Jan Pentak ist diesjähriger DAAD-PreisträgerTheologiestudium zwischen Musik, Forschung und interkulturellem Engagement
29. November 2024, von Lennart Wichmann
Foto: Lea Modrozinski
Nach dem Orgelstudium an der Musikhochschule Lübeck begann der in der Slowakei geborene Jan Pentak 2020 ein Studium der Evangelischen Theologie an der Universität Hamburg. Nun wurde er für hervorragende Leistungen mit dem DAAD-Preis für internationale Studierende ausgezeichnet.
Herr Pentak, was hat Sie dazu motiviert, an der Universität Hamburg zu studieren?
Mich motivieren meine langjährige Auseinandersetzung mit Glaubensfragen und die Verbindung von Musik und Theologie. Vor allem hat mich mich das breite, interdisziplinäre theologische Angebot der Universität überzeugt. Das ermöglicht es mir, meine Interessen wissenschaftlich fundiert zu vertiefen.
Können Sie uns mehr über Ihre studentischen Projekte und Forschung erzählen?
In meiner Hausarbeit mit dem Titel „Hexenprozesse in Groß Ullersdorf“ habe ich die Hexenverfolgungen in Nordmähren zwischen 1678 und 1692 untersucht. Die Arbeit analysiert die Wechselwirkungen zwischen Religion, Recht und Gesellschaft während der Rekatholisierung.
Meine Forschung konzentrierte sich besonders auf die Rolle der Magie, deren Wahrnehmung im theologischen Kontext und die Praktiken der Inquisition. Durch die Analyse dieser lokalen Hexenverfolgungen gelang es mir, größere historische Zusammenhänge zu beleuchten und einen wichtigen Beitrag zum Verständnis religiöser und gesellschaftlicher Transformationsprozesse dieser Zeit zu leisten. Die Hausarbeit wurde im Frühjahr 2023 vom Förderverein „Theologie am Tor zur Welt" ausgezeichnet.
Warum ist Ihnen interkulturelles und soziales Engagement wichtig und wie setzen Sie das um?
Interkulturelles und soziales Engagement ist für mich essenziell, da es Brücken zwischen Kulturen baut und Werte wie Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität fördert. In unserer globalisierten Welt halte ich interkulturelles Engagement für entscheidend, um Vorurteile abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu stärken.
Diese Werte prägen nicht nur mein persönliches Handeln, sondern spiegeln sich auch in meinen akademischen und beruflichen Interessen wider. So setze ich mich beispielsweise mit der Frage auseinander, wie theologische Perspektiven und ethische Prinzipien dazu beitragen können, eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu gestalten. Auch als Kirchenmusiker führe ich diese Werte durch meine musikalische Arbeit in der Gemeinde weiter.
Aus meiner Heimat, der Slowakei, habe ich besonders die Werte von Gemeinschaft und Gastfreundschaft mitgenommen. Das Leben in einem kleinen Land hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Herausforderungen durch Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung zu bewältigen und das Leben gemeinsam zu gestalten.
Was möchten Sie anderen internationalen Studierenden raten, die hier studieren möchten?
Ich habe hier sehr gute Erfahrungen gemacht und schätze die vielen Möglichkeiten, die diese Universität bietet. Besonders hervorheben möchte ich die vielfältigen Förderungen für Studierende, die nicht nur den akademischen, sondern auch den persönlichen Austausch und die Integration unterstützen. Hamburg ist eine lebendige, weltoffene Stadt, die sich hervorragend für das Studium eignet und internationale Studierende herzlich willkommen heißt.
Welche spannenden Projekte liegen noch vor Ihnen?
Mein Ziel ist es, mein Studium im Januar 2025 mit der Ersten Theologischen Prüfung abzuschließen. Für die Zukunft kann ich mir sowohl die Tätigkeit als Pastor in einer Gemeinde als auch eine Promotion zu einem Forschungsprojekt und die damit verbundene Lehrtätigkeit an einer Universität vorstellen. Darüber hinaus möchte ich weiterhin als Organist Konzerte geben und meine musikalische Laufbahn fortsetzen.
DAAD-Preis
Der mit 1.000 Euro dotierte und aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierte DAAD-Preis zeichnet jedes Jahr herausragende internationale Studierende bzw. Promovierende aus, die sich sowohl durch besondere akademische Leistungen als auch bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement hervorgetan haben. Mit dem Preis soll einer breiteren Öffentlichkeit deutlich gemacht werden, welche Bereicherung internationale Studierende und Promovierende für die Hochschulgemeinschaft darstellen. Der diesjährige DAAD-Preis wurde am 27. November 2024 von Vize-Präsidentin Prof. Dr. Natalia Filatkina übergeben.