Professorin für Wissenschafts- und Innovationsforschung berufen„Ich träume von einem umfassenden Kulturwandel“
23. November 2020, von Christina Krätzig
Foto: UHH/Lutsch
Die Soziologin Prof. Dr. Sabine Maasen wechselt für eine im Rahmen der Exzellenstrategie des Bundes und der Länder neu geschaffene Professur an die Universität Hamburg. Sie wird auch wissenschaftliche Leiterin der in Gründung befindlichen Transfer-Agentur.
Zuletzt hatte die neu an die Universität Hamburg berufene Sabine Maasen einen Lehrstuhl für Wissenschaftssoziologie an der Technischen Universität München inne und war Direktorin des Munich Center for Technology in Society. Sie ist Mitglied im Wissenschaftsrat, einem der wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungsgremien Deutschlands. In Hamburg wird sie nicht nur forschen und lehren, sondern mit der geplanten „Transfer-Agentur“ auch den Wissenstransfer aus der Universität in die Gesellschaft, zu Bürgerinnen und Bürgern sowie in die Politik und Wirtschaft, mitgestalten.
Frau Maasen, Roboter in der Pflege, Nachhaltigkeit oder die Frage, warum sich immer mehr Menschen in Psychotherapien begeben: Ihre Forschungsinteressen wirken auf den ersten Blick sehr breit gestreut. Was ist der rote Faden, welches Interesse zieht sich durch?
Ich möchte verstehen, wie Wissenschaft auf den einzelnen Menschen und auf die Gesellschaft als Ganzes wirkt. Mich beschäftigen die Veränderungen und der ständige Wandel, in dem sich unsere Gesellschaft befindet – und die Frage, wie sich dieser Wandel auf die Wissenschaft auswirkt. Einerseits erfordert er, dass sich auch die Wissenschaft wandelt. Anderseits rufen wissenschaftliche Erkenntnisse gesellschaftlichen Wandel hervor. Die Verflechtungen sind vielfältig.
Sie wurden als Professorin für Wissenschafts- und Innovationsforschung an die Universität Hamburg berufen. Darüber hinaus werden Sie wissenschaftlichen Leiterin der in Gründung befindlichen Transfer-Agentur. Was reizt Sie an dieser Doppelfunktion?
Ich sehe als große Chance, mit der Transfer-Agentur auch die akademische Kultur an der Universität mitzugestalten. Dabei träume ich von nichts weniger als einem umfassenden Kulturwandel, an der Universität Hamburg wie auch im ganzen Land. Transfer ist aus meiner Sicht eine zentrale Anforderung an Forschende. Ich wünsche mir, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dies nicht als zusätzliche Bürde empfinden, sondern als integralen Bestandteil ihrer Arbeit – und idealerweise als etwas, was sie in ihren Projekten von Anfang an mitdenken.
Wird Ihr Fokus hier in Hamburg eher im organisatorischen als im wissenschaftlichen Bereich liegen?
Der Aufbau von Institutionen, die eine Zusammenarbeit von Akademikern und Akademikerinnen aus ganz verschiedenen Fächern ermöglichen, ist schon lange ein Schwerpunkt und ein Gegenstand des Interesses von mir. Denn Interdisziplinarität funktioniert meiner Erfahrung nach nur in einem sicheren, passenden Rahmen. Diesen Rahmen für die Transfer-Agentur auszuarbeiten und zu gestalten, wird im kommenden Jahr sicherlich einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch nehmen. Aber langfristig plane ich durchaus auch, die Arbeit der Transfer-Agentur selbst zum Gegenstand reflexiver Forschung zu machen.
Worauf freuen Sie sich besonders hier an der Universität Hamburg?
Es reizt mich, nach meiner Zeit an einer technischen Universität wieder an einer Volluniversität zu arbeiten. Ich erhoffe mir hier ein noch breiteres Spektrum von Themen, Begegnungen und möglichen Verzahnungen.
Professur für Innovationsforschung
Mit der Einrichtung einer Professur für Innovationsforschung verbindet die Universität Hamburg das Ziel, Innovationsprozesse zwischen Gesellschaft und Wissenschaft zu verstehen und zu gestalten. Im Rahmen der Professur wird eine Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern in der Metropolregion stattfinden sowie die Einbettung in nationale und internationale Forschungs- und Transferverbünde. Mittelfristig soll in Verbindung mit der Professur auch ein Masterstudiengang für Innovation, Kooperation und Transfer entwickelt werden.