Bedarfe definieren, Potenziale erkennenWie plant man eine Science City?
13. März 2024, von Christina Krätzig
Foto: UHH/Feuerböther
Im Hamburger Westen entsteht ein neues städtisches Quartier, die Science City Hamburg Bahrenfeld. Auf dem ursprünglichen Forschungscampus ist die Universität Hamburg seit vielen Jahren ansässig und am weiteren Planungsprozess maßgeblich beteiligt. Jan de Wolff, stellvertretender Leiter des Referats Campusentwicklung der Uni Hamburg, erklärt, worauf es dabei ankommt.
Herr de Wolff, Sie sind Architekt und an der UHH als Teamleiter der Standortentwicklung Science City Hamburg Bahrenfeld tätig. Wie genau funktioniert diese Standortentwicklung?
Innerhalb der Universität ist es als Team unsere Aufgabe, Bedarfe gemeinsam mit den Beteiligten aus der Universität zu identifizieren und in die Umsetzung zu bringen. Wie entwickeln sich die Physik, die Chemie oder Teile der Biologie in der Science City? Wo brauchen wir neue oder andere Lehr- und Lernflächen? Und welche neuen Labore? Bei dieser Bedarfsanalyse betrachten wir die einzelnen Gruppen. Forscherinnen und Forscher haben möglicherweise andere Wünsche als Studierende. Und auch die strategischen Ziele der Universitätsleitung und der Hamburger Wissenschaftsbehörde (BWFGB) müssen berücksichtigt werden.
Wer entscheidet, ob die Universität Hamburg in der Science City neue Gebäude bauen darf wie zuletzt das HARBOR oder das CHyN?
Bei CHyN und HARBOR handelt es sich um Forschungsbauten, die im bundesweiten Wettbewerb beim Wissenschaftsrat überzeugen konnten. Dort, wo diese Gebäude nun stehen, befand sich zuvor eine Gewerbehalle, die bereits von der Wissenschaft genutzt wurde. Eigentümer der Grundstücke ist die Hansestadt Hamburg. Wenn wir also anfangen, über Neubauten nachzudenken, erfolgt dies in erster Linie in enger Absprache mit der BWFGB, aber auch der Science City GmbH und der Stadtentwicklungsbehörde. Wesentlich ist der begründete Bedarf und ein gutes Konzept. Am Ende entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft, dass ein neues Projekt auf einem konkreten Areal realisiert werden kann.
Welche Akteure gibt es noch?
Neben den städtischen Partnern stimmen wir uns auch mit den wissenschaftlichen Partnern ab, beispielsweise mit dem DESY oder der Max-Planck-Gesellschaft. Für große Bauprojekte kommen die städtischen Realisierungsträger, beispielsweise die Sprinkenhof GmbH, mit ins Spiel. Dann gibt es den Bezirk, Quartiersinitiativen, Anwohnerinnen und Anwohner – viele verschiedene Gruppen.
Im eben beschriebenen Fall ging es um eine Neuplanung für ein zuvor schon bebautes Gelände. Das ist aber nicht die Regel, oder?
Man muss verschiedene Bereiche in der Science City unterscheiden. Kern der Wissenschaftseinrichtungen ist der sogenannte Forschungscampus, wo rund um das DESY seit den 60er-Jahren gebaut wurde – auch für die Universität Hamburg. Hier haben wir eine gewachsene Bestandsstruktur, an deren Rändern noch Platz für Neues ist, beispielsweise für unser nächstes großes Projekt, den Neubau HAFUN. Und dann gibt es noch das Gelände auf der Trabrennbahn, wo wir zwischen Volkspark und Forschungscampus zukünftig eine große Freifläche vorfinden, die ganz neu beplant werden kann. Hier ist ein zentrales Thema die Verbindung mit dem Forschungscampus und mit der Stadt als vernetztes Wissenschaftsquartier.
Was ist für Sie persönlich die größte Herausforderung bei der Beplanung dieses Gebietes?
Es ist herausfordernd, die richtige Balance zu finden. Einerseits müssen die universitären Bedarfe und große, hochfunktionale Wissenschaftsgebäude sorgsam in ein lebendiges Quartier eingebettet werden. Anderseits muss man aber auch Entwicklungspotenziale vorhalten, damit Raum bleibt für zukünftige Entwicklungen.
Bei einem Architekten denkt man eigentlich, dass er Häuser entwirft und auch den Bau begleitet. Ist das auch ein Teil Ihres Jobs an der Uni Hamburg?
Ich beschäftige mich aktuell vor allem mit der konzeptionellen Weiterentwicklung unseres Campus in der Science City Hamburg Bahrenfeld. Die Neubauten selbst werden ausgeschrieben und die Entwürfe kommen dann von Architekturbüros aus ganz Europa. Das Wettbewerbsverfahren zu HAFUN hat beispielsweise ein dänisches Architekturbüro gewonnen. Die Betreuung der Planungen und der Bauphase fällt dann in die Zuständigkeit meiner Kolleginnen und Kollegen aus den Referaten Projektmanagement Großbauprojekte und Bauprojektmanagement. Wenn sie tätig werden, ist meine Arbeit erst einmal getan, bis die fertigen Projekte dann wieder neue Bestandteile des Campus in der Science City Hamburg Bahrenfeld werden.