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Studentische Mitglieder der „Weißen Rose Hamburg“Gedenken der Universität Hamburg an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus
22. Januar 2025, von Newsroom-Redaktion
Foto: UHH/Esfandiari
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 gedenkt die Universität Hamburg aller Opfer des Nationalsozialismus. Zum diesjährigen Tag des Gedenkens lädt das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) zu einer Gedenkveranstaltung für den Widerstandskreis der „Hamburger Weißen Rose“ ein. Erinnert wird dabei auch an den Studenten Hans Leipelt, der am 29. Januar 1945, vor 80 Jahren, in München hingerichtet wurde.
Rund 50 Personen werden dem Kreis der „Hamburger Weißen Rose“ heute zugerechnet, mehr als 30 von ihnen wurden verhaftet. Acht von ihnen überlebten Haft und Folter nicht – darunter vier Studierende der damaligen „Hansischen Universität“: der Chemiestudent Hans Leipelt, die Medizinstudentin Margaretha Rothe, der Germanistikstudent Reinhold Meyer und der Medizinstudent Friedrich Geussenhainer.
Ihnen zu Ehren wurde im September 1971 eine Gedenktafel im Foyer des Audimax der Universität Hamburg eingelassen, um an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu erinnern. Darüber hinaus wurden im April 2010 vier „Stolpersteine“ vor dem Hauptgebäude der Universität in der Edmund-Siemers-Allee verlegt.
Prof. Dr. Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg: „Als Universität Hamburg gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus sowie des Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime. Besonders im Gedenken an Hans Leipelt ehren wir die mutigen Mitglieder der Hamburger Weißen Rose, die sich in dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte für Freiheit und Menschenwürde einsetzten. Diese Gedenktage erinnern uns nicht nur an die schändliche Rolle unserer Universität im NS-Regime, sondern verpflichten uns auch zur fortwährenden Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte. Sie mahnen uns, diese Erinnerungen lebendig zu halten, wachsam zu sein und auch in schwierigen Zeiten Zivilcourage zu zeigen.“
Gedenkveranstaltung für die Hamburger Weiße Rose
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz richtet das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) am Montag, den 27.01.2025 um 9 Uhr eine Gedenkveranstaltung für die Hamburger Weiße Rose aus (Rahel Liebeschütz-Plaut Hörsaal, N43).
Nach einem Grußwort der Dekanin der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, wird Prof. Dr. Peter Fischer-Appelt, Präsident der Universität Hamburg von 1970 bis 1991, einen Vortrag zum Gedenken an Verfolgung und Widerstand halten.
Studentischer Widerstand
Foto: Vereinigung der Antifaschisten und Verfolgten des Naziregimes Hamburg e.V.: candidates ofhumanity – Dokumentation zur Hamburger Weißen Rose anlässlich des 50.Geburtstages von Hans Leipelt. Hamburg: 1971
Hans Konrad Leipelt
Geb. 18. Juli 1921 in Wien
Gest. 29. Januar 1945 in München
Hans Leipelt begann 1940 sein Studium an der Hansischen Universität, wie die Universität Hamburg damals hieß. Als „Halbjude“ musste er die Universität verlassen und ging 1941 nach München. Dort konnte er sein Chemie-Studium ‚halblegal‘ fortsetzen, da der Nobelpreisträger Heinrich Wieland ihn schützte. Anfang 1943 brachte Leipelt das sechste und letzte Flugblatt der Weiße-Rose-Gruppe um die Münchener Geschwister Scholl nach Hamburg. Zudem organisierte er eine Sammlung für die Witwe von Prof. Kurt Huber, der als Mitglied der Weißen Rose hingerichtet worden war. Leipelt wurde denunziert und am 8. Oktober 1943 verhaftet. Vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, wurde er am 29. Januar 1945 in München-Stadelheim mit dem Fallbeil ermordet.
Foto: Vereinigung der Antifaschisten und Verfolgten des Naziregimes Hamburg e.V.: candidates ofhumanity – Dokumentation zur Hamburger Weißen Rose anlässlich des 50.Geburtstages von Hans Leipelt. Hamburg: 1971
Margaretha Rothe
Geb. 13. Juni 1919 in Hamburg
Gest. 15. April 1945 in Leipzig
Margaretha Rothe, genannt Gretha, wurde in Hamburg geboren und studierte seit 1939 Medizin am Universitäts-Krankenhaus Eppendorf (UKE). Sie schloss sich einer Widerstandgruppe an und verteilte ab 1940 Flugblätter, auf denen über die Radiofrequenzen sowie die Sendezeiten ausländischer Sender informiert wurde. Am 9. November 1943 wurde sie von der Gestapo verhaftet. Es begann eine fast zweijährige Odyssee durch verschiedene Gefängnisse; unter anderem war sie im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel und dem Frauenzuchthaus in Cottbus inhaftiert. Zwei Tage vor der angesetzten Verhandlung vor dem Volksgerichtshof in Hamburg starb sie in einem Krankenhaus in Leipzig an einer Lungentuberkulose, die sie infolge der Haftbedingungen erlitten hatte.
Foto: Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte/Nicolaysen
Reinhold Meyer
Geb. 18. Juli 1920 in Hamburg
Gest. 12. November 1944 in Hamburg
Reinhold Meyer studierte seit 1942 nicht nur Germanistik an der Hansischen Universität, sondern war auch Juniorchef der Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses“. Deren Keller wurde zu einem der Treffpunkte der Widerstandsgruppe. Nachdem bereits andere Mitglieder verhaftet worden waren, versuchte der Vater von Reinhold Meyer, seinen Sohn in Sicherheit zu bringen. Doch die Gestapo verhaftete den 23-Jährigen am 19. Dezember 1943 in Blankenburg (Sachsen-Anhalt). Er wurde im Gefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert und im Juni 1944 in das KZ Neuengamme gebracht. Nachdem er im Oktober wieder nach Fuhlsbüttel verlegt worden war, starb er dort am 12. November 1944 – angeblich an Diphterie.
Foto: Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte/Nicolaysen
Friedrich Geussenhainer
Geb. 24. April 1912 in Neumünster
Gest. April oder Mai 1945 im KZ Mauthausen
Friedrich Geussenhainer studierte seit 1940 am UKE Medizin. 1941 wurde er verhaftet, kam aber wieder frei. Er war Mitglied einer Widerstandsgruppe, die sich am UKE gebildet hatte und sich gegen die nationalsozialistischen Denkweisen stellte. Im Juli 1943 wurde die Gruppe verraten, und die Gestapo nahm auch Geussenhainer fest. Vom Polizeigefängnis Fuhlsbüttel wurde er im Sommer 1944 in das Konzentrationslager Neuengamme gebracht, im Oktober desselben Jahres in das KZ Mauthausen (Österreich). Dort starb er Ende April oder Anfang Mai 1945 an Hunger und Erschöpfung. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.
