„Willkommen an Bord“„Wir müssen Emotionen und Wohlbefinden der Lernenden in den Blick nehmen“Prof. Dr. Stephanie Lichtenfeld verstärkt die Erziehungswissenschaft
1. März 2022, von Lichtenfeld/Gießelmann
Foto: privat
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Stephanie Lichtenfeld.
Prof. Dr. Stephanie Lichtenfeld ist zum 1. März 2022 von der University of Durham nach Hamburg gekommen und wird eine Professur an der Fakultät für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt „Pädagogische Psychologie einschließlich Entwicklungspsychologie/Sozialisation“ antreten.
Mein Forschungsgebiet in drei Sätzen:
Zentrales Thema meiner Forschungstätigkeit ist das emotionale Erleben sowie motivationale Aspekte im Lern- und Leistungskontext. So interessiere ich mich zum Beispiel für die Entwicklung von Emotionen und Motivation während der Grundschulzeit sowie deren Einfluss auf die schulische Leistung. Dabei haben wir in einer Längsschnittstudie etwa herausgefunden, dass die Freude über die Grundschulzeit sinkt, wohingegen Langeweile und Angst relativ konstant und auf niedrigem Niveau bleiben.
Darüber hinaus untersuche ich anhand experimenteller Studien die zugrundeliegenden Mechanismen für die Entstehung von Emotionen sowie deren Einfluss auf Motivation und Leistung.
Ein weiteres Thema, das ich insbesondere mit Blick auf die Pandemie interessant finde, ist, inwieweit die Toleranz Unsicherheiten auszuhalten eine Rolle für unser emotionales Erleben spielt und ob es Möglichkeiten gibt, Unsicherheiten besser auszuhalten und mit diesen umzugehen.
Und so erkläre ich Freunden und Familie, worum es da geht:
Als Wissenschaftler ist man stets darum bemüht Antworten auf Fragen zu finden. Die folgenden Fragen interessieren mich in meiner Forschung besonders: Wie fühlen sich Kinder in der Schule? Inwiefern beeinflussen unsere Gefühle, wie gut wir Aufgaben bearbeiten und lernen können? Wie entwickeln sich unsere Gefühle während der Schulzeit und im Studium? Welche Faktoren beeinflussen diese Entwicklung? Und welchen Zusammenhang gibt es zwischen Emotionen, Motivation und Leistung in einem Fach?
Diese Methoden wende ich bevorzugt an:
In meinen Studien versuche ich emotions- und motivationspsychologische Themen aus verschiedensten Perspektiven näher zu beleuchten. Ich führe sowohl korrelative Quer- und Längsschnittstudien als auch Experimente durch und versuche auf diese Weise, die Stärken der experimentellen Forschung (Schluss auf Kausalität) und der angewandten Forschung (ökologische Validität) in einem gemeinsamen Forschungsprogramm zusammenzubringen.
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig:
Insbesondere in Zeiten wie diesen, in denen wir uns mit schwerwiegenden Konsequenzen durch die Pandemie konfrontiert sehen, halte ich es für außerordentlich wichtig, einen Fokus auf das emotionale Erleben und Wohlbefinden von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu legen. Es wird derzeit viel darüber debattiert, wie man Wissenslücken füllen kann, soziale Ungleichheiten in der akademischen Leistung ausgleichen kann und wie man evaluative Standards anpassen kann, um der Situation gerecht zu werden.
Ich halte es jedoch für mindestens ebenso entscheidend, das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit von Schülern und Studierenden in den Blick zu nehmen und darüber nachzudenken, wie man positive Emotionen fördern und Stress und negative Emotionen verringern kann.
Das sind meine Pläne an der Uni Hamburg:
An der Uni Hamburg existiert bereits eine große Vielfalt an verschiedensten Initiativen, Einrichtungen und Strukturen. An diese möchte ich gerne mit meiner Forschung und meinen Lehrkonzepten anknüpfen und sie in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen weiterentwickeln. Insbesondere im Bereich der Förderung von Forschungsqualität und Forschungstransparenz möchte ich mich gerne an der Universität Hamburg einbringen und dadurch transparente und replizierbare Forschung in unserem wissenschaftlichen System weiter implementieren.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Studierenden zentrale psychologische Fragestellungen, die für den Lern- und Leistungskontext relevant sind, zu diskutieren und hoffe, sie in meiner Begeisterung für psychologische Fragestellung anzustecken. Bei der Vermittlung von Lehrinhalten ist es mir besonders wichtig, die Forschungs- und Praxisorientierung zu fördern und den Pendelschwung von der Wissenschaft zur Praxis durchzuführen. Dabei sollte das Pendel in ausgewogener Weise zwischen den Endpunkten Grundlagenwissen und dem Anwendungsbezug hin- und herschwingen und die Studierende befähigen, herauszufinden, welche Theorien nicht nur richtig oder empirisch gut abgesichert sind, sondern inwiefern diese Theorien in der Umsetzung und Anwendung Erfolg versprechend sind.
Blick in die weite Welt – mit diesen internationalen Einrichtungen, Universitäten oder Institutionen arbeite ich zusammen:
In meiner Forschungs- und Lehrpraxis lege ich großen Wert auf internationale Kontakte und Zusammenarbeit und habe in den letzten Jahren ein Netzwerk internationaler Kooperationen etabliert. Intensive Kontakte pflege ich unter anderem in die USA, Australien, aber auch ins europäische Ausland, wie beispielsweise nach Italien und Spanien. Zahlreiche Kontakte habe ich nun durch die letzten Jahre natürlich auch nach England geknüpft. Dieses Netzwerk weiter auszubauen, ist ein großes Anliegen von mir.
Darum freue ich mich auf Hamburg – auf die Stadt und die Universität:
Ich freue mich besonders auf die Zusammenarbeit mit den netten Kollegen und Kolleginnen, die ich bereits kennenlernen durfte sowie darauf, neue Kooperationen zu initiieren, und auf spannende Diskussionen mit den Studierenden!
Ein ausführliches Interview mit Prof. Dr. Lichtenfeld gibt es auf der Webseite der Fakultät für Erziehungswissenschaft.