Willkommen an BordBlick von weit oben: „Wir zoomen die Landoberfläche auf wenige Meter heran“Prof. Dr. Olena Dubovyk verstärkt CLICCS und die MIN-Fakultät
15. April 2024, von UHH/Neigenfind
Foto: Eivind Senneset
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Geowissenschaftlerin Prof. Dr. Olena Dubovyk.
Prof. Dr. Olena Dubovyk ist von der Universität Bergen nach Hamburg gekommen und hat die W2-Professur „Erdsystemwissenschaften, insbesondere terrestrische Fernerkundung“ angetreten.
Sie haben zuletzt als Professorin für Fernerkundung in Norwegen gearbeitet. Was hat sie bewogen nach Deutschland zurückzukehren?
Die Ausschreibung der Uni Hamburg passte einfach perfekt zu meinem Profil. Die Fernerkundung der Atmosphäre und des Ozeans sind bestens etabliert in Hamburg. Ich freue mich sehr darauf, dass ich jetzt die bislang fehlende Professur mit dem Fokus auf landgebundene Fernerkundung gestalten kann.
Deutschland kenne ich zudem gut und bin hier gut vernetzt; ich habe viele Jahre an der Universität Bonn geforscht und war unter anderem als Koordinatorin des Zentrums für Fernerkundung für Landoberflächen tätig. Und natürlich ist Hamburg eine sehr attraktive Stadt, die viel Kultur, Natur und Lebensqualität bietet. Es ist eine sehr internationale, weltoffene Stadt – für meine Familie und mich ebenfalls ein wichtiger Aspekt.
Was macht für Sie den besonderen Reiz der Uni Hamburg aus?
Motiviert haben mich vor allem die hervorragenden Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit und das außergewöhnliche Forschungsumfeld, das wir hier haben. Der Exzellenzcluster für Klimaforschung „CLICCS – Klima, Klimawandel und Gesellschaft“ und das Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) bieten mir fruchtbare Plattformen, um gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen an drängenden Fragen unserer Zeit zu arbeiten und gleichzeitig meine Arbeit in den Geowissenschaften voranzutreiben. Auch der Zugang zu Forschungsstrukturen und -ressourcen hat mich überzeugt.
Was genau bedeutet eigentlich Fernerkundung?
Bei der Fernerkundung gewinne ich Informationen über ein Objekt oder ein Phänomen, ohne dass ein physischer Kontakt hergestellt wird. Stattdessen verwenden wir Bilddaten, die von verschiedenen Sensorsystemen erzeugt werden – zum Beispiel von Flugzeugen, Drohnen oder von Satelliten. Wenn ich meiner Familie meine Arbeit beschreibe, dann vergleiche ich die Sensoren mit Superkräften, mit denen man vom Himmel aus auf die Erde schaut und damit alle Details – Felder, Bäume, Autos – sehr genau erkennen kann.
Also quasi ein Schnappschuss der Erde von oben?
Ja, vor allem ermöglichen uns regelmäßige Satellitenbilder desselben Areals, Veränderungen genau zu beobachten. Wir bekommen zum Beispiel ein Gefühl dafür, wo es besonders gefährdete Gebiete gibt: also etwa Brennpunkte des Rückgangs biologischer Vielfalt, Hotspots der Landdegradation und der Entwaldung. In der Fernerkundung oder Erdbeobachtung – zwei Begriffe, die wir oft synonym verwenden – stehen wir vor einer ganz neuen Ära, denn die Verfügbarkeit von Daten ist so groß wie nie zuvor. So betreiben viele Länder wie zum Beispiel Deutschland umfangreiche Satellitenprogramme und machen sie der Forschung und Bildung frei und offen zugänglich.
Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt können jetzt die Veränderungen auf der Erde mit nie dagewesener Genauigkeit beobachten. In meiner Forschung nutze ich Satellitenbilder, mit denen wir die Landoberfläche bis auf einen Meter heranzoomen können – und zwar mit einer Frequenz von einem Tag. Wir können also Veränderungen an der Erdoberfläche an jedem Ort der Welt und an jeden Tag mit einer speziellen Auflösung von einem Meter überwachen. Dabei kommen riesige Datenmengen zusammen. Allerdings stellt uns dies auch vor neue Herausforderungen – wie man mit dieser Datenfülle umgeht, wie man sie verarbeitet und wo man sie speichert.
Berücksichtigen Sie diese neuen Errungenschaften auch in der Lehre – und welche Pläne haben Sie für die Studierenden?
Bislang gab es ja an der Uni Hamburg noch keine systematische Lehre im Bereich der terrestrischen Fernerkundung. Ich werde Kurse entwickeln, welche die neuesten Fortschritte wie auch die Vielzahl theoretischer Konzepte widerspiegeln. Ich möchte Studierenden ermöglichen, ein solides Fachwissen zu gewinnen – von Einführungskursen im Bachelor-Studium bis zu fortgeschrittenen Kursen im Master-Studium. Ich lege viel Wert auf praktische Erfahrungen. So werde ich die Studierenden mit den Instrumenten der Fernerkundung vertraut machen. Sie werden lernen, Drohnen zu nutzen und dann die gesammelten Daten zu verarbeiten.
Und natürlich möchte ich sie bestmöglich auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Auf diese Aufgaben freue ich mich sehr. Als ich erfuhr, dass es im Fachbereich so viel Begeisterung und Bedarf für die Ausbildung in der Fernerkundung gibt, war das eine wirklich sehr starke Motivation für meine Entscheidung, nach Hamburg zu wechseln.