„Willkommen an Bord“„Ich untersuche den aktuellen Zustand der Meere“Prof. Dr. Eleanor Frajka-Williams verstärkt die MIN-Fakultät, das CEN und CLICCS
12. September 2022, von Frajka-Williams/Red.
Foto: privat
Jedes Jahr begrüßt die Universität Hamburg viele neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In einer Serie stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor.
Prof. Dr. Eleanor Frajka-Williams ist seit Juli 2022 Professorin für Ozeandynamik im Klimawandel an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften sowie am Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) und am Exzellenzcluster "Climate, Climatic Change, and Society" (CLICCS) der Universität Hamburg.
Mein Forschungsgebiet in drei Sätzen:
Mich interessiert, wie die Ozeanzirkulation auf den Klimawandel reagiert und wie sie den Klimawandel antreibt. Zum Beispiel untersuche ich, wie der Golfstrom und das weltumspannende Förderband der Meeresströmungen die Wärme im Atlantik umverteilen. Ich untersuche außerdem, wie der sich ändernde Salzgehalt die Ozeanzirkulation beeinflusst – denn durch die schmelzenden Polkappen fließt vermehrt Süßwasser in die Meere.
Und so erkläre ich meine Arbeit meinen Kindern und meiner Großmutter:
Ich betreibe „experimentelle“ physikalische Ozeanographie. Das heißt, ich untersuche mit Messungen den aktuellen Zustand der Meere: Wie warm oder salzig ist das Wasser? Wie schnell bewegt oder vermischt es sich? So kann ich die physikalischen Prozesse der Wasserbewegungen und -änderungen (der Temperatur und des Salzgehalts) oder die Wechselwirkungen mit der Atmosphäre und Kryosphäre erforschen. Einiges von dem, was wir messen, lässt sich in Ozean- und Klimamodellen noch nicht so genau simulieren, wie wir uns das wünschen. Die Messungen ermöglichen uns ein besseres Verständnis grundlegender Prozesse und dienen dazu, die Ergebnisse der Klimasimulation mit gemessenen Daten zu überprüfen.
Darum mache ich das:
Weil es sowohl superinteressant als auch grundlegend wichtig für eine gesunde Zukunft der Menschen auf der Erde ist. Ursprünglich habe ich die Ozeanographie für mich entdeckt, weil ich hier mein Interesse für Mathematik und Informatik mit meiner Liebe zur Natur verbinden kann.
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig:
Ich konzentriere mich darauf, die Prozesse des Klimawandels zu verstehen. Wie interagiert der Ozean mit der Kryosphäre und der Atmosphäre? Das ist Grundlagenforschung, die uns hilft, ein genaues Bild davon zu bekommen, wie sich die Ozeane heute verändern – und die dazu beitragen kann, Klimaprognosen langfristig zu verbessern.
Das sind meine Pläne an der Universität Hamburg:
Ich möchte die Möglichkeiten der experimentellen Ozeanographie in Hamburg ausbauen. Vor allem durch im Meer verankerte Geräte für Langzeitmessungen und autonome Plattformen wie Gleiter, die mit ozeanographischen Sensoren ausgestattet sind. Mit solchen Geräten können wir kleinräumige Prozesse – vom Zentimeter- bis zum Zehn-Kilometer-Bereich – in abgelegenen Regionen wie den Polarmeeren sehr genau vermessen. Diese Gebiete werden noch zu wenig beprobt, weil Meereis und widriges Wetter die traditionellen Messungen per Schiff erschweren. Und ganz besonders freue ich mich auch auf die Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen in CEN und CLICCS – die Vielfalt der vertretenen Fachkenntnisse bedeutet, dass wir unsere Wissenschaft durch intensive Zusammenarbeit besser in den breiteren Kontext des Erdsystems einordnen und verstehen können, wie sich der Klimawandel auf die Gesellschaft auswirkt.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
Um die Prozesse der Ozeane mit praktischen Methoden zu untersuchen. Es ist natürlich wichtig und wertvoll, Ozeanzirkulationen mit Gleichungen zu beschreiben und zu lernen, wie die Ozeane mit anderen Teilen des Erdsystems interagieren. Ich hoffe jedoch, mehr praktische Erfahrungen vermitteln zu können. Zum Beispiel, wie man mit kleinen Drehtischen Ozeanwirbel „beobachtet“, mit ozeanischen Messgeräten hochwertige Klimamessungen macht, wie man Feldarbeit plant und In-situ-Beobachtungen auswertet. Ich hoffe, dass ich sowohl ein Gefühl für das Abenteuer als auch den wissenschaftlichen Anspruch der Ozeanographie vermitteln kann.
Darum freue ich mich, in Hamburg zu sein:
Hier gibt es mit dem CEN und dem CLICCS ein starkes Exzellenzzentrum für Klimawissenschaften in Deutschland. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit neuen Kolleginnen und Kollegen und darauf, meine ozeanographische Forschung mit den gesellschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels zu verbinden.
Auch die Stadt Hamburg selbst gefällt mir sehr gut. Mit ihrer abwechslungsreichen Kombination aus alten und neuen Gebäuden, den ausgezeichneten öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrradwegen und dem von Parks und Wasser durchsetzten Stadtbild – auch wenn keine Ozeane in der Nähe sind, so doch zumindest Kanäle und die Elbe!