„Willkommen an Bord“„Wissenschaft kann in der Transformation Richtung Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen“Prof. Dr. Laura Marie Edinger-Schons wird „Chief Sustainability Officer“ und verstärkt die Wirtschaftswissenschaften
16. Dezember 2022, von Edinger-Schons/Red.
Foto: UHH/Esfandiari
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: die Wirtschaftswissenschaftlerin Laura Marie Edinger-Schons, die als „Chief Sustainability Officer“ die Nachhaltigkeitsaktivitäten der UHH koordinieren wird. Die Professur sowie das „Sustainability Office“ werden aus Mitteln der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder finanziert.
Prof Dr. Laura Marie Edinger-Schons ist zum Wintersemester von der Universität Mannheim gekommen und hat an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eine Professur für „BWL, insb. Nachhaltiges Wirtschaften“ angetreten. Sie leitet zudem das neue „Sustainability Office“ im Präsidium.
Mein Forschungsgebiet in drei Sätzen:
Als Menschheit stehen wir vor großen Herausforderungen bei der nachhaltigen Entwicklung, zum Beispiel der Klimakrise oder dem Schutz von Menschenrechten. Unternehmen haben einen großen Hebel, um ihre negativen Auswirkungen auf Natur und Menschen zu reduzieren und positive Wertschöpfung zu betreiben. Allerdings nutzen viele dieses Potenzial bisher nicht optimal aus. Hier setzt die Forschung meiner Professur an: Als Team suchen wir Antworten auf die Frage, wie Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN SDGs) beitragen können.
Und so erkläre ich meiner Familie, worum es da geht:
Mein vierjähriger Sohn hat mich gefragt, was ich in der Uni eigentlich mache und was Nachhaltigkeit heißt. Wir haben daraufhin die Geschichte der Osterinseln mit Playmobil nachgespielt. Wenn es begrenzte Ressourcen gibt, etwa Bäume, Wasser, oder Nahrung, und die Zahl der Menschen zunimmt, dann gibt es einen Punkt, ab dem die Bäume nicht mehr so schnell nachwachsen können wie die Menschen sie fällen. Dann muss man aufpassen. Und als Menschheit haben wir viele dieser Punkte bereits überschritten. Nachhaltige Entwicklung heißt für mich, dass wir es schaffen, unseren Lebensstil so zu gestalten, dass wir die Lebensbedingungen für Mitmenschen und Tiere jetzt und in der Zukunft nicht beeinträchtigen.
Darum freue ich mich auf Hamburg – auf die Stadt und die Universität:
Mit meiner Familie wohne ich bereits seit 2020 in Hamburg-Niendorf, weil mein Mann damals einen Ruf an das Informatikum der Uni Hamburg bekommen hat. Wir fanden die Stadt Hamburg beide toll und sind kurzentschlossen hergezogen. Es war Lockdown und ich saß sowieso hauptsächlich in Videokonferenzen. Ich bin dann noch zwei Jahre zur Arbeit nach Mannheim gependelt, was für uns als junge Familie sehr anstrengend war. Jetzt freue ich mich sehr, die Stadt auch durch die Arbeit an der Universität noch besser kennenzulernen!
Das sind meine Pläne an der Uni Hamburg:
Ich werde in einer Doppelrolle an der Uni Hamburg starten: Erstens bringe ich meine Professur mit und freue mich auf die vielen tollen Kolleginnen und Kollegen, von denen hier ja viele auch am Thema Nachhaltigkeit arbeiten. Das gibt uns als Team die Möglichkeit, die Arbeit unserer Professur zu einem gewissen Grad noch einmal neu zu fokussieren.
Zweitens werde ich als „Chief Sustainability Officer“ der Uni im Präsidium das Thema Nachhaltigkeit voranbringen dürfen. Das war übrigens in Mannheim auch schon meine Rolle, denn dort war ich Prorektorin für Nachhaltigkeit und Informationsversorgung und durfte viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Universitäten spielen in der Nachhaltigkeitstransformation eine zentrale Rolle und das beinhaltet nicht nur die Minimierung ihres eigenen Fußabdruckes, sondern auch die Maximierung ihrer positiven Wirkung über nachhaltigkeitsbezogene Forschung, Lehre und Transfer. Dafür ist es wichtig, dass es eine Kultur der Nachhaltigkeit gibt, die von allen gemeinsam gestaltet und gelebt wird.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
In vielen unserer Veranstaltungen lassen wir Studierende selber etwas entwickeln, zum Beispiel Konzepte für Sozialunternehmen, Videodokumentationen über Nachhaltigkeit, die bei einem Filmfestival gezeigt werden, oder eigene Spiele, die genutzt werden können, um Nachhaltigkeitsthemen zu veranschaulichen. In Mannheim haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Studierenden nicht nur viel Spaß bei der angewandten Arbeit in Gruppen haben, sondern so auch sehr tiefgreifende Lernerfahrungen zur Nachhaltigkeit machen. In unsere Vorlesungen laden wir regelmäßig Gastvortragende ein – von Sozialunternehmern über Umweltschutzorganisationen bis hin zu DAX-Konzernen. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, alle diese Perspektiven zu hören, um die große Herausforderung des nachhaltigen Wirtschaftens besser zu verstehen.
Blick in die weite Welt: mit diesen internationalen Einrichtungen, Universitäten oder Institutionen arbeite ich zusammen:
Ich habe erst nach meiner Promotion zu experimenteller Spieltheorie angefangen, zum Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft zu forschen. Im Studium und während der Promotion war ich für 3,5 Jahre in Indonesien und habe dort viel erlebt, was mir die Relevanz von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft deutlich gemacht hat. Seitdem habe ich viel mit US-amerikanischen Ko-Autorinnen und -Autoren zusammengearbeitet, zum Beispiel in New York, Pittsburgh oder Boston. Im vergangenen Sommer war ich dort in Harvard und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu Besuch, was mich sehr inspiriert hat. Aber auch in Europa habe ich tolle Ko-Autorinnen und -Autoren finden können, etwa in Oxford, St. Gallen oder durch das Business and Society Netzwerk, welches eine jährliche Konferenz veranstaltet, die ich mitorganisiere. 2018 haben wir die Konferenz sogar schon einmal selber in Mannheim ausgerichtet.
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig:
Die Forschung unseres Lehrstuhls beschäftigt sich mit einigen Fragen, die gerade stark in der Öffentlichkeit diskutiert werden, wie: Wie können Unternehmen wirklich nachhaltig werden statt nur darüber zu reden? Wie können Konsumentinnen und Konsumenten dazu angeregt werden, nachhaltiger zu konsumieren? Und wie können Brücken zwischen Real- und Finanzwirtschaft gebaut werden, um die Nachhaltigkeitstransformation zu befördern? Wir arbeiten dabei oft eng mit Partnerorganisationen zusammen. Hierbei greifen wir aktuelle Fragestellungen und Managementprobleme auf und versuchen sie mit wissenschaftlichen Methoden zu bearbeiten. Durch die engen Kooperationen können die Forschungsergebnisse oft direkt angewendet werden. Ich glaube, dass wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Transformation in Richtung Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen können.