Liliia Diakova mit DAAD-Preis ausgezeichnet„Ich will später wirklich etwas bewirken“
4. Dezember 2020, von Niklas Keller
Foto: privat
Liliia Diakova erhält den diesjährigen Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Der Preis für herausragende studentische Leistungen und besonderes soziales und interkulturelles Engagement wurde der Studentin der Rechtswissenschaft am 3. Dezember in digitaler Form übergeben.
Sie kommen aus Russland und studieren seit dem Wintersemester 2016/17 an der Universität Hamburg Rechtswissenschaft. Warum haben Sie sich für dieses Studienfach entschieden?
Irgendwie hatte ich immer ein Gefühl dafür, was Recht sein soll und was Unrecht ist. Alle Kinder im Kindergarten und in der Schule haben auf die Frage „Was willst du werden?“ gesagt: Ballerina oder Tänzerin. Ich habe gesagt, dass ich Richterin werden will. Meine Mama hat sich schon Sorgen gemacht, was mit dem Kind los ist, ob sie sich nicht ein anderes und einfacheres Schicksal aussuchen kann.
Warum ist Ihre Entscheidung auf die Universität Hamburg gefallen?
Ich habe damals mithilfe eines Stipendiums von Copernicus e.V. Hamburg, einem Verein für Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem Ausland, ein Semester in Hamburg studiert. Ich hatte einen engen Kontakt mit Frau Lasczewski, Leiterin des International Office der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg und sie hat mich motiviert und ermutigt, Hamburg als Studienort zu wählen. Auch mein Umfeld hat mich dazu bewogen. Ich kannte mich schon aus und hatte hier meinen Freundeskreis aufgebaut. Auch die Möglichkeit, weiter vor Ort beim Copernicus e.V. mitzuwirken hat dazu beigetragen. Jetzt bin ich mittlerweile im Vorstand.
Die Universität ist sehr vielfältig, hat vieles zu bieten, ist divers und international. Das habe ich immer gemocht. Alle versuchen, sich im Studium zu engagieren und machen irgendwas, zum Beispiel beim AStA oder bei PIASTA. Ich habe alles ausprobiert und es hat mir viel Spaß bereitet. Deswegen bereue ich meine Wahl nicht.
Den DAAD-Preis erhält man nicht nur für herausragende studentische Leistungen, sondern auch für ein besonderes soziales Engagement. In welchen Bereichen sind Sie aktiv?
Seit ich in Hamburg bin, engagiere ich mich beim Copernicus e.V. Hamburg, der auch mich bei meinem Auslandssemester unterstützt hat. Dort habe ich auch schon als Betreuerin anderen Studierenden geholfen. Jetzt bin ich eher organisatorisch tätig. Auch bei PIASTA habe ich mich engagiert. Dort haben wir verschiedene Veranstaltungen organisiert und zum Beispiel Abende veranstaltet, an denen wir zusammen gekocht haben oder kulturell aktiv waren. Bei PIASTA kommt man mit verschiedenen Menschen ins Gespräch, das finde ich toll.
Außerdem war ich drei Jahre lang Teil von MOSAIQ, ein Projekt, das sich gegen antimuslimischen Rassismus und Diskriminierungen stellt und Weltoffenheit fördern will. Darüber hinaus habe ich in einem Flüchtlingsheim Kindern und Frauen bei den Hausaufgaben geholfen. Da ich eine linguistische Ausbildung habe, weiß ich, wie man Deutsch lernt und lehrt. Während der Corona-Pandemie ist alles eingeschränkt, aber über Copernicus habe ich zurzeit genug Beschäftigung, denn wir veranstalten alles per Zoom und online. Da ich in der Examensvorbereitung bin, habe ich momentan zwar nicht so viel Zeit, aber danach wieder.
Inwiefern hat sich die Corona-Pandemie auf Ihr Studienleben ausgewirkt?
Ich finde es toll, dass ich mir den Weg zur Uni spare. Auch die Bibliothek fehlt mir nicht, denn ich lerne sowieso ganz gerne zu Hause. Was mir aber fehlt, ist, dass man seine Kommilitoninnen und Kommilitonen sieht und auch mit den Professorinnen und Professoren direkt ins Gespräch kommen kann, also insgesamt die Kommunikation und der tägliche Austausch mit anderen Menschen. Man muss irgendwo anders die Kontakte suchen. Das ist zurzeit natürlich schwierig.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Es ist schwer, diese Frage zu beantworten, weil ich vieles im Blick habe. Für eine Richterkarriere in Deutschland brauche ich eine deutsche Staatsbürgerschaft, die ich nicht habe. Deswegen ist das sowieso erstmal vom Tisch. Aber eine Anwaltstätigkeit könnte ich mir durchaus vorstellen. Aber Jura ist ja noch mehr, als Anwältin oder Richterin zu sein. Ich mag internationale Organisationen und NGOs, die sich für Recht und Gerechtigkeit in weniger entwickelten Ländern einsetzen.
Wichtig ist mir, dass ich etwas bewirken kann. Mein Beruf muss sehr sozial sein, er muss viel Kontakt mit den Menschen geben, er muss irgendwas zu dem aktuellen Geschehen in der Welt beitragen. Da sehe ich mich. Und ich weiß, dass man mit Jura tatsächlich sehr viel machen kann.
Ziel des DAAD-Preises
Der mit 1.000 € dotierte und aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierte DAAD-Preis zeichnet jedes Jahr herausragende internationale Studierende bzw. Promovierende aus, die sich sowohl durch besondere akademische Leistungen als auch bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement hervorgetan haben. Mit dem Preis soll einer breiteren Öffentlichkeit deutlich gemacht werden, welche Bereicherung internationale Studierende und Promovierende für die Hochschulgemeinschaft darstellen.
Liliia Diakova
Liliia Diakova kommt gebürtig aus Russland, wo sie ihren Bachelor in Übersetzungswissenschaften mit den Sprachen Deutsch und Englisch absolvierte. Parallel machte Diakova ihre juristische Ausbildung und erhielt ein Stipendium für ein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg, das sie im Sommersemester 2018 begann. Sie engagiert sich darüber hinaus gesellschaftlich: In Russland setzte sie sich für ein Antikorruptionsgesetz ein. In Deutschland ist sie im Studienrat und im Vorstand von Copernicus e. V. tätig und unterstützt PIASTA, ein Programm für die Internationalisierung des Campus und interkulturellen Austausch an der Universität Hamburg.