Humboldt-ForschungsstipendiumAlexey Belousov forscht zu magischen Inschriften von der Schwarzmeerküste
1. Juli 2020, von Tim Schreiber
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Foto: Alexey Belousov
Was macht die antiken magischen Inschriften aus der Region der Schwarzmeerküste so besonders? Dieser Frage geht Prof. Dr. Alexey Belousov als Gastwissenschaftler am Arbeitsbereich Alte Geschichte der Universität Hamburg nach. Er erhält dafür ein einjähriges Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler.
Für sein Projekt, das an der Universität Hamburg Prof. Dr. Werner Rieß vom Fachbereich Geschichte begleitet, wird Prof. Belousov griechische Fluchtafeln, magische Gemmen (geschnittener Schmuck- bzw. Edelstein) und Amulette aus den Regionen der westlichen und nördlichen Schwarzmeerküste untersuchen. In Hamburg wird er dafür theoretische Themen bearbeiten und zum ersten Mal im Rahmen einer umfassenden Studie Material, Form, Layout und Gesamtdesign der magischen Objekte erforschen sowie ihre sprachlichen und stilistischen Merkmale in den breiteren Kontext der altgriechischen Magie stellen.
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„Lange Zeit waren Forscher der antiken Magie vor allem mit Texten von Zaubersprüchen und Amuletten beschäftigt. Die wichtige Rolle von Zeichnungen, des Materials selbst und der spezifischen Anordnung von Texten auf magischen Objekten und in griechischen magischen Papyri wurde zwar früh bemerkt, aber nicht systematisch aufgearbeitet“, sagt Belousov. Besonderheiten des Materials und der Form seien mit dem Text auf einem magischen Objekt intrinsisch verbunden, alle Bestandteile eines Objektes müssten zusammen betrachtet und analysiert werden, ohne die konstituierenden Elemente zu splittern und abzuteilen.
Spannungsfeld der magischen Praktiken
Ausgangspunkt der Forschung ist die Hypothese, dass die magischen Praktiken der antiken Griechen aus Pontos, einer historischen Landschaft an der Südküste des Schwarzen Meers, einerseits mit magischen Praktiken des griechischen Mutterlandes verbunden sind. Andererseits weisen sie dank der Abgeschiedenheit der Region von der zentralen griechischen Ökumene und enger Kontakte der pontischen Griechen zur lokalen iranischen und thrakischen Bevölkerung eine Reihe von Besonderheiten auf. „Dieses Spannungsfeld möchte ich im Zuge des Projekts näher beleuchten“, erklärt Belousov, der am 1. Juni seine Arbeit in Hamburg aufgenommen hat. „Die Universität Hamburg ist nicht nur eines der bekanntesten Zentren für das Studium der griechischen Epigraphik mit einer sehr guten Spezialbibliothek, sondern es gibt auch eine Reihe verwandter wissenschaftlicher Projekte, die deutsche und ausländische Fachleute zusammenbringen.“
Alexey Belousov studierte Klassische Philologie an der Orthodoxen Geisteswissenschaftlichen St.-Tichon-Universität Moskau und ist derzeit Professor an der Fakultät für Geschichte der Staatlichen Universität Moskau. Den Hauptgegenstand seiner Forschungen bildet die Geschichte der antiken Religionen in all ihren Verzweigungen. Seine Dissertation (2010) widmet sich dem religiösen Kontext der Werke von Flavius Philostratus. Seit zehn Jahren beschäftigt sich Belousov vorwiegend mit der griechischen Epigraphik der nördlichen Schwarzmeerregion, genauer mit magischen Inschriften.
Das „Humboldt-Stipendium"
Das „Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler“ der Alexander von Humboldt-Stiftung gibt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Ausland die Möglichkeit, ein langfristiges Forschungsvorhaben von sechs bis 18 Monaten in Kooperation mit einem selbst gewählten wissenschaftlichen Gastgeber an einer Forschungseinrichtung in Deutschland durchzuführen.