Willkommen an Bord„Ich möchte mit meiner Forschung die Bedeutung der Biodiversität verstehen“Prof. Dr. Jochen Fründ verstärkt die Biologie
24. Januar 2024, von Maria Latos
Foto: UHH/Röttger
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Biologe Prof. Dr. Jochen Fründ.
Prof. Dr. Jochen Fründ ist zum Wintersemester von der Universität Freiburg gekommen und hat seine Professur am Fachbereich Biologie der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften begonnen.
Sie sind seit September Professor für Zoologie, insbesondere Organismische Interaktionen an der Universität Hamburg. Können Sie Ihr Forschungsgebiet kurz erklären?
Die Bezeichnung der Professur ist etwas kompliziert, deswegen habe ich für meine Arbeitsgruppe den einfacheren Namen „Netzwerkökologie der Tiere“ gewählt. Das beschreibt sehr gut, was meine Forschung ist: Ich interessiere mich für die Biodiversität von Tieren und welche Bedeutung diese in Ökosystemen hat. Dies umfasst auch Fragestellungen, wie man Biodiversität erklären, erhalten oder aufrechterhalten kann. Dreh- und Angelpunkt dabei sind die Interaktionen zwischen verschiedenen Arten.
Welcher Aspekt interessiert Sie dabei besonders?
Ich versuche ein Modell zu erstellen, wie Tiere ihre Interaktionspartner auswählen und möchte die daraus entstehenden Netzwerke analysieren. Die Frage ist dann natürlich, was mit diesen Netzwerken passiert, wenn sich Parameter verändern. Welche Interaktionen werden gefährdet? Welche können sich neu ausbilden? Und wie können die Tiere mit veränderten Bedingungen weiterleben?
Es gibt ja unglaublich viele Arten, haben Sie sich auf einen bestimmten Artenkreis spezialisiert?
Ich interessiere mich besonders für Insekten, zum Beispiel Wildbienen sowie andere Bestäuber und deren Interaktionen mit Blütenpflanzen.
Warum haben Sie sich für diese Arten entschieden?
Wie es in der Forschung manchmal so läuft: Mein erstes Projekt als Diplomarbeit war zu diesem Thema und das hat sich dann so ergeben. Die Tiere sind aber auch eine sehr spannende Gruppe, deswegen bin ich dem Fokus treu geblieben. Insbesondere gefällt mir, dass man die Interaktionen direkt an den Blüten beobachten kann. Es ist aber natürlich auch einfach eine wichtige Gruppe, die ja mit der Bestäubung von Pflanzen eine große Rolle spielt.
Meinen Sie damit auch die Rolle im Klimawandel?
Die Bedeutung, die Gefährdung und der Schutz der Biodiversität sind Themen, bei denen ich hoffe, auch mit meiner Forschung ein besseres Verständnis zu generieren. Und was den Klimawandel angeht – das ist natürlich auch in meiner Forschung ein wichtiger Punkt, denn durch den Klimawandel können sich Netzwerke und das Auftreten von Arten verändern.
Wie kann man sich die Beobachtung vorstellen? Stellen Sie Videofallen auf und werten diese dann aus?
Das ist tatsächlich ein möglicher Ansatz und diesen möchte ich auch in meiner Forschung noch mehr einsetzen und weiterentwickeln. Aktuell ist dies jedoch mit einigen technischen Herausforderungen verbunden, die noch zu lösen sind. Denn die Frage ist, wie die Arten auf dem Video erkannt werden können. Man kann jedoch auch ohne große technische Hilfsmittel in Beobachtungsplots die Interaktionen und den Lebensraum der Tiere erfassen. Dies kann zum Beispiel eine Wiese sein oder ein Feldrand.
Das klingt auch, als hätten sie ganz viele Berührungspunkte zu anderen Arbeitsgruppen im Fachbereich Biologie, aber auch in den Fachbereich Erdsystemwissenschaften hinein.
Ich bin bereits an unterschiedlichen Initiativen beteiligt. Unter anderem an einer, bei der es um die Frage geht, welche Bedeutung das Klima für die Biodiversität hat und andersherum. Das ist sehr spannend, denn klassischerweise sind in den Erdsystemmodellen Lebewesen und die Interaktionen nicht in dem Detail berücksichtigt.
Ist die Biodiversität auch ein großer Teil der Lehre, die Sie für die Studierenden anbieten werden?
Es ist ein wichtiges Ziel meiner Professur, den Bereich der Biodiversität der Tiere zu repräsentieren und zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen weiterzuentwickeln. Ich habe auch die Idee, spezialisierte Module anzubieten, damit die Studierenden ihr Wissen zur Artenvielfalt noch vertiefen können.
Sie meinen damit Module im Wahlpflichtbereich?
Ich denke hierbei an Exkursionen oder Praktika, bei denen die Studierenden unter anderem Artenkenntnisse vertiefen können. Gerade im Bereich der Insekten. Im Grundstudium ist dafür nicht ganz so viel Platz, so dass diejenigen, die in der Richtung ein bisschen mehr lernen wollen, die Möglichkeit dazu haben.
Sie sind mit Ihrer Familie aus Freiburg nach Hamburg gezogen, haben Sie sich in den drei Monaten bereits gut eingelebt?
Natürlich sind wir noch im Prozess des Ankommens, sowohl privat als auch hier an der Uni. Aber wir wurden sehr freundlich empfangen, ich habe schon viele tolle Kolleginnen und Kollegen kennengelernt und bin soweit schon gut angekommen.