann auch selbst wieder Museen und Ausstellungen besuchen kann: Da sie an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst arbeitet, ist ihr der Kontakt zur Hamburger Kunst- und Kulturszene ein wichtiges Anliegen.

Dietmar von der Pfordten möchte hingegen in die politische Kultur der Hansestadt eintauchen. Ihre lange, freiheitliche Geschichte fasziniert ihn und er würde gern mehr über den hier herrschenden Geist herausfinden. Dass auch auf der politischen Bühne im Moment vieles nicht wie geplant stattfinden kann, nimmt er gelassen: „Ich bleibe noch bis zum kommenden Sommer – es besteht also Hoffnung!“, betont er.

Advanced Fellowships

Das Hamburg Institute für Advanced Study (HIAS) ist ein Wissenschaftskolleg und wird ab dem Wintersemester 2020/2021 mit ExStra-Mitteln Fellowships für exzellente Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler ausschreiben.