Cord Jakobeit ist neuer WiSo-Dekan„Fokus auf Austausch und Zusammenarbeit“
4. Mai 2020, von Christina Krätzig

Foto: UHH/Ohme
Seit 1. Mai 2020 ist Prof. Dr. Cord Jakobeit neuer Dekan der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und damit Nachfolger von Gabriele Löschper, die nach zehn erfolgreichen Jahren als Dekanin in den Ruhestand geht. Der Professor für Politikwissenschaft war zuvor bereits bis 2019 Prodekan der Fakultät. Im Interview erklärt er, wie er die Fakultät nach der Corona-Krise gestalten will und warum ihn das Thema Zusammenarbeit als Mensch und als Wissenschaftler gleichermaßen beschäftigt.
Herr Jakobeit, was für ein Mensch wird mit Ihnen WiSo-Dekan?
Ich bin ein Mensch, der gern mit anderen kooperiert und der bei Problemen lieber auf gemeinsame Schnittmengen fokussiert als auf eventuelle Hindernisse. Ich sehe mich als lösungsorientiert und kompromissbereit, obwohl ich im Zweifelsfall auch vorangehen und bindende Entscheidungen fällen kann. Und Humor hilft natürlich immer.
Was haben Sie sich als Dekan vorgenommen?
Ich möchte die zentralen Themen der Fakultät und der Universität weiterentwickeln: Beispielsweise den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft stärken oder die internationale Zusammenarbeit weiter ausbauen, indem wir mehr Studierenden einen Auslandsaufenthalt ermöglichen und den Anteil der englischsprachigen Lehrveranstaltungen erhöhen. Mit der DFG-Kolleg-Forschungsgruppe „Zukünfte der Nachhaltigkeit" und dem Center for Sustainable Society Research ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema der Fakultät. Hier werden wir weitere Schwerpunkte setzen. Durch unsere Beteiligung am Klimacluster CLICCS tragen wir zudem dazu bei, eine klimaneutrale Zukunft zu ermöglichen.
Aufgrund der Corona-Krise beginnen Sie Ihr Amt zu einem schwierigen Zeitpunkt. Wie gehen Sie damit um?
Die Verlagerung ins Digitale hat an der Fakultät große Anstrengungen gekostet, aber gut geklappt. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass die Universität Hamburg eine Präsenzuniversität ist und sich Studierende wie auch Mitarbeitende bewusst für den lebendigen Austausch an einer solchen Universität entschieden haben. Ich erhoffe mir, dass die Rückkehr zum analogen Lehren und Arbeiten – wenn es denn so weit sein wird - das Beste beider Welten kombiniert. Die Erfahrungen der digitalen Lehre können für die Präsenzlehre fruchtbar gemacht werden. Und ganz sicher wird es dann auch wieder eine größere Offenheit und eine neue Wertschätzung für die direkten Begegnungen und den direkten Austausch geben.
Als Politikwissenschaftler beschäftigen Sie sich mit internationalen Beziehungen. Sie haben zu Themen wie Krieg und Frieden, Umweltzerstörung oder Entwicklung bzw. Unterentwicklung in Afrika, Europa und den USA gearbeitet. Welches zentrale Interesse steht im Mittelpunkt Ihrer Arbeit als Wissenschaftler?
Ich interessiere mich für grenzüberschreitende Prozesse. Die großen Herausforderungen unserer Zeit, von denen Sie eben einige genannt haben, können nicht von Nationalstaaten allein gelöst werden. Ich möchte verstehen, wie Austausch und Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg ¬ seien sie national, ethnisch oder auch kulturell – zielführend und konfliktarm gestaltet werden können. Wir können die globalen Probleme nur sinnvoll bearbeiten, wenn alle 193 Staaten gemeinsam mit den privaten und zivilgesellschaftlichen Akteuren an einem Strang ziehen. Ebenso wie wir die Zukunft der Universitäten nur mit allen Fakultäten, Instituten, Fachbereichen und Menschen gemeinsam gestalten können.
Zur Person
Cord Jakobeit studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Staats- und Verwaltungsrecht an der TU Hannover, dem Institut d´Etudes Politiques in Paris, der Universität Hamburg, an der London School of Economics und an der Harvard University. 1983 schloss er das Studium in Hamburg mit einem Diplom in Politikwissenschaft ab, 1986 erwarb er einen Master in Public Administration an der Harvard University. Er promovierte in Hamburg und arbeitete an der FU Berlin und am Stanford Study Center in Berlin, bevor er im Jahr 2000 Professor für Politikwissenschaft, insbesondere für Internationale Beziehungen, an der Universität Hamburg wurde.