„Willkommen an Bord“Prof. Dr. Aziz Epik, LL.M. (Cambridge) verstärkt die Rechtswissenschaft
28. April 2022, von Epik/Red.
Foto: privat
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal Jurist Prof. Dr. Aziz Epik.
Prof. Dr. Aziz Epik ist zum Sommersemester 2022 von der Humboldt-Universität zu Berlin gekommen und hat an der Fakultät für Rechtswissenschaft eine Tenure-Track-Professur mit den Schwerpunkten Strafrecht und Kriminologie angetreten.
Mein Forschungsgebiet in drei Sätzen:
Meine Forschungstätigkeit umfasst bislang im Wesentlichen drei Themenfelder: das deutsche Straf- und Strafverfahrensrecht, das Strafzumessungs- und Jugendstrafrecht sowie das Völkerstrafrecht. In Hamburg werde ich mich neben strafrechtsdogmatischen Fragen vor allem mit der Bedeutung des Strafrechts bei der Kriminalisierung prekärer Lebensverhältnisse sowie der Zukunft des Sanktionenrechts angesichts der gesellschaftlichen Modernisierung widmen. Zudem werde ich meine Forschungen zum Völkerstrafrecht fortführen; dabei geht es neben aktuellen Herausforderungen bei der strafrechtlichen Aufarbeitung von Völkerrechtsverbrechen auf internationaler und nationaler Ebene vor allem auch um die Frage, nach welchen Kriterien und nach welcher Methode die Bemessung einer angemessenen Strafe für Völkerrechtsverbrechen erfolgen sollte.
Und so erkläre ich Freunden und Familie, worum es da geht:
Wenn es im Freundes- und Familienkreis derzeit um meine wissenschaftliche Tätigkeit geht, interessiert viele die völker(straf)rechtliche Bewertung der Ereignisse in der Ukraine. Ich erläutere dann die vier völkerrechtlichen Kernverbrechen (Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und das Verbrechen der Aggression), die Voraussetzungen für eine Strafbarkeit von Einzelpersonen unmittelbar nach Völkerrecht (ein immer noch vergleichsweise „junges“ Konzept) und die Institutionen zur Durchsetzung des Völker(straf)rechts. Zugleich muss ich gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen darauf verweisen, dass sich das Völkerstrafrecht in den letzten Jahren und Jahrzehnten zwar dogmatisch konsolidiert hat und immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Rechtsgebiet erforschen, zugleich aber weiterhin erhebliche Schwierigkeiten bei der Durchsetzung gegenüber mächtigen Akteuerinnen und Akteure bestehen.
Darum freue ich mich auf Hamburg – auf die Stadt und die Universität:
Hamburg ist eine wunderbare Stadt, urban, international und zugleich angenehm unaufgeregt. Ich freue mich darauf, die Stadt, ihre lebendige Kulturszene und ihre spannende Gastronomie zu erkunden. Die Universität Hamburg ist als Exzellenzuniversität nicht nur eine herausragende Forschungseinrichtung und beschäftigt dementsprechend viele spannende Kolleginnen und Kollegen; ich freue mich auch auf die interessierten, weltoffenen und klugen Studierenden.
Das sind meine Pläne an der Uni Hamburg:
Ich freue mich besonders darauf, gemeinsam mit Studierenden und Graduierten einen Blog für strafrechtliche Themen ins Leben zu rufen und mit Leben zu füllen. Mit diesem Projekt will ich zur Sichtbarkeit der Universität und der Fakultät beitragen und zugleich eine Plattform für Texte mit wissenschaftlichem Anspruch in einem kurzweiligen und niedrigschwelligen Format schaffen. Studierende können ihr Interesse am wissenschaftlichen Schreiben entdecken oder vertiefen und sich aktiv mit ihren Ideen und Vorstellungen einbringen.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
Ich hoffe, in meinen Veranstaltungen Studierenden meine Begeisterung für mein Fachgebiet authentisch und nahbar vermitteln zu können. Im Idealfall lassen sich die Studierenden dadurch motivieren, ergreifen die Initiative und treten in den Austausch untereinander, aber auch mit mir. Ich lehre auf Augenhöhe und im Bewusstsein um die Diversität unserer Gesellschaft.
Blick in die weite Welt: Mit diesen internationalen Einrichtungen, Universitäten oder Institutionen arbeite ich zusammen
Ich unterhalte Kontakte zu Forschenden an verschiedenen ausländischen Universitäten, wie z. B. Cambridge, Derby, Liverpool, Addis Abeba und Kapstadt. Künftig will ich diese Kontakte vertiefen und Kooperationen auf- und ausbauen.
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig – zur Lösung dieser Probleme könnte meine Forschung beitragen:
Das Strafrecht durchdringt viele und immer mehr Lebensbereiche und betrifft die gesamte Gesellschaft. Es wird zur Lösung oder Befriedung gesellschaftlicher Konflikte eingesetzt, kann solche aber auch hervorrufen. Wie die Gesellschaft das Strafrecht einsetzt – und „gegen“ wen – ist nicht selten Ausdruck ihrer Verfassung. Auch die Rechte, die wir Beteiligten am Strafverfahren (Beschuldigten, Opfern) zugestehen, sagt viel über unseren Umgang miteinander aus. Ein kritischer Blick auf das Strafrecht ist daher zu jeder Zeit unerlässlich. Umgekehrt ist das Völkerstrafrecht mit seinem machtkritischen Potenzial eine der wenigen zivilisierten Reaktionsmöglichkeiten der internationalen Gemeinschaft auf unfassbare Gräueltaten. Damit es akzeptiert wird und seine Legitimation nicht ernsthaft in Frage gestellt werden kann, muss es auf einem festen – und wissenschaftlich gestützten – Fundament stehen.