Zwei UHH-Forschende bei Lindau Nobel Laureate MeetingsDen „Lindau-Spirit“ online erleben
26. Juni 2020, von Maria Latos / Anna Priebe

Foto: UHH/Ohme, privat
Bei den „Lindau Nobel Laureate Meetings“ treffen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Nobelpreisträgerinnen und -träger. In diesem Jahr sollten mit Dr. Daria Gorelova und Jochen Hartmann zwei Nachwuchsforschende der Universität Hamburg dabei sein. Aufgrund der Corona-Pandemie werden aus dem Treffen vorerst die „Online Science Days“.
Das persönliche Treffen mit den Nobelpreisträgerinnen und -trägern ist auf das kommende Jahr verschoben worden, dafür gibt es eine Online-Veranstaltung. Was erwarten Sie?
Gorelova: Es ist sehr traurig, dass das Treffen in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Natürlich ist ein Online-Treffen kein Ersatz für einen persönlichen Austausch. Dennoch freue ich mich über die Möglichkeit, den zahlreichen Vorträgen zuzuhören und an den Diskussionen teilzunehmen. Auf zwei Debatten, an denen auch Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger teilnehmen werden, freue ich mich besonders: „Women in Science“ und „Starting Careers“. Beide Themen sprechen die Herausforderungen an, denen ich als Frau in der Wissenschaft, die eine Karriere aufbauen will, gegenüberstehe.
Hartmann: Und das Programm klingt vielversprechend. Es gibt diverse Formate und Vorträge, von denen ich mir spannende Impulse erhoffe. Es wird eine Vielzahl von Themen besprochen, die mich sehr interessieren, zum Beispiel der Klimawandel und das Thema Wissenschaftskommunikation. Für mich bietet das zusätzliche Event zudem die Möglichkeit, nicht nur im kommenden Jahr mit den Ökonomen in Austausch zu treten, sondern dieses Jahr online an der interdisziplinären Veranstaltung teilzunehmen, sodass ich das durchaus als Gewinn empfinde.
Das Treffen mit Nobelpreisträgerinnen und -trägern findet dann im kommenden Jahr statt. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Hartmann: Was mich besonders anspricht, ist das Leitmotiv der Veranstaltung: „Educate – Inspire – Connect“. Das sind auch die Erwartungen, die ich habe. Ich erhoffe mir, dass ich mit vielen Ideen nach Hause fahre, spannende Leute kennenlerne und Inspirationen bekomme. Womöglich ergeben sich gemeinsame Projekte.
Gorelova: Ich freue mich auch sehr über die Gelegenheit, mit einer Reihe brillanter Leute Kontakte knüpfen zu können: mit den Nobelpreisträgern, aber auch mit den anderen jungen Forscherinnen und Forschern. Besonders freue ich mich auf die Teilnahme an den Diskussionen und den Meinungsaustausch über die aktuelle Situation in der Welt.
Hartmann: Natürlich ist das ein unwirklicher Gedanke, mit Nobelpreisträgerinnen und -trägern frühstücken und in informellem Rahmen über seine Projekte sprechen zu dürfen. Aber bei der Vielfalt und Vielzahl an Teilnehmenden erwarte ich, dass die Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen ebenso inspirierend sein werden. Es ist immer vom sogenannten Lindau-Spirit die Rede. Ich bin gespannt, wie es sich dann nächstes Jahr anfühlt.
Was erhoffen Sie sich von den Veranstaltungen für Ihre persönliche Forschung?
Hartmann: Ich befasse mich vor allem mit der Analyse von unstrukturierten Daten mittels Methoden des maschinellen Lernens, also zum Beispiel nutzergenerierten Texten und Bildern. Diese Methoden lassen sich disziplinübergreifend einsetzen. Die teilnehmenden Personen haben die verschiedensten Hintergründe, sodass sich möglicherweise gemeinsame spannende Fragestellungen ergeben, etwa zum gesellschaftlichen Wohlbefinden in Krisenzeiten, das man verlässlich aus der Kommunikation in sozialen Medien ableiten kann.
Gorelova: Vorab ist es schwer abzuschätzen, welchen Gewinn ich für mein spezielles Forschungsgebiet mitnehmen kann, also die Umwandlung von Licht in Elektrizität. Ich denke aber, dass es für jede Wissenschaftlerin und jeden Wissenschaftler sehr wichtig ist, über den Tellerrand hinauszuschauen und einen breiten Überblick über die aktuellen wissenschaftlichen Themen und Ergebnisse zu haben. Auf diese Weise können frische neue Ideen für die eigene Forschung geboren werden. Eine Inspiration für neue Ideen zu bekommen, ist genau das, was ich mir nach dem Treffen erhoffe.
Zu den Personen
Dr. Daria Gorelova
Dr. Daria Gorelova hat Physik und Angewandte Mathematik am Moskauer Institut für Physik und Technologie studiert. Ihre Promotion hat sie am Forschungszentrum Jülich geschrieben und an der RWTH Aachen verteidigt. Von 2013 bis 2020 war sie am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY als Postdoktorandin in der CFEL-DESY-Theoriegruppe von Prof. Dr. Robin Santra tätig. Seit April 2020 ist sie Juniorprofessorin mit dem Schwerpunkt „Beobachten der Bewegung von Exzitonen“ am Fachbereich Physik. Zudem ist sie Inhaberin eines Freigeist-Fellowships der VolkswagenStiftung und wurde von dieser für das Treffen vorgeschlagen.
Jochen Hartmann
Jochen Hartmann studierte von 2009 bis 2014 Betriebswirtschaftslehre an der „WHU – Otto Beisheim School of Management“. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit als Unternehmensberater, war er von 2017 bis 2019 Promotionsstudent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Marketing & Customer Insight von Prof. Dr. Mark Heitmann, der ihn gemeinsam mit Prof. Dr. Henrik Sattler für das Treffen vorgeschlagen hat. Seit Ende 2019 ist Hartmann wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Marketing & Branding und koordiniert die DFG-Forschungsgruppe „How Social Media is Changing Marketing“.
Lindau Nobel Laureate Meetings
Die Treffen zum wissenschaftlichen Austausch, an denen neben den Nobelpreisträgerinnen und -trägern vor allem Nachwuchsforschende teilnehmen, gibt es bereits seit 1951. In den Naturwissenschaften finden immer abwechselnd Treffen in den Bereichen Physik, Chemie und Medizin statt; alle fünf Jahre gibt es eine interdisziplinäre Veranstaltung, die auch für dieses Jahr geplant war. Die Treffen im Bereich Wirtschaftswissenschaften finden alle drei Jahre statt. Neben Vorlesungen und Diskussionen gibt bei den Lindau Nobel Meetings auch Masterklassen und Präsentationen, an denen regelmäßig rund 600 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilnehmen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Treffen auf 2021 verschoben. Stattdessen finden vom 28. Juni bis 1. Juli die „Online Science Days“ statt.