„Willkommen an Bord“Wie können digitale Technologien sinnvoll in Bildungsprozessen verwendet werden?Prof. Dr. Freydis Vogel verstärkt die Erziehungswissenschaft
4. April 2023, von Vogel/Red.
Foto: privat
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Freydis Vogel.
Prof. Dr. Freydis Vogel ist zum Sommersemester von der University of Nottingham nach Hamburg gekommen und wird eine Professur für „Digitalisierung in der Bildung“ an der Fakultät für Erziehungswissenschaft antreten.
Mein Forschungsgebiet in wenigen Sätzen:
Die Forschungsthemen, an denen ich arbeite, sind von meinem Interesse für das kooperative Lernen mit digitalen Technologien geprägt. Es stellt sich vor allem die Frage, wie und unter welchen Umständen kooperatives Lernen gelingen kann oder gemeinsam Probleme gelöst werden, die ein Zusammenspiel unterschiedlicher individueller Fähigkeiten bedürfen.
Digitale Technologien kommen hier auf mehrere Weisen zum Tragen. Zum einen geht es um die Entwicklung von digitalen Technologien, die die gemeinsame Kooperation unterstützen, Kommunikation anleiten oder zu lernförderlichen Aktivitäten anregen. Zum anderen werden in der sich schnell verändernden digitalen Welt ständig neue Technologien entwickelt, für die Lernende und Lehrende immer neue Fertigkeiten erlernen müssen, beispielsweise durch sich verändernde Kommunikationsformen.
Und so erkläre ich meiner Familie, worum es da geht:
In den meisten Fällen bin ich es eher, die sich dafür interessiert, welche Erfahrungen meine Gesprächspartnerinnen und -partner mit dem Lernen mit digitalen Technologien gemacht haben. Und da meine Forschung schon sehr nah an deren Lebensrealität ist, finden sich schnell Anknüpfungspunkte zu deren Nutzung von digitalen Technologien, zum Beispiel MS Teams, Moodle, E-Mail oder TikTok, und unterschiedlichen Erfahrungen zum gemeinsamen Lernen.
Dann erkläre ich, dass es viele Vorteile haben kann, sich gemeinsam mit anderen zusammenzutun, um zu lernen oder Probleme zu lösen, wie zum Beispiel, dass man mit mehr Spaß bei der Sache ist oder sich gegenseitig unterstützen kann. Das funktioniert aber nicht immer gleich gut und daher erforsche ich, mit welchen Hilfestellungen Lerngruppen am besten ihre Ziele erreichen. Dabei bin ich besonderes daran interessiert, wie digitale Programme auf Computern, Tablets oder Smartphones beim Lernen sinnvoll verwendet werden können.
Diese Methoden wende ich bevorzugt an:
Ich führe hauptsächlich (quasi-)experimentelle Studien durch, um Effekte unterschiedlicher Lernszenarien miteinander zu vergleichen. Neben individuellen Lernerfolgsmaßen in Prä- und Posttest analysiere ich intensiv Prozessdaten der Interaktionen zwischen den Lernenden. Des Weiteren führe ich Meta-Analysen in meinen Forschungsbereichen durch, um einen besseren Überblick über die aktuell verfügbare Evidenz zum Lernen mit digitalen Technologien zu gewinnen.
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig:
Auch wenn die Digitalisierung im Bildungsbereich das Potenzial hat, Prozesse zu verbessern und Lösungen anzubieten, stellt sie uns alle auch vor sich wandelnde Herausforderungen. Nicht zuletzt seit der allgegenwärtigen Nutzung von Online-Lernen während der Pandemie und dem öffentlichen Zugang zu Künstlicher Intelligenz durch Programme wie ChatGPT sind die mit der Digitalisierung verknüpften Herausforderungen vor allem im Bildungsbereich in den Vordergrund gerückt.
Mit meiner Expertise und zukünftigen Forschung im Bereich der Digitalisierung in der Bildung möchte ich den notwendigen interdisziplinären Diskurs anregen, mitgestalten und dazu beitragen, Antworten zu finden, etwa auf Fragen wie „Wie können digitale Technologien sinnvoll in Bildungsprozessen verwendet werden?“, „Wie und welche digitalen Fähigkeiten sollen vermittelt werden?“ und „Welche Unterstützung ist für Beteiligte in formeller und informeller Bildung und Erziehung hilfreich?“
Nicht ganz unabhängig davon möchte ich mit dazu beitragen, Wege aufzuzeigen, wie in Zeiten von Desinformation und Filterblasen in digitalen Kommunikationsplattformen eine kritische und mehrperspektivische Meinungsbildung gelingen kann.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
Ich freue mich sehr, Studierende in meinen Veranstaltungen zu begrüßen, die sich für Themen der Digitalisierung in der Bildung interessieren. Hierzu gebe ich gezielt Einblicke in die eigene Forschung und Projekte von Kooperationspartnerinnen und -partner über die Tore Hamburgs hinaus.
Ich bin aber auch sehr neugierig auf die Themen, die Studierenden selbst besonders unter den Nägeln brennen, und in meinen Veranstaltungen unterstütze und begleite ich die Studierenden dabei, ihre individuellen Lernziele zu erreichen. Da die Digitalisierung aus Erziehungs- und Bildungsprozessen nicht mehr wegzudenken ist, kann ich allen Studierenden der Fakultät für Erziehungswissenschaft empfehlen, meine Veranstaltungen als Gelegenheit zu nutzen, die Möglichkeiten digitaler Technologien in der Bildung auszuloten und die damit verknüpften Herausforderungen kritisch zu reflektieren.
Das sind meine Pläne an der Uni Hamburg:
Insbesondere im Bereich der Digitalisierung in der Bildung möchte ich die Stellung der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Uni Hamburg stärken. Dies soll vor allem durch eine gute Vernetzung mit anderen Fakultäten und Einrichtungen erfolgen, die ihre spezifische Perspektive und Expertise zum Thema Digitalisierung einbringen. Durch den interdisziplinären Austausch lassen sich neue Ansätze der Digitalisierung erarbeiten, die für Erziehung und Bildung an der Fakultät vorangehend umgesetzt und erprobt werden können.
Blick in die weite Welt – mit diesen internationalen Einrichtungen, Universitäten oder Institutionen arbeite ich zusammen:
Durch meine bisherige Tätigkeit im Ausland und mein Engagement in internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaften, zum Beispiel als Koordinatorin in der European Association for Research on Learning and Instruction, habe ich ein breites Netzwerk. Durch meine Zeit in Großbritannien arbeite ich mit Kolleginnen und Kollegen an der University of Nottingham und der University of Cambridge zusammen. In Japan intensiviere ich gerade die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen an der Senshu University und der Shizuoka University. Auch arbeite ich zusammen mit Forschenden in den USA, die beispielsweise an der Indiana University Bloomington oder der Penn State University beschäftigt sind. Durch mein Engagement in der „International Society of the Learning Sciences“ pflege ich eine große Anzahl internationaler Kontakte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die hauptsächlich mit der Lehr- und Lernforschung mit digitalen Technologien befasst sind.
Darum freue ich mich auf Hamburg – auf die Stadt und die Universität:
Bislang habe ich Hamburg nur auf Reisen erleben dürfen und die Stadt hat mich schon immer fasziniert, vor allem der Hafen, die vielen kulturellen Angebote, das wechselnde Wetter, die Geradlinigkeit, Offenheit und Diversität der Menschen, denen ich begegnet bin. Nun freue ich mich darauf selbst Teil dessen zu werden und das, was mich fasziniert, auch an der Universität und in meinen zukünftigen Kolleginnen und Kollegen sowie den Studierenden wiederzufinden.