Wichtige Praxiseinblicke für StudierendeEin Blick hinter die Kulissen populärer Musik
23. November 2021, von Niklas Keller
Foto: UHH
Um in seine Seminare praxisnahe Erfahrungen einfließen zu lassen, lädt der am Institut für Systematische Musikwissenschaft lehrende Wissenschaftler Dr. Nicolas Ruth Menschen aus der Musikindustrie ein – darunter den bekannten Sänger Tobias Regner. Was Studierende durch den Praxisbezug lernen können, erklärt er im Interview.
Welche Forschungsfragen bearbeiten Sie in ihre Kursen „Musik und Musikwissenschaft in den Medien“ und „Forschungsperspektiven auf populäre Musik“?
Das erste Seminar soll im Prinzip einen Blick hinter die Kulissen der redaktionellen Arbeit geben. Wie nutzen Medien Musik und wie berichten Sie über Musikwissenschaft? Wie kann man als Musikerin und Musiker oder Musikwissenschaftlerin und -wissenschaftler die Medien nutzen? Hieraus erwachsen viele Forschungsfragen, die an der Schnittstelle von Musik- und Medienwissenschaft anzusiedeln sind und im Seminar besprochen und diskutiert werden.
Im zweiten Kurs besprechen wir verschiedene methodische Ansätze der populären Musik, also jeglicher musikalischer Praxis, die einer bestimmten Zielgruppe gefallen soll. Das kann zum Beispiel Pop und Rock sein, aber auch Hip-Hop, Metal und Electro. Zudem schauen wir uns verschiedene Spielarten dieser Musik und Forschungsfelder an – darunter Semiotik, Gender Studies, Technologie und Musikwirtschaft.
Wie fiel die Wahl auf Tobias Regner, Emily Roberts und den Musikmanager Ion Christopoulos?
Der Sänger Tobias Regner gewann 2006 die dritte Staffel der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ und bekam somit Einblicke in eine ganz spezielle Art des Showgeschäfts. Ich habe ihn bereits bei einer Tagung kennengelernt und war fasziniert von seiner Offenheit, mit der er über seine Erfahrungen spricht. Dabei lässt er auch die kritischen Seiten der Branche nicht aus. Er macht noch immer Musik und kann auch spannende Geschichten über seinen zweiten Karriereweg als Singer-Songwriter berichten. Emily Roberts ist eine spannende aufstrebende junge Musikerin, die aus Hamburg stammt und die deutsche wie auch die englische Musikszene kennt.
Um die Perspektive des Managements zu beleuchten, wird Ion Christopoulos als Gast am Seminar teilnehmen. Ein ehemaliger Student von mir arbeitete bei Universal Music Production. Die Schnittstelle zwischen Medien und Musikproduktion ist äußerst interessant und für viele Studierende ein denkbarer Arbeitsbereich. Besagter Student hat mir Christopoulos als Gast empfohlen.
Was erhoffen Sie sich von der Teilnahme der eingeladenen Musiker und Musikproduzenten?
Gäste in einem Seminar sind immer eine Bereicherung für die Inhalte. Ich hoffe, dass Studierende bereits erlernte Seminarinhalte nutzen können, um reflektierte und womöglich kritische Fragen zu stellen. Bei zwei so praxisnahen Themen finde ich es sehr wichtig, dass Studierende auch Informationen von Expertinnen und Experten außerhalb der Universität erhalten und dadurch Perspektiven kennenlernen, die wir aus akademischer Sicht vernachlässigen oder gar übersehen. Eine solche Sitzung lockert zudem den Seminarablauf zwischen üblichem Input von mir, Referaten und Gruppenarbeiten auf.
Was können Studierende von den Gästen lernen?
Meine Studierenden sollen Einblicke in Prozesse erhalten, die wir sonst nur analytisch oder theoretisch betrachten. Biografische Anekdoten zu verstehen und Blickwinkel von Praktikerinnen und Praktikern kennenzulernen, sind weitere Lernziele. Vielleicht reift auch die Erkenntnis, dass Menschen aus der Praxis nicht immer die besten Primärquellen sein müssen. In die Antworten können viele subjektive Erfahrungen einfließen.