Simon Rienks, Fiona Sauerbier und Dr. Tobias Vlćek – Betriebswirtschaft
Ausgezeichnete Lehrveranstaltung: Bachelor-Modul „Grundlagen des Operations Research“
Was war Ihnen bei der Gestaltung des Moduls besonders wichtig?
Das Modul ist das Resultat aus vielen Jahren Arbeit unter der Leitung von Prof. Knut Haase. Unser primäres Ziel war es dabei immer, ein Modul aufzubauen, das uns als Studierende ebenfalls abgeholt hätte. Inhaltlich geht es um die mathematische Lösung komplexer logistischer Problemstellungen. Im Rahmen der Veranstaltung werden beispielsweise Transportprobleme behandelt, aber auch die Berechnung kürzester Wege in Netzwerken oder die Optimierung der zeitlichen Koordination umfangreicher Projekte.
Eine der ersten Herausforderungen, die wir aus unserer Studienzeit erinnern, war die intensive Lernphase vor den Prüfungen. Bereits seit 2016 gibt es an unserer Fakultät den „Klausurtrainer“, eine webbasierte Lernplattform, auf der die Studierenden in zweiwöchigen Blöcken Aufgaben bekommen und mit der richtigen Lösung auch Bonuspunkte für die Klausur verdienen. Die Besonderheit: Mit jedem neuen Block läuft der vorherige Block ab, sodass für die vollen Bonuspunkte eine konstante Bearbeitung während des Semesters notwendig ist. Die Plattform ist inzwischen fester Bestandteil unseres Moduls.
Zudem wurden die Übungen umstrukturiert, um sie interaktiver und flexibler zu gestaltet waren. Nun werden die Erklärung der Berechnung der einzelnen Aufgaben in Videos ausgelagert, die auf der digitalen Lernplattform OpenOlat bereitgestellt wurden. Unter den Videos haben die Studierenden dann die Möglichkeit, zu kommentieren und mit den Tutorinnen und Tutoren sowie den anderen Studierenden ins Gespräch zu kommen.
In Präsenz gibt es dann Besprechungen, in denen die Studierenden zusätzliche Aufgaben lösen und den anderen Studierenden vorstellen. Auch hier können Bonuspunkte verdient werden, wenn Studierende sich trauen, ihre Ergebnisse vorzustellen – unabhängig davon, ob sie richtig oder falsch sind. Im Anschluss werden die Ergebnisse diskutiert. Fehler werden somit nicht bestraft, sondern führen vielmehr zu einem hilfreichen Austausch. In Summe sollen die Studierenden so Spaß am Fach haben und kontinuierlich im Laufe des Semesters mitarbeiten, auch wenn die Arbeitsbelastung im Vergleich zu anderen Fächern für einige höher erscheint.
Was macht für Sie gute Lehre aus?
Dr. Tobias Vlćek: Für mich macht gute Lehre die Vermittlung von Wissen auf Augenhöhe aus. Viele Inhalte, die für uns Lehrende nach jahrelanger Erfahrung selbstverständlich sind, sind für Studierende auf den ersten Blick kompliziert. Um diese Inhalte gut zu vermitteln, sollten sie möglichst einfach und anschaulich an Beispielen erklärt werden. Dafür ist ein Dialog notwendig, in dem es keine falschen Fragen gibt.
Simon Rienks: Studierende, vor allem im Bachelor, stehen häufig vor der Frage: „Wozu brauche ich das?“. Eine Frage, die man als Lehrende immer versuchen sollte zu beantworten, um sowohl die Relevanz zu untermauern, als auch das Interesse zu wecken. Themen, bei denen man selbst keine Antwort zu dieser Frage hat, sollten – auch wenn sie schon lange Bestandteil der Lehre sind –, gestrichen werden. Des Weiteren glaube ich, dass Studierende gefordert werden wollen und sollten. Je schwerer die Inhalte erscheinen, desto mehr Energie sollte jedoch in die Vermittlung gesteckt werden.
Fiona Sauerbier: Zunächst sollte sie das Interesse und die Begeisterung für die Inhalte wecken können, was oft eine Herausforderung ist, besonders bei grundlegenden Themen, die nicht immer sofort spannend erscheinen. Außerdem ist es wichtig, komplexe Inhalte so zu vermitteln, dass sie leicht verständlich sind, aber dennoch die Tiefe und Komplexität erkennbar bleibt. Denn aus meiner Sicht ist nichts langweiliger als „nur“ einfaches auswendig zu lernen, was man nach der Klausur wieder vergisst. Ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich, dass sich jede teilnehmende Person wohlfühlt und somit ein Raum geschaffen wird, in dem jeder Fragen stellen kann und gerne zu den Vorlesungen und Tutorien kommt.