„Willkommen an Bord“„Was brauchen Menschen, um an unseren modernen Gesellschaften teilzuhaben?“Prof. Dr. Holger Schoneville verstärkt die Erziehungswissenschaft
14. Oktober 2021, von Schoneville/Red.
Foto: Privat
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor.
Prof. Dr. Holger Schoneville ist von der Technischen Universität Dortmund nach Hamburg gekommen und hat zum Wintersemester 2021/22 an der Fakultät für Erziehungswissenschaft eine Professur für „Sozialpädagogik“ angetreten.
Mein Forschungsgebiet in drei Sätzen:
In einem meiner Forschungsschwerpunkte untersuche ich die Frage, wie Jugendliche private und öffentliche Räume erleben und sich durch Nutzung aneignen sowie welche Rolle soziale Ungleichheit dabei spielt. Ein zweiter Schwerpunkt ist die sozialpädagogische Armutsforschung: In diesem Feld erforsche ich einerseits, wie Menschen Armut erfahren, und andererseits schaue ich mir den Wandel des wohlfahrtsstaatlichen Arrangements in diesem Kontext an. Hinter beiden Themen steht die Frage, wie soziale Ungleichheit zu Ausgrenzungen führen kann und was auf den unterschiedlichen Ebenen einer Gesellschaft für die gelingende Teilhabe aller Menschen benötigt wird.
So erkläre ich Freunden und Familie, worum es in meinem Fach geht:
In modernen Gesellschaften finden wir heute enormen ökonomischen, kulturellen und sozialen Reichtum, der ein Leben ermöglichen kann, an das meine Großeltern in den 1950er- und 1960er- Jahren in ihren phantastischsten Träumen nicht gedacht hätten. Gleichzeitig partizipiert ein großer Teil der Gesellschaft nicht an diesem Reichtum, nicht wenige sind sogar von Ausgrenzung betroffen. Zentrale Fragen sind für mich: Was brauchen Menschen, um an modernen Gesellschaften teilzuhaben, demokratische Partizipation zu verwirklichen und eigene Vorstellungen eines guten Lebens zu leben? Damit geht es um die materiellen und strukturellen Voraussetzungen gesellschaftlicher Teilhabe, aber auch um Erfahrung und Wissen oder anders gesagt, hier spielt Bildung eine zentrale Rolle.
Diese Methoden wende ich bevorzugt an:
Besonders begeistern mich immer noch qualitative, verstehende Methoden. Wenn ich Interviews führe, mache ich dies als Versuch, die Welt aus der Perspektive meines Gegenübers zu verstehen. Wie sieht die Welt für diese Person aus? Wie fühlt sich ihre Lebenswelt an? Wie stellt die Person Sinn her? Was motiviert sie? Gibt es Dinge an denen sie leidet? Wie drückt sich dieses Leiden aus? Das sind Fragen, die mich immer wieder interessieren.
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig – zur Lösung dieser Probleme könnte meine Forschung beitragen:
Es geht um grundlegende gesellschaftliche Fragen: Was brauchen Menschen, um an unseren modernen Gesellschaften teilzuhaben, welche Ressourcen benötigen sie, wie müssen Institutionen gestaltet werden und welche Bildungsangebote können sie darin unterstützen? In diesen Fragen stecken Herausforderungen, die gerade in Bezug auf Kinder und Jugendliche immer aktuell sind. Aber auch vor dem Hintergrund, dass wir es in unserer Gesellschaft heute mit einer sich weiter verfestigten Ungleichheit zu tun haben und ein großer Teil von Menschen in Armutslagen lebt, ist für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen eine zentrale Herausforderung. Das sind Themen zu denen ich gerne meine Expertise einbringen möchte.
Das sind meine Pläne an der Uni Hamburg – in Bezug auf Transfer, Lehre o. Ä.:
Mein Eindruck bislang ist, dass ich an der Universität Hamburg gar nicht so viel neu erfinden muss. In der Erziehungswissenschaft in Hamburg gibt es ja starke theoretische Arbeiten, differenzierte Forschung, etablierte Transferprojekte in die berufliche Praxis hinein und ausgezeichnete Lehrkonzepte. Ich sehe meine Aufgabe darin, mit meinen Themen daran anzuschließen und hoffe, dass ich hier und da eigene Akzente setzen kann.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
Meine Einladung an die Studierenden ist, dass wir gemeinsam zentrale gesellschaftliche Fragen zum Gegenstand unserer Auseinandersetzungen machen. In der Sozialpädagogik geht es um Anstrengungen, die das Ziel haben, Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen und zu sichern. Das ist gesamtgesellschaftlich bedeutungsvoll, aber natürlich auch individuell, also für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die die Angebote in der ein oder anderen Weise nutzen. Gleichzeitig geht damit aber auch eine enorme Verantwortung einher, was das Wissen und Können der zukünftigen Generationen von Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen angeht.
Blick in die weite Welt – mit diesen internationalen Einrichtungen, Universitäten oder Institutionen arbeite ich zusammen:
In den vergangenen Jahren habe ich es besonders genossen, mit Kolleginnen und Kollegen in Europa sowie Brasilien und den USA zu kooperieren. Intensiv habe ich in jüngster Zeit vor allem mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz sowie aus Belgien zusammengearbeitet.
Darum freue ich mich auf Hamburg – auf die Stadt und die Universität:
Besonders freue ich mich auf den inhaltlichen Diskurs. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen sowie Studierenden konstruktiv um zentrale Fragen des Fachs zu ringen, das ist für mich ein wichtiger Teil von Wissenschaft. Ich hoffe sehr, dass das bald auch wieder mehr persönlich geht. Und ansonsten, freue ich mich zum Start auf ein Bier mit Blick auf die Elbe.