Willkommen an Bord„Begeisternde Musiklehrkräfte sind essenziell, um Kindern und Jugendlichen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen“Prof. Dr. Benjamin Eibach verstärkt die Erziehungswissenschaft
27. Februar 2025, von Eibach/Red.

Foto: Foto Loos, Siegen
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Musikpädagoge Prof. Dr. Benjamin Eibach.
Prof. Dr. Benjamin Eibach kommt zum Sommersemester 2025 von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main nach Hamburg und tritt eine Professur mit dem Schwerpunkt „Didaktik des Faches Musik“ an der Fakultät für Erziehungswissenschaft an.
Wie beschreiben Sie Ihr Forschungsgebiet in wenigen Sätzen?
Zentraler Gegenstand der Musikpädagogik sind die Zusammenhänge, die im Rahmen von Aneignungs- und Vermittlungsprozessen zwischen Menschen und Musik bestehen. Die Musikdidaktik befasst sich dabei insbesondere mit Fragen, die Musik-Lernen, Musik-Lehren und Musikunterricht betreffen.
Hierbei ergeben sich Bezüge zu vielen anderen Forschungsgebieten, etwa zur Musikwissenschaft, zur Psychologie, zur Philosophie, zur allgemeinen Erziehungswissenschaft sowie zu den übrigen Fachdidaktiken, gerade im Bereich der ästhetischen Fächer. Diese interdisziplinären Anknüpfungsmöglichkeiten machen die Arbeit für mich überaus spannend, denn sie eröffnen mir immer wieder neue Perspektiven, durch die sich ein frischer Blick auf das eigene Forschungsgebiet gewinnen lässt.
Wie erklären Sie Ihre Forschung einfach verständlich?
Ich befasse mich aktuell sehr intensiv mit der Geschichte des Musikunterrichts. Dabei interessiere ich mich sowohl für das Geschehen in den Schulstuben und Musiksälen vergangener Zeiten als auch für die musikpädagogischen Diskussionen, die dieses Geschehen damals begleitet haben. Dazu gilt es zunächst, Quellen ausfindig zu machen, aus denen sich dann anschließend Erkenntnisse über die Vergangenheit gewinnen lassen.
Relevante Quellen sind beispielsweise Notenmaterial, das zum Musizieren in Schulen genutzt wurde, alte Liederbücher, aus denen man mit Kindern und Jugendlichen gesungen hat, oder musikpädagogische Fachzeitschriften, wie sie seit Beginn des 19. Jahrhunderts herausgegeben wurden. Mit anderen Worten: Vieles, was in den Augen der meisten Menschen wohl lediglich Altpapier ist, bildet für mich eine wichtige Grundlage der Forschung.
Zu welchen aktuellen gesellschaftlichen Themen oder Herausforderungen möchten Sie Ihre wissenschaftliche Expertise beitragen?
Der Beruf der Lehrkraft ist gesellschaftlich hoch relevant. Gut qualifizierte und gleichermaßen begeisterte wie begeisternde Musiklehrkräfte sind essenziell, um Kindern und Jugendlichen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und sie zu einem reflektierten Umgang mit Musik in ihren unterschiedlichen Ausprägungen zu befähigen. Mit meiner Arbeit an der Universität Hamburg möchte ich dazu beitragen, die Studierenden auf diese Aufgaben vorzubereiten.
Worauf dürfen Studierende sich freuen?
Im Rahmen meiner Seminare beziehe ich sehr gerne Orte außerhalb der Universität ein – etwa Konzerthäuser, Theater oder Museen. Im Idealfall machen die Studierenden dort Erfahrungen, die sie bereichern, inspirieren oder mitunter vielleicht auch irritieren. Ich hoffe, auf diese Weise einen Enthusiasmus für Musik und für Kunst insgesamt entfachen und weiter schüren zu können, mit dem die angehenden Lehrkräfte in ihrem künftigen Beruf dann auch ihre Schülerinnen und Schüler anstecken.
Was wollen Sie von der UHH ausgehend bewirken, bspw. in Bezug auf Lehre, Transfer, Nachhaltigkeit etc.?
Das „Hamburger-Modell“ bietet meines Erachtens sehr gute Voraussetzungen, um eine vielschichtige Musiklehrkräftebildung zu realisieren: Durch die Nähe zu den anderen Fachdidaktiken an der Universität können sich Möglichkeiten ergeben, interdisziplinär zu arbeiten. Gleichzeitig schafft die Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater ein Umfeld, das auf die Studierenden insbesondere im musikalisch-künstlerischen Bereich sicherlich überaus anregend wirken kann. Ich möchte dabei mitwirken, das Potenzial, welches diese besondere Konstellation birgt, bestmöglich für die Musiklehrkräftebildung zu nutzen.
Wie sieht Ihre internationale Zusammenarbeit aus, mit welchen Universitäten oder Institutionen arbeiten Sie zusammen?
In der Vergangenheit habe ich gemeinsame Lehrveranstaltungen mit einem Kollegen der School of Music, Theatre and Dance der University of Michigan realisiert. Diese Kooperation möchte ich gerne weiter pflegen und ausbauen. Außerdem hatte ich im vergangenen Jahr durch private Kontakte die Möglichkeit, einige Schulen in Tansania kennenzulernen. Inwieweit sich hier Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit ergeben können, prüfe ich gerade.
Worauf freuen Sie sich in Hamburg?
Als musikbegeisterter Mensch freue ich mich natürlich darauf, in das reichhaltige kulturelle Leben der Stadt eintauchen zu können. Sehr gespannt bin ich auch auf das Kennenlernen der neuen Kolleginnen und Kollegen und den Austausch mit ihnen. Prima finde ich, dass man sich hier in Hamburg bei einer Begegnung keine Gedanken darüber machen muss, welche Tages- oder Nachtzeit es gerade ist, denn ein „Moin!“ passt ja immer.